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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Aktentasche abgestellt hatte, spürte er auch schon Reimanns kühle Hand auf der Stirn. »Sie fiebern«, stellte Reimann fest. »Ich fürchte beinahe, ich habe Ihnen etwas zu viel zugemutet. Sobald das hier vorbei ist, müssen Sie schleunigst in die nächste Notaufnahme.«
    »Blödsinn«, sagte Will. »Ich friere.«
    Im selben Moment begriff er, wer Eimyrja war. Die Hohepriesterin. Er war von seinem Weg aus den eisigen Wäldern zurückgekehrt, von der langen, anstrengenden Reise, auf die ihn Eimyrja geschickt hatte, weil sie behauptet hatte, dass er eine Hand voll der ganz speziellen Kupfermischung besorgen musste, weil …
    Der Grund war ihm komplett entfallen. Vielleicht hatte er auch niemals wirklich eine Rolle gespielt.
    »Wir müssen weiter«, zischte Reimann grob. »Ich habe Schritte gehört. Aus einem der Nebengänge, die ebenfalls zum Drachenfeuer führen.«
    »Zum Drachenfeuer.« Will nickte, als würde er wirklich verstehen, was Reimann gesagt hatte. Aber das war ganz und gar nicht der Fall. In seinem Inneren tobte ein ganzer Orkan widersprüchlichster Gefühle. Was auch immer mit ihm passierte, es war mehr als nur ein körperlicher Zusammenbruch als Folge starken Blutverlusts und vollkommener Erschöpfung – er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal wirklich tief und fest durchgeschlafen hatte –, es war das Gefühl, dass ihm seine Identität entglitt, seine eigene, fest gefügte Persönlichkeit, und er stattdessen begann, sich in unzähligen fremden und doch seltsam vertraut wirkenden Existenzen zu verlieren. Vielleicht war das eine Folge des Schocks, den er beim Anblick von Rattengesichts verstümmelter Leiche empfunden hatte, oder besser gesagt: das Resultat der permanenten psychischen Zermürbung der letzten Tage, der nicht enden wollenden Aneinanderreihung zwischen niederschmetternden und wieder Hoffnung machenden Ereignissen.
    »Kommen Sie jetzt endlich«, zischte ihm Reimann ins Ohr. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    »Natürlich.« Will versuchte loszugehen, aber seine Füße verfingen sich irgendwie ineinander, und er taumelte so ungeschickt, dass auch Reimann mitgerissen wurde und mit seiner ganzen Kraft dagegenhalten musste, damit sie nicht gemeinsam strauchelten und zu Boden gingen.
    »Verdammt«, fluchte Reimann. »Für solche Späße werde ich allmählich zu alt.«
    »Dann rufen Sie doch Verstärkung«, forderte ihn Will auf.
    Reimann sah ihn fast erschrocken an. »Nicht so laut«, flüsterte er. »Oder wollen Sie Georg frühzeitig auf uns aufmerksam machen?«
    »Georg?« Jetzt, in dem Moment, in dem sie beide wie verabredet mitten in der Bewegung innehielten, hörte es auch Will. Inmitten des Ratterns, Stampfens und Zischens der Kältemaschinen waren da auch Schritte, und nicht nur das; es drangen die Fetzen eines halblaut geführten Gesprächs zu ihnen herüber, das zwei Männer führten, die durchaus zu wissen schienen, dass hier noch jemand anderes unterwegs war und nicht vorzeitig auf sich aufmerksam machen wollte. Und wenn Will noch Zweifel gehabt hätte, dass sie nicht mehr länger hier allein unterwegs waren, dann wären sie spätestens in dem Moment zerstoben, in dem sich irgendwo weit vor ihnen ein schwacher, unruhiger Lichtschein abzeichnete. Entweder kam ihnen jemand direkt entgegen, oder es war die Reflexion des Lichts einer Lampe, das aus einem anderen Gang in eine Halle fiel.
    In die Halle mit den Kältemaschinen.
    Bei dem Gedanken passierte irgendetwas in Will. Es war beinahe so, als wäre ein Schalter umgelegt worden, der bislang verhindert hatte, dass er ruhig und logisch nachdenken konnte. Alles, was an Verwirrung in ihm gewesen war, löste sich in vollkommene Bedeutungslosigkeit auf, und die Erinnerung an den Wolfsgesichtigen, der eben noch spürbar körperliche Präsenz für ihn gehabt hatte, zerstob wie lockerer Schnee, durch den der Wind fährt. Nüchtern und kalt wie ein Computer berechnete er seine Chancen. Nach Reimanns Reaktion zu schließen und nach allem, was passiert war, konnte es sich nur um Georg handeln, der zusammen mit seinen Männern den Bereich hier unten durchkämmte. An Georgs Stelle würde er erst einmal nachsehen, ob Duffy noch in ihrem Versteck war; schließlich konnte er es nicht riskieren, dass Will und Reimann sie befreiten und mit ihr in die nächste Polizeiwache fuhren, um Anzeige gegen ihn zu erstatten.
    Wenn das so war, und wenn Reimann mitspielte, hatte Will durchaus eine Chance, Duffy zu finden,

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