Feuer: Roman (German Edition)
Wolfsgesichtigen zu verblassen und machte endgültig dem des angestrengt und erschöpft wirkenden Polizisten Platz.
»Kommen Sie endlich zu sich, Mann«, keuchte Reimann. »Sie können hier nicht einfach schlappmachen. Nicht so kurz vor dem Ziel.«
»Wir werden unser Ziel erreichen, Ansgar, keine Sorge«, sagte Will. »Es ist nur wichtig, dass ich noch in diesem Winter das Rotgüldigerz besorge, so wie es mir die Hohepriesterin aufgetragen hat.«
»Reißen Sie sich ein bisschen zusammen, Mann. Wenn Sie jetzt schlappmachen und nur noch Blödsinn vor sich hin brabbeln, war alles umsonst – und Sie werden Ihre Tochter nie wiedersehen.«
Wills Gedanken rutschten endgültig weg, ganz ähnlich wie in einem Traum, und ihm war trotz allem bewusst, dass etwas nicht stimmte, dass irgendetwas passierte, das ganz und gar nicht in Ordnung war, so wie in einer Nacht, in der man schweißnass und mit klopfendem Herzen aufwacht, noch den metallischen Nachgeschmack von etwas auf den Lippen, das mit irgendetwas Gewalttätigem, Schrecklichem zu tun hatte, und für ein paar fürchterliche Sekunden nicht weiß, was Realität ist und was nicht.
»Eimyrja hat mir aufgetragen, das Kupfer zu holen.« Will versuchte die Sätze zurückzuhalten, die aus ihm herausdrängten, aber es gelang ihm nicht. Auf irgendeiner Ebene seines Verstands war ihm durchaus klar, was passierte: Sein Körper und sein Geist waren so geschwächt, dass er sich Dinge einzubilden begann, die es gar nicht gab, und seine Fantasie zapfte all das wirre Zeug an, das ihn in den letzten Tagen geplagt hatte. »Es wird ein langer und nicht ungefährlicher Weg werden«, sagte Will mit der Sturheit eines gerade Erwachenden, der einfach nicht von seinem Traum lassen kann. »Aber ich habe keine andere Wahl. Ohne das Kupfer kann ich die Opferschale nicht fertig stellen.«
»Es reicht, Lokkens. Hören Sie auf mit dem Quatsch.«
»Ich traue Eimyrja nicht«, murmelte Will fast unhörbar. »Aber ich habe keine andere Wahl. Du musst vorsichtig sein. Sag auch Eckwin und Guntram, dass sie Obacht geben sollen, bis ich wieder zurück bin.«
»Ich werde schon dafür sorgen, dass Sie gleich wieder zurückkommen.« Will sah etwas auf sich zufliegen, und im gleichen Moment klatschte auch schon eine Hand in sein Gesicht.
»Autsch!« Will drehte mit geschlossenen Augen den Kopf in die andere Richtung, in der Erwartung, dass er noch einmal geschlagen werden würde; aber nichts dergleichen geschah. Als er blinzelnd wieder die Augen öffnete, sah er Reimann halb schräg vor sich stehen, in einer grotesk verkrampften Haltung. Der Polizist versuchte gleichzeitig, ihn festzuhalten und ihm nicht zu nahe zu kommen, ein Kunststück, das ihm nur sehr unvollkommen gelang und dazu führte, dass Will erneut in sich zusammenzusacken begann und Reimann wieder rasch auf ihn zutreten musste, um ihn zu stützen.
»Was?«, murmelte Will. »Was ist passiert?«
»Sie sind einen Moment weggetreten, das ist passiert.« Reimann klang so müde, wie er aussah, aber da war auch etwas in seiner Stimme, was Will warnte. »Der Blutverlust …«
»Und Eimyrja?«, unterbrach ihn Will.
»Eimyrja?«, echote Reimann. »Wer soll das sein?«
Das, fand Will, war eine sehr gute Frage. Er wusste es selbst nicht genau. Die Umgebung begann schon wieder um ihn herum zu flackern, und er spürte, wie ihn etwas hinwegziehen wollte aus dem Gang, in eine ganz andere Umgebung, in die einer Schmiede, in der all das angefangen hatte, was ihn in letzter Konsequenz hierhin getrieben hatte – hierhin getrieben hatte? Was sollte das bedeuten? Er spürte, dass es wichtig war, diesen Gedanken festzuhalten, aber noch während er das dachte, entglitt er ihm wieder.
Er erinnerte sich nur daran, dass ihn Eimyrja hatte abfangen wollen, als er auf dem Weg hinunter zum Dorf gewesen war. Sie hatte ihn mit kaltem Blick gemustert, und statt freundliche Worte für ihn zu haben, statt zu fragen, ob es ihm gelungen sei, bei seiner entbehrungsreichen Reise das spezielle Kupfer gegen die Wertgegenstände einzutauschen, die er mitgeführt hatte, hatte sie nur Spott und Hohn für ihn übrig gehabt.
»Ich dachte schon, du kommst nicht mehr«, hatte sie abfällig gesagt.
Es kam Will beinahe so vor, als würde er noch jetzt ihre bösen Worte hören. »Eimyrja hat mich weggelockt«, sagte er.
»Weggelockt?« Jetzt klang Reimanns Stimme eindeutig besorgt. Er beugte sich ein Stück nach unten, irgendetwas klackte, und als Will begriff, dass er die
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