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Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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und mit jedem Tag, der verstrich, mit jeder Woche war es schlimmer geworden. Bis sie aufgegeben hatte.
Ich habe ihm genug Zeit gegeben.
Es war zweieinhalb Jahre her, seit sie sich auf der Hochzeit ihrer Schwester in Chicago kennengelernt hatten. Seit sie beide …
Verdammt.
Allein der Gedanke dürfte eigentlich keine Sehnsucht in ihr wecken. Aber das tat er.
Wie jämmerlich.
Er hatte zweieinhalb Jahre Zeit gehabt, etwas zu tun.
    Vielleicht hat er darauf gewartet, dass du den ersten Schritt machst.
    Und vielleicht bist du einfach nur eine dumme Kuh.
Sie wusste genau, auf wen David wartete.
Garantiert nicht auf mich.
Während sie sich verfluchte, weil sie sich auch nur einen Moment lang dem Traum hingegeben hatte, jemand wie er könnte auf jemanden wie sie warten, folgte sie Kane und ignorierte die Fragen der Reporter. Es würde schon bald eine Pressekonferenz geben. Nun musste sie Mrs. Henry Weems mitteilen, dass sie Witwe geworden war und ihr Leben sich unwiderruflich verändert hatte.
    Während der Fahrt übte sie die Sätze, die sich auch nach vier Jahren Mordkommission nicht leichter aussprechen ließen.
     
    David konnte durch das Motordröhnen des großen Fahrzeugs neben ihm nichts anderes hören, als er den Einreißhaken aus dem dafür vorgesehenen Fach nahm, aber er wusste trotzdem, wann sie an ihm vorbeifuhr. Er wandte sich um und sah den Rücklichtern ihres Wagens hinterher.
    Sie hatte müde ausgesehen. Besorgt.
Und nicht gerade froh, mich zu sehen.
Er hatte Verärgerung in den runden, blauen Augen erkannt, aber da war noch etwas anderes gewesen. Mitgefühl. Sorge. Und dann Scham. Und diese Scham behagte ihm gar nicht, denn er wusste, dass er schuld daran war.
    Aber vor allem hatte er die totale Erschöpfung gesehen, die so schwer auf ihren schmalen Schultern lastete. Er hatte sie in den vergangenen sieben Monaten genau genug beobachtet, um zu wissen, dass es nicht besser wurde. Wenn überhaupt, dann wurde es sogar schlimmer.
    Der Anruf musste sie aus dem Schlaf gerissen haben. Das innere Bild, das dieser Gedanke in ihm wachrief, war beunruhigend. Statt des französisch geflochtenen Zopfs, den sie stets trug, hatte sie ihr blondes Haar zu einem so straff gezogenen Pferdeschwanz zusammengefasst, dass er allein vom Hinsehen Kopfschmerzen bekam. In ihrer Freizeit fiel ihr das Haar offen über die Schultern, und er hatte eine vage Erinnerung daran, wie es sich zwischen seinen Fingern anfühlte.
    Er schluckte. Er hatte eine vage Erinnerung an eine Menge Dinge, aber er konnte es sich nicht leisten, genau jetzt darüber nachzudenken.
    Wie oft hatte er in den vergangenen sieben Monaten fast an ihre Tür geklopft! Irgendwann hatte er die Hoffnung aufgegeben, dass sie zu ihm kam. Und heute Nacht nun war sie plötzlich da gewesen. Hatte auch gespürt, dass zwischen ihnen etwas war, das hatte er in ihren Augen lesen können. Also würde er noch ein wenig warten.
    Wie viel länger? Wie lange noch, bis du endlich Nägel mit Köpfen machst?
    »Also?«, fragte eine Stimme hinter ihm.
    David fuhr herum, woraufhin Micah Barlow einen Satz rückwärts machte. Sein Blick fixierte den Haken, den David in der Hand hielt. »Schleichen Sie sich gefälligst nicht so an, Barlow«, presste David hervor. »Was gibt’s?«
    Micahs Blick glitt von dem Haken zum Tor, durch das Olivias Wagen verschwunden war, dann wieder zurück zu David. »Offenbar kann sie Sie nicht leiden. Wieso nicht?«
    David spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg. »Das geht Sie gar nichts an.«
    Micah runzelte die Stirn. »Doch, tut es in gewisser Hinsicht schon. Aber dazu später mehr. Im Augenblick will ich von Ihnen hören, was genau heute Nacht geschehen ist, und zwar von dem Moment Ihrer Ankunft bis zu der Minute, in der Sie mit der verdammten Gelkugel in der Hand aus dem Gebäude gekommen sind.«
    Sein Ärger wuchs und mit ihm der Drang, Micah Barlow zu sagen, dass er verdammt noch mal die Finger von Olivia lassen sollte.
Aber das geht mich nichts an.
Jedenfalls noch nicht. Wenn es nach ihm ginge, würde sich das jedoch rasch ändern. Nun, im Augenblick hatte er anderes zu tun.
    »Es war keine Gelkugel«, sagte er. »Sondern eine Kugel aus massivem Glas. Sie war nur von Gel umhüllt.«
    »Das ist immerhin ein Anfang. Also los, erzählen Sie mal schön der Reihe nach.«
    Montag, 20. September, 2.00 Uhr
    Er schaltete den Fernseher an und ließ sich auf seinem Sessel nieder. Er hatte sich ein Bier aufgemacht, als Belohnung für den neuen »Klienten«.

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