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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte er. »Jetzt glaube ich Ihnen sogar, dass Sie den Arm nicht bewegen können.« Er griff wieder nach der Handschelle, die von Wills linkem Arm baumelte, verzichtete aber darauf, auch sein anderes Gelenk zu fesseln, sondern zog Will nur hinter sich her. Die Vorstellung, auf diese Weise aus dem Haus und auf die Straße hinausgeschleppt zu werden, kam ihm fast noch entwürdigender vor als die, mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen abgeführt zu werden.
    Sie verließen die Wohnung. Weiter unten im Haus erschallte noch immer Lärm und Stimmengewirr, aber zumindest auf dieser Etage schienen sie die einzigen lebenden Menschen zu sein. Die Tür gegenüber stand sperrangelweit offen, und irgendwo in der Wohnung dahinter plärrte ein Radio. Falkenberg machte einen Schritt in Richtung der Treppe und blieb dann noch einmal stehen, um die offen stehende Tür nachdenklich zu mustern. Zu Wills Erleichterung verzichtete er jedoch darauf, kehrtzumachen, um in die Wohnung zu gehen und dort nach dem Rechten zu sehen. Vielleicht begann ja mittlerweile sogar er zu spüren, dass hier irgendetwas nicht stimmte.
    Als sie die Hälfte der ersten Treppe hinter sich hatten, kam ihnen Reimann entgegen. Sein Gesicht war puterrot angelaufen, und er schnaufte vor Anstrengung. Man sah ihm an, wie schwer es ihm fiel, eine Stufe nach der anderen zu nehmen. Als er Falkenbergs und Wills ansichtig wurde, hielt er an und ließ sich mit einem erleichterten Seufzen gegen die Wand sinken. Allerdings nur für einen Moment, dann erblickte er die Handschelle an Wills Arm, und sein Gesicht verdüsterte sich.
    »Was soll denn dieser Unsinn?«, schnappte er.
    »Unsinn?«, wiederholte Falkenberg. »Aber ich dachte …« »Das ist Ihr Problem, Falkenberg«, fiel ihm Reimann ins Wort. »Sie denken immer im falschen Moment. Machen Sie ihn los!« Falkenberg funkelte seinen Vorgesetzen trotzig an, aber er beeilte sich trotzdem, seinem Befehl nachzukommen und Wills Handgelenk zu befreien.
    »Danke«, sagte Will, an Reimann gewandt. »Wo sind sie?«
    »Weg«, antwortete Reimann düster. »Ich konnte gerade noch sehen, wie sie in einen Wagen gesprungen sind. Aber ich habe das Kennzeichen. Die Fahndung ist bereits raus.« Er schürzte grimmig die Lippen. »Keine Sorge. Die kommen nicht weit.«
    »Was ist hier eigentlich los?«, wollte Falkenberg wissen.
    »Das wüsste ich auch gern«, antwortete Reimann. Der Blick, den er Will bei diesen Worten zuwarf, gefiel ihm gar nicht. Aber Reimann ging auch nicht weiter auf das Thema ein, sondern stieß sich mit der Schulter von der Wand ab und drehte sich herum. »Aber das klären wir später. Jetzt erst mal raus hier!«
    Falkenberg wirkte nun völlig verwirrt, aber er sparte sich jede weitere Frage und bedeutete Will nur durch eine komische Kopfbewegung, vor ihm herzugehen. Unter ihnen war es mittlerweile vollends still geworden. Als sie den ersten Treppenabsatz erreichten, fiel die Haustür mit dem typischen schweren Geräusch ins Schloss, und Will verspürte ein kurzes, aber heftiges Schaudern. Es war nur der Luftzug, den die zufallende Haustür auslöste, aber seine Fantasie ließ ihn zu einem Nachhall der unheimlichen Kräfte werden, die das Haus gerade geschüttelt hatten.
    Sie nahmen die Treppe ins erste Geschoss in Angriff, doch Reimann hatte kaum drei Stufen hinter sich gebracht, als er abermals stehen blieb und schwer gegen die Wand sank.
    »Was ist?«, fragte Falkenberg alarmiert.
    Reimann presste seine Hand gegen die Brust und wollte antworten, brachte im ersten Moment aber nur einen japsenden Laut zustande. Sein Gesicht war jetzt nicht mehr rot, sondern begann sich grau zu färben, und das so schnell, dass man dabei zusehen konnte.
    »Ihr Herz?«, fragte Falkenberg.
    »Es … es geht gleich wieder«, antwortete Reimann. Seine Gesichtsfarbe behauptete das Gegenteil, und der Klang seiner Stimme erst recht. Falkenberg sah auch nicht so aus, als glaube er ihm.
    »Diese beschissenen Elektroschocker«, grollte er. »Die Scheißdinger gehören verboten. Ich rufe einen Krankenwagen.«
    Er griff in die Tasche und zog sein Handy heraus, aber Reimann schüttelte heftig den Kopf. »Nicht jetzt. Von mir aus draußen, aber nicht jetzt.« Er versuchte aufmunternd zu lächeln, aber es geriet eher zur Grimasse. »Keine Angst. Ist schließlich nicht das erste Mal, dass meine Pumpe Ärger macht.«
    »Aber das erste Mal, dass Sie einen Stromschlag bekommen haben.« Falkenberg wirkte nicht überzeugt, doch Reimann nahm seinen

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