Feuer / Thriller
Polizeiwagen vor ihrer Tür gehalten hatte.
Weg hier.
Er hatte nach dem Handy gegriffen, sich die Kapuzenjacke von der Stuhllehne geschnappt und war durchs Fenster hinaus geflohen. Ohne sich umzusehen, war er durch den Wald gelaufen, bis er zu einem Nachbarhaus gekommen war. Der Nachbar hatte sein Fahrrad draußen stehen lassen, und er hatte es sich geschnappt und war, so schnell er konnte, zu der Truckergaststätte geradelt, wo seine Mutter die ganze Nacht Kartoffeln briet. Hier stand auch ihr Auto. Zum Glück waren Schlüssel und Geld in seiner Jacke gewesen.
Also hatte er sich ihren Wagen geborgt und war nach Norden gefahren, um über die kanadische Grenze zu fliehen.
Aber wozu sollte das gut sein? Das war doch verrückt. Er musste nachdenken und überlegen, wie er aus der Sache herauskam. Aber zuerst hatte er ein bisschen Schlaf gebraucht. Zum Glück konnte man sich in dieser Gegend besser verstecken als irgendwo sonst, und er hatte eine kleine Lichtung gefunden, auf der er den Wagen hatte abstellen und sich ausruhen können.
Doch jetzt war die Sonne aufgegangen, und er musste eine Entscheidung treffen.
Wohin soll ich gehen? Wem kann ich vertrauen?
Er nahm sein Handy. Er hatte den Akku herausgenommen, bevor er eingeschlafen war, weil er nicht wusste, ob man ihn vielleicht darüber aufspüren könnte. Nun legte er ihn wieder ein und blinzelte, als er die vielen Nachrichten sah. Seit Stunden versuchte man ihn zu erreichen.
Seine Mutter.
Vertrau der Polizei.
Kenny.
Glaub der Polizei.
Die Polizei.
Wir wollen dir nichts tun.
Und wieder Kenny.
Cops haben mein Handy. Sie lügen. Trau ihnen nicht.
Verwirrt und verängstigt schaltete Austin das Telefon wieder aus. Aber er wusste, dass sich nichts ändern würde, wenn er hier sitzen blieb. Antworten würde er nur in Minneapolis finden. Also musste er dorthin.
Mittwoch, 22. September, 8.00 Uhr
David war überrascht, als er Tom sah, der im Aufenthaltsraum der Feuerwache auf ihn wartete. Sein Neffe sprang auf die Füße, die Miene zutiefst besorgt. »Ist alles okay mit dir?«
David trug sich ein, dann marschierte er auf die Kaffeemaschine zu. »Harte Nacht, aber mir geht’s gut.«
»Ich habe im Fernsehen das von Zell gehört. Gibt es etwas Neues?«
Er hatte auf dem Weg hierher das Krankenhaus angerufen. »Sein Zustand ist unverändert.« David schenkte sich beiden Kaffee ein und reichte Tom eine Tasse. »Wir werden wohl erst in ein, zwei Tagen etwas Definitives wissen. Erinnerst du dich an Detective Kane, Olivias Partner?«
Tom nickte traurig. »Auch das habe ich in den Nachrichten gehört. Es heißt, er wurde erschossen, als er eine Entführung verhindern wollte.«
»Das alles hängt mit dieser irren Glaskugelgeschichte zusammen.« Dass bei dem Brand in der vergangenen Nacht keine Glaskugel aufgetaucht war, irritierte ihn.
»Die arme Olivia. Sie muss am Boden zerstört sein.«
»Ja, das ist sie, aber sie wird darüber hinwegkommen.«
Und ich auch.
Heute Morgen hatte sie ihn gebraucht und es ihm gezeigt. Er hatte befürchtet, dass er im Licht des neuen Tages Verachtung in ihren Augen sehen würde, aber sie hatte sein schlimmstes Geheimnis in die Vergangenheit verbannt. Er würde einen Weg finden, es ebenso zu tun.
»Ich weiß. Aber …« Tom seufzte. »Ich muss um neun in ein Seminar, ich habe also nicht viel Zeit. Ich habe aber auf der Website, über die wir gesprochen haben, ein paar Dinge entdeckt. Können wir hier reden?«
Es war heute Morgen in der Wache sehr still, und die Stimmung war gedrückt, wie immer, wenn einer der ihren zu Schaden gekommen war. In diesem Augenblick kümmerte sich jedoch jeder um seine Angelegenheiten, und niemand achtete auf sie. »Klar, warum nicht. Was hast du entdeckt?«
»Die Domain der Website ist auf einen Hubert Leeds registriert und wurde vor zehn Jahren eingerichtet.«
»Zwei Jahre nach dem letzten Brand. Wer ist Hubert Leeds?«
»Ein Professor. Hat an derselben Uni gelehrt wie Moss. Laut verschiedenen Artikeln, die ich gefunden habe, waren sie befreundet.«
»
Hat
gelehrt? Er ist also pensioniert?«
»Nein. Tot. Vor acht Jahren an einem Aneurysma gestorben.«
»Die Website blieb also einfach bestehen?«
»Nicht ganz. Ich bin nicht sicher, wer den Inhalt hochgeladen hat – du weißt schon, die Reden, die Aufnahmen, die Bilder und so weiter. Aber jemand hat die Registrierung erneuert. Man kann eine URL nicht einfach auslaufen lassen, sonst schnappt sie sich jemand und nutzt sie für eigene Sites.
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