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Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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20. September, 2.15 Uhr
    Eric öffnete das Wohnzimmerfenster. Die kühle Luft tat seiner überhitzten Haut gut. Bald würde es dämmern, aber er bezweifelte, dass der Morgen neue Alternativen brachte. Er blickte ins Feuer, das er im Kamin entfacht hatte. Die tanzenden Flammen verursachten ihm Übelkeit.
    Sie verspotteten ihn.
Mörder, Mörder, Mörder.
    Vierundzwanzig Stunden zuvor war die Welt noch in Ordnung gewesen. Er war im Begriff gewesen, etwas Großartiges zu tun. Etwas, das eine Debatte anstoßen würde. Dieses eine Mal hätte er tatsächlich etwas bewirkt, so wie Joel es ständig tat.
Ich wollte das Leben von Menschen ändern!
    Er lachte verbittert. Oh ja, das hatte er getan. Sein Leben, das der anderen … sie waren unwiderruflich verändert.
    Was hatte dieses Mädchen dort zu suchen gehabt? Er biss die Zähne zusammen.
Hör auf!
Die Antwort war ohnehin dieselbe wie die hundert Male zuvor, als er sich die Frage gestellt hatte.
Falsche Zeit, falscher Ort.
    Was, zum Teufel, habe ich mir bloß dabei gedacht? Ich hätte nicht auf Joel hören dürfen. Hätte mich niemals um sein verdammtes Feuchtbiotop kümmern dürfen. Er wird reden. Und uns alle vernichten.
    Er wird mein Leben zerstören. Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen.
    Hatte er aber. Sie hatten geduscht, um sich so gut wie möglich den Brandgeruch vom Körper zu waschen. Dann waren die anderen gegangen. Geht nach Hause, wie immer, hatte er ihnen gesagt. Benehmt euch normal. Geht in eure Seminare, als sei nichts geschehen. Also waren sie abgezogen, und nun war er allein in seiner stillen Wohnung, in der nur das Knacken des Feuers zu hören war.
    Er hatte den Kamin angemacht, um den Brandgeruch, den sie hereingetragen hatten, zu übertünchen. Falls jemand nachfragen sollte, konnte er behaupten, dass der Gestank nach kaltem Rauch hiervon stammte.
    Falls man uns erwischt.
Was, wie Eric sich einmal mehr sagte, unwahrscheinlich war. Niemand hatte sie gesehen. Er selbst hatte die Kameras außer Betrieb gesetzt. Sich ins Überwachungssystem der Baufirma einzuhacken, war ein Kinderspiel gewesen. Rankin & Sons hatten alles automatisiert, um an Personal zu sparen. Fehler Nummer eins.
    Fehler Nummer zwei: Die Route des Wachmanns auf den Server zu laden. Und Fehler Nummer drei: Keinen Fünfjährigen einzuladen, um sich zeigen zu lassen, wie kinderleicht es war, sich ins System zu hacken. Diese Narren hatten die Tür weit offen gelassen. Es war fast schon eine Beleidigung gewesen.
Wir haben jede Vorsichtsmaßnahme ergriffen. Niemand hat uns gesehen.
    Außer dem Mädchen, und sie war tot. Er sah ihr Gesicht jedes Mal, wenn er die Augen schloss. Sah, wie sie schrie, wie ihre Hände an der Scheibe abwärtsglitten.
    Eric verengte die Augen. Der Wachmann war unfähig gewesen. Wieso hatte er das Mädchen nicht bemerkt?
Es ist nicht unsere Schuld. Sie hätte einfach nicht dort sein dürfen.
    »Es ist nicht unsere Schuld«, sagte er laut. Vielleicht brauchte er es nur eine Million Male zu sagen, damit er es wirklich glaubte.
Wir haben sie umgebracht.
Das war die Wahrheit. Die hässliche Wahrheit.
    Aber niemand weiß es. Sofern Joel den Mund hält.
Eric dachte an Alberts letzte, geflüsterte Bemerkung, als er gegangen war.
Ich hätte fester zuschlagen sollen. Aber das kann ich noch.
    Eric hatte den Kopf geschüttelt. Doch was war, wenn Joel sich nicht zusammenreißen konnte? Sein Magen brannte, als er sich in den Sessel vor dem Fernseher sinken ließ.
    Was für ein Mist. Was für ein verdammter Dreck.
Und alles wegen irgendwelcher dämlichen Wasservögel.
    »Zum Teufel mit den Vögeln«, murmelte er und schaltete den Fernseher ein. Die Nachrichtensprecherin blickte starr in die Kamera, und Eric war überzeugt, dass sie vor lauter Aufregung insgeheim feucht war.
    »Die Feuerwehr ist noch mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Der Brand hat einen Schaden von geschätzten fünf Millionen Dollar verursacht. Schlimmer ist aber natürlich der Tod zweier Menschen.«
    Eric fuhr zusammen.
Zwei?
Aber wieso?
    »Inzwischen ist bekannt, dass eines der Opfer eine junge Frau war, die man im dritten Stock gefunden hat.« Das Bild wechselte und zeigte nun das Fenster, an dem das Mädchen gestanden und hysterisch geschrien hatte. An einem Ende sah man ein großes Loch mit gezackten Rändern. »Das zweite Opfer ist ein Mann Mitte fünfzig. Die Polizei hält den Namen im Moment noch zurück, um zunächst die Angehörigen zu informieren, doch unserer Quelle zufolge wurde er wohl

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