Feuer / Thriller
Doug, warum er gegangen ist.«
»Wer hat dir das gesagt?« Dann verengten sich ihre Augen. »Barlow. Der sich immer und überall einmischen muss.«
»Ich habe ihn gefragt. Und falls es dir irgendetwas nützt – er hat deswegen schreckliche Schuldgefühle. Und als ich die Geschichte hörte, fühlte ich mich auch ziemlich mies.« Sie senkte den Blick und schwieg, so dass er meinte, die Stille füllen zu müssen. »Olivia, dein Ex war ein Mistkerl. Aber auch wenn ich weiß, dass es dir weh getan hat, bin ich froh, dass er dich verlassen hat. Ich bin froh, dass wir uns kennenlernen konnten. Ich weiß, dass du mir nicht glauben willst, aber auf dich habe ich gewartet. Vielleicht schon mein ganzes Leben lang.«
Sie sah auf, und ihr Blick war gekränkt. »Warum musstest du dann ihren Namen sagen?«
Er seufzte. »Ich weiß es nicht. Vielleicht werde ich es auch nie wissen. Aber ich weiß, dass ich erst zweimal in meinem Leben zu viel getrunken habe. Einmal vor achtzehn Jahren, das zweite Mal in dieser Nacht mit dir. Vielleicht hatte ich Angst. Vielleicht wusste ich es sofort, als ich dir begegnete. Wusste, dass du etwas Besonderes bist. Zu besonders für mich. Es kam mir vor, als könntest du in mich hineinsehen, und ich wollte nicht, dass man mir so nahekam.«
»Weil man dann vielleicht erfahren würde, was du niemandem sagen wolltest.«
Er nickte. »Olivia. Dana war nie mehr als eine Phantasie. Sie handelte und stand für die Menschen, für die ich arbeiten wollte. Sie war eine Kreuzritterin. Aber wir zwei hatten darüber hinaus keine Gemeinsamkeiten. Wir haben uns niemals eine Nacht um die Ohren gehauen, indem wir uns über Gott und die Welt unterhielten. Und ich habe ihr gewiss nie von Megan erzählt. Ich habe keine Ahnung, warum ich ihren Namen gesagt habe. Ich weiß nur, dass du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen bist, nachdem wir uns begegnet sind.«
Im Dunkeln hielt sie seinen Blick fest. »Und wenn sie plötzlich frei würde für dich?«
Und wie die Ex-Freundin ihres Ex-Verlobten zurückkommen würde? »Dann würde ich nicht zu ihr zurückkehren. Weil ich nicht frei für sie wäre. Ich bin es nicht mehr, seit ich dich kennengelernt habe.« Er strich ihr mit dem Finger über die Wange. »Jetzt glaubst du mir das vielleicht nicht. Aber wenn du mir Zeit gibst – und Mut und Vertrauen –, dann wirst du es.«
Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem winzigen Lächeln. »Was für ein Spruch, David.«
»Kein Spruch. Du wirst sehen. Ich werde es dir zeigen.« Er legte ihr die Hand an den Kopf und zog sie behutsam wieder an sich. »Versuch zu schlafen. Ich bin hier, wenn du aufwachst.«
Mittwoch, 22. September, 6.25 Uhr
Verärgert stellte er den Wagen auf seinem Parkplatz hinter dem Bistro ab. Austin hatte sich noch nicht gemeldet, und Kennys Handy-Account war gesperrt worden. Er betrat den Laden durch die Küche, in der sein Personal bereits die Frühstückssandwiches vorbereitete. Seine Begrüßung bestand aus einem knappen Grunzen, das ebenso erwidert wurde – wie jeden Morgen. Es war wichtig, die Alltagsroutine beizubehalten, falls jemand Fragen stellen würde.
Er hatte die Mütze zurückgelassen. Er konnte seine Dummheit noch immer nicht fassen.
Er schaltete den Fernseher hinter der Theke an und blieb stehen, um die Nachrichten zu sehen. Der Brand aus der Nacht zuvor beherrschte die Berichterstattung. Vier Tote, viele Verletzte, auch einige unter den Feuerwehrleuten. Im Anschluss daran die Bombendrohung an der Schule und der Tod von Detective Kane.
Er sollte sich merken, dass er in Zukunft weniger Pastrami zu bestellen brauchte.
Als Nächstes folgte Captain Abbott, der mit Hilfe eines Dolmetschers einen Appell an Austin Dent richtete, sich bitte umgehend zu melden.
Aber ich muss ihn unbedingt vorher zwischen die Finger bekommen.
Mit einem seiner Prepaid-Handys wählte er Austin an.
Ich bin’s, Kenny. Neue Nummer. Cops haben altes Handy. Wo bist du? Weiß ein Versteck.
Er drückte auf »Senden«, dann schrieb er eine zweite.
Cops haben mich ganze Nacht befragt. Hab nichts gesagt, ich schwör’s. Glaub denen nichts.
Und wieder drückte er »Senden«.
Er klappte das Handy zu und schob es in seine Tasche. Er würde nicht in Panik geraten. Wenn die Polizei ihn in Verdacht hätte, dann würde das Sondereinsatzkommando schon vor seiner Theke stehen. Er befestigte seinen Mikrofonregler am Gürtel, drückte sich den Stöpsel ins Ohr und hoffte, dass Austin bald seine Nachrichten checken
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