Feuer / Thriller
mehr als nur Olivias Partner gewesen. Er war ein Freund gewesen und, wenn David sich nicht täuschte, auch eine Vaterfigur. »Wo ist sie?«
»Keine Ahnung«, sagte Barlow. »Ich hörte nur, dass es einen von unseren Leuten erwischt hatte. Ich wusste bis eben nicht, dass es sich um Kane gehandelt hat. Vielleicht ist sie noch im Krankenhaus bei seiner Familie, aber wie ich Olivia kenne, fährt sie zum Tatort zurück.«
Und macht ihre Arbeit. Wie ich.
Am liebsten hätte er Casey um ein, zwei Stunden Pause gebeten, um nach Olivia und Jeff sehen zu können, aber es gab noch genug zu tun. »Ich rufe sie an.« Aber was sollte er ihr sagen?
»Ich habe von Ihrem Partner gehört – Zell«, fuhr Barlow fort. »Tut mir leid.«
Angst, Sorge und Schuldgefühle stürmten auf ihn ein, aber er verdrängte sie. Er konnte jetzt nicht eingehend darüber nachdenken. Er konnte auch nicht eingehend an Olivia denken, aber in seinem Kopf war sie immer präsent. Und im Augenblick litt sie.
»Danke.« David betrachtete die Brandruine. »Welches Haus war das ursprüngliche Ziel der Täter?«
»Das zweite von links«, erklärte Barlow. »Bisher haben wir keinen Glasglobus gefunden.«
»Wurde der Gastank absichtlich in die Luft gejagt?«
»Sieht nicht so aus. Wahrscheinlich hatte der Tank ein Leck, ohne dass es jemand wusste. Das Feuer ist von einem Haus zum nächsten übergesprungen und – bumm.« Das letzte Wort klang sehr, sehr müde. »Wir wissen, dass sich in einem der Häuser zwei Menschen aufhielten, aber das andere stand zum Verkauf. Die Nachbarn sagen, es war leer.«
»Das hätte der Neubau auch sein sollen«, gab David zu bedenken.
Barlow zuckte mit den Schultern. »Ich weiß. Daran habe ich auch gedacht. Ich habe schon einen Leichenspürhund angefordert, und er sollte gleich hier eintreffen. Dann können wir anfangen zu suchen.«
Das war keine schöne Aussicht, aber Teil der Arbeit. »Kein Glasglobus. Müssen es zwingend dieselben Brandstifter sein?«, fragte David, und Barlow verengte die Augen.
»Das Haus gehörte Tomlinsons Geliebter. Was denken Sie?«
Die Worte hingen einen Moment lang in der Luft. Dann wandte Casey sich ihm mit freundlicher Miene zu. »Sie sollten fahren. Sehen Sie nach Zell und Detective Sutherland. In nur wenigen Stunden beginnt Ihre Schicht, und dann werden Sie nicht mehr wegkönnen.«
David dachte an Olivia, die allein trauerte. Es war nicht gut für sie, in einem solchen Moment allein zu sein. »Danke. Aber mein Wagen steht an der Wache.«
»Ich frage einen der Polizisten, ob jemand Sie fahren kann«, sagte Barlow.
Mittwoch, 22. September, 2.30 Uhr
Olivia und Noah trafen Micki am Tatort an. Sie starrte auf das plattgedrückte Gras mit den Blutflecken. Kanes Hut lag noch immer auf dem Boden. Er sah … verloren aus. Und klein. Ganz anders als der Mann, der ihn getragen hatte.
Behalte dieses Bild im Kopf,
sagte sich Olivia.
Das hier hat das Schwein getan, das du jagst. Das ist es, was er dir genommen hat. Was er Jennie genommen hat.
Neben ihr stieß Noah geräuschvoll die Luft aus. »Verdammt noch mal.«
Micki blickte erschreckt auf. »Entschuldigung. Ich habe euch nicht gehört.«
»Hast du die Kugel gefunden?«, fragte Olivia.
»Ja. Hohlspitz. Ich habe sie bereits in die Ballistik gegeben. Wir haben die Ergebnisse bis zum Morgenmeeting, aber ich wette um ein Monatsgehalt, es ist dieselbe wie bei Weems und Tomlinson.«
»Hat er etwas zurückgelassen?«, fragte sie weiter. »Haben die Kameras ihn erfasst?«
Micki verzog verbittert die Lippen. »Er trug Polizeiuniform. Kane muss dem Mistkerl die Mütze vom Kopf geschlagen haben.« Sie zeigte auf einen platten Gegenstand am Straßenrand. »Der Schütze ist auf der Flucht darübergefahren, der Krankenwagen danach ebenfalls, aber die Mütze ist nach innen eingeklappt, so dass alles, was an Spuren noch darin gewesen sein mag, hoffentlich noch da ist.«
Eine Kopfbedeckung, dachte Olivia. Das hätte Kanes Sinn für Ironie entsprochen.
»Und die Sicherheitskameras?«
»Wir können Größe und Gewicht des Schützen grob festlegen. Aber für die Nummernschilder stimmte der Aufnahmewinkel nicht. Wir können allgemeine Angaben zum Van machen, aber mehr nicht.«
Olivia zeigte auf Kanes Hut. »Kann ich ihn nehmen?«
Micki schüttelte den Kopf. »Noch nicht, leider. Tut mir leid, Olivia.«
Olivia nickte, obwohl ihr ein neuer Stich durchs Herz fuhr. Aber Micki tat nur ihre Arbeit, und die tat sie verdammt gut.
Es ist ja auch nur, weil der
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