Feuer / Thriller
haben, aber es war schließlich ein prächtiger Tag. Doch die Minuten verstrichen, und seine Miene verfinsterte sich. Noch keine Antwort von Eric.
Hatte der Junge seine Reisepläne geändert? War er entkommen? Das wäre ärgerlich, denn dann müsste er tatsächlich das Video veröffentlichen, obwohl er das doch noch gar nicht tun wollte. Er hatte Albert alle nötigen Informationen gegeben, damit er Erics Flucht verhinderte. Der große Kerl enttäuschte ihn. Er war sich sicher gewesen, dass Albert die Situation inzwischen im Griff hatte.
Er schüttelte den Kopf und begann, eine neue SMS an Albert zu schreiben, als eine von Erics Prepaid-Handy bei ihm eintraf. Er las sie und riss überrascht die Augen auf.
Offenbar hat Eric das Gebäude verlassen.
Ein Foto war an die Nachricht angehängt, und seine Augen weiteten sich gleich noch ein Stück. Eric lag nackt auf seinem Bett, ein leeres Plastiktütchen auf dem Nachttisch. Von allen möglichen Lösungen war Selbstmord diejenige, die er vom guten alten Eric am wenigsten erwartet hätte. Dass der Junge den Mumm dazu hatte, hätte er nicht gedacht.
Doch dann dachte er unwillkürlich an eine frühere SMS an Albert. Vermutlich war Eric nicht freiwillig gegangen.
Verdammt. Das Gespräch hätte ich zu gern mitgehört.
Doch er war außer Reichweite der Mikrofonempfänger gewesen, als er seine Kontrollfahrt für die kommende Nacht gemacht hatte.
wer ist da?
Moi. Du hast jetzt mit mir Kontakt. Ich will ein Treffen.
Er lachte leise, schickte ein
nein
ab, dann warf er das Handy wieder ins Handschuhfach. Gerade noch rechtzeitig. Die Tür ging auf, und eine Frau ganz in Schwarz trat heraus.
Sie war allein. Viel mehr konnte er nicht verlangen. Bis er sie in der Hand hatte. Dann würde er sehr viel mehr verlangen. Und sie würde jede einzelne Frage beantworten.
Er hoffte nur, sie würde ihm das, was er wissen wollte, auch wirklich sagen. Er hatte kein Problem damit, jemandem, der es wie Tomlinson verdiente, eine Kugel durch den Kopf zu jagen, oder jemandem, der eine echte Bedrohung für ihn darstellte wie der Wachmann auf der Baustelle. Folter jedoch … verursachte ihm immer Unwohlsein.
Doch es war nicht zu vermeiden. Sie hatte die Information, er brauchte sie.
Ihr Pech.
Sie ging in Richtung Westen davon, wahrscheinlich um sich etwas zu essen zu besorgen. Er legte den Gang ein und folgte ihr langsam. Ein bisschen Äther auf ein Taschentuch, und das Überraschungsmoment würde ein Übriges tun. Er mochte seinen technischen Schnickschnack wirklich gern, aber manchmal musste es ganz einfach gehen.
Dienstag, 21. September, 15.50 Uhr
»Du hättest mich anrufen sollen«, presste Barlow zwischen den Zähnen hervor. Er und Olivia beobachteten Verhörraum zwei, wo Lincoln Jefferson am Tisch saß, Hände und Füße zusammengebunden. Er hatte noch nicht nach seinem Anwalt verlangt. Olivia war sich nicht sicher, ob sein Verstand wach genug war, um die Situation zu erfassen.
»Ich
habe
dich angerufen«, erwiderte sie ruhig. »Deswegen bist du ja hier.«
Barlow presste die Kiefer zusammen. »Du hättest mich sofort anrufen müssen.«
Olivia warf einen Blick nach links. Special Agent Crawford stand neben ihr und starrte Lincoln Jefferson an, als wollte er die Worte aus ihm herauszwingen. Sie mochte den FBI -Mann nicht, würde aber nicht so dumm sein, sich gegen seine Anwesenheit zu wehren. »Du warst dabei, einen Tatort zu sichten. Ich habe dich angerufen, sobald uns die Identität des Mannes bestätigt wurde.«
»Ich kann noch immer nicht fassen, dass der Mann tatsächlich Lincoln Jefferson heißt«, sagte Kane.
»Sein Bruder heißt Truman Jefferson«, fügte Olivia hinzu. »Seine Mutter konnte es belegen.«
»Ich will Moss«, sagte Crawford mit einem wütenden Knurren. »Lassen Sie mich mit diesem Dreckskerl reden. Er weiß, wo sich Moss verbirgt, da bin ich mir sicher.«
»Die Entscheidung liegt bei unserem Captain«, sagte Kane zögernd. »Aber es spricht ohnehin niemand mit ihm, bevor nicht unsere Psychologin eingetroffen ist. Lincoln hat vielleicht nichts mit unserem Fall zu tun, aber wir wissen es nicht. Dr. Donahue kann ihn sich ansehen und uns raten, wie wir ihn am besten verhören.«
»Der ist nicht verrückt«, spie Crawford aus. »Er ist ein Brandstifter, nicht mehr und nicht weniger.«
»Das Verhalten, das uns David Hunter beschrieben hat, deutet darauf hin, dass er ziemlich durchgeknallt ist«, sagte Olivia. »Jedenfalls tun wir gar nichts, bis Dr. Donahue
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