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Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Kane finster. »Beziehungsweise sechs. Kommt aber auf das Gleiche raus.«
    Val, die Dolmetscherin, die auf der anderen Tischseite saß, gluckste vergnügt, sagte aber nichts. Olivia mochte sie. Sie hatte zuverlässig ihre Arbeit getan, ohne sich ein einziges Mal zu beschweren.
    Direktor Oaks erschien mit dem nächsten Jungen. »Das ist Kenny Lathem«, übersetzte Val Oaks’ Vorstellung. Oaks war bisher bei jedem Gespräch dabei gewesen, und Olivia war sich sicher, dass sie dadurch weniger erfuhren, aber es handelte sich um Minderjährige, so dass sie kaum etwas dagegen sagen konnte.
    Kenny war sechzehn und blond. Er schlief im Wohnheim, und wieder hatte Oaks darauf verwiesen, dass ein Fehlen unbedingt aufgefallen wäre, aber Kenny war im Camp Longfellow gewesen, daher hatten sie besondere Fragen an ihn.
    »Hi, Kenny«, sagte Olivia. »Du weißt, warum wir hier sind?«
    Kenny nickte und antwortete in Gebärdensprache, die Val übersetzte. »Ich habe es von den anderen gehört. Sie suchen jemanden, der vielleicht das Mädchen gesehen hat, das bei dem Brand gestorben ist.«
    Der Blick des Jungen war genauso trotzig wie der all der Jugendlichen, die vor ihm in diesem Raum gewesen waren. Aber darüber hinaus … darüber hinaus war ein Flackern in seinen Augen zu sehen. Angst? Der Junge wusste etwas.
    Olivia schob ihm Traceys Foto über den Tisch zu. »Kennst du sie?«
    Er sah zu Val, betrachtete das Bild und schüttelte den Kopf.
    »Kenny?« Olivia war sicher, noch immer das Flackern der Angst in seinen Augen zu sehen. »Sie ist tot, Kenny«, sagte Olivia. »Sie wurde umgebracht.« Kenny wandte den Blick von der Dolmetscherin ab.
    Oaks trat vor, aber Olivia hielt ihn mit einem warnenden Blick zurück. Sie klopfte auf den Tisch und wartete, bis Kenny wieder zu Val blickte. »Kenny. Jemand hat das Gebäude in Brand gesteckt, als Tracey darin war. Sie war sechzehn, Kenny, so alt wie du. Jemand war bei ihr, hat sie aber allein zurückgelassen. Und weil sie allein war, ist sie umgekommen. Sie ist an Rauchvergiftung gestorben. Sie ist
erstickt.
«
    »Ich kenne sie aber nicht«, gebärdete er, doch seine Hände zitterten leicht. »Ich schwör’s.«
    Und ich glaube dir nicht.
Olivia blätterte das Jahrbuch zu seinem Bild. »Du tust dich im Laufen hervor. Ich war damals gut in Turnen. Heute versuche ich es mit Biathlon. Weißt du, was das ist?«
    Er schüttelte, scheinbar gelangweilt, den Kopf.
    »Skilanglauf kombiniert mit Gewehrschießen. Ich hab’s mal mit Rudern versucht, aber ich werde schnell seekrank.« Sie tippte mit dem Finger aufs Jahrbuch. »Hier steht, dass du ruderst.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin ganz gut«, sagte er. »Na und?«
    »Ruderst du auch schon mal auf dem See? Mit Kanus, Kajaks oder so?«
    »Manchmal.« Zögernd.
    »In Camp Longfellow zum Beispiel?«
    Kenny nickte misstrauisch.
    »Du warst im Sommer dort. Sie auch.« Olivia schob ihm Traceys Foto wieder ein Stück näher heran. »Vielleicht bist du ihr ja doch begegnet. Fandest sie nett. Und sie dich auch.«
    Er schob das Bild zurück. »Ich kenne sie nicht.« Jede Gebärde wurde überdeutlich und langsam gemacht. Val sprach barsch. Ungeduldig. Genervt. Sie war gut.
    »Was würden uns wohl die Campbetreuer sagen, Kenny?« Olivia legte den Kopf schief und musterte ihn eingehend. »Hattest du einen kleinen Urlaubsflirt?«
    »Nein.« Kenny hatte das Wort gleichzeitig hervorgestoßen und gezeigt.
    »Nein«, sagte Val mit Verzögerung.
    Und das glaubte Olivia ihm tatsächlich. »Aber du wolltest das gern. Mochte sie dich nicht?« Kenny blickte weg. Geduldig klopfte Olivia auf den Tisch, bis er wieder Val ansah. »Ich habe dich etwas gefragt. Mochte sie dich nicht?«
    »Und ich habe gesagt, ich kenne sie nicht.« Seine Gebärden wirkten dramatisch. »Was wollen Sie von mir?«
    »Die Wahrheit. Das Mädchen hat die Wahrheit verdient. Sie hat Gerechtigkeit verdient. Die Person, die sie getötet hat, muss dafür bezahlen. Von dir will ich also nur die Wahrheit. Wir wissen, dass sie jemanden in dem Neubau getroffen hat. Sie haben miteinander geschlafen. Warst du das?«
    Er sah ihr direkt in die Augen. »Nein. Ich nicht«, brachte er mühsam hervor, gebärdete die Worte überdeutlich, dann sprang er auf die Füße und floh aus dem Raum.
    Oaks wollte folgen, aber Olivia hielt die Hand hoch. »Lassen Sie ihn gehen.«
    »Könnte er jemanden beschützen?«, fragte Kane, und Oaks stieß einen langen Seufzer aus.
    »Das kann gut sein. Kenny gerät ständig

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