Feuer / Thriller
klebte Blut.
David wich zurück, um den Leuten Platz zu machen, und untersuchte den Schreibtisch, ohne etwas anzufassen. »Wahrscheinlich ist Glenn hereingekommen und hat das gesehen.« Es war ein Gehaltszettel, auf dem Marys Namen stand. Deutlich. »Er wusste, wer sie war.«
Truman starrte auf das Telefon. »Sie hatte die Sprechanlage an und hat uns zugehört. Sie hat mitbekommen, dass Sie nach Lincoln gefragt haben. Aber was soll das Ganze?«
David starrte auf den Gehaltszettel, und die Furcht engte ihm die Brust ein. »Sie hat meine Mutter in ihrer Gewalt.«
Mittwoch, 22. September, 14.00 Uhr
Phoebe umklammerte das Lenkrad und versuchte, Ruhe zu bewahren. Was schwierig war, wenn einem eine Pistole an den Kopf gehalten wurde. Die Frau war jung, erst Anfang zwanzig. Sie war aus dem Büro gestürmt und hatte feststellen müssen, dass sie eingeparkt worden war. Phoebe hatte ihren Wagen zurücksetzen wollen, als die Frau auch schon eingestiegen war und ihr die Waffe an den Kopf gehalten hatte.
»Wer sind Sie?«, fragte sie mit bebender Stimme.
»Mund halten«, fauchte die Frau. »Fahren Sie.«
»Werden Sie mich umbringen?«
Die junge Frau lachte unfroh. »Soll ich?«
»Lieber nicht, nein. Mein Freund ist in Ihr Büro gekommen. Haben Sie ihm etwas angetan?«
»Ich habe niemanden umgebracht, wenn Sie das meinen, aber wenn Sie nicht die Klappe halten, dann töte ich Sie doch. Biegen Sie da vorn rechts ab.«
Phoebe gehorchte, aber ihr Blick schoss hin und her. Sie musste einen Weg finden, den Wagen anzuhalten.
»Ich würde Ihnen empfehlen, keine Dummheiten zu machen«, sagte die junge Frau ruhig. »Im Ernst.«
Phoebe holte tief Luft. »Nehmen Sie meinen Wagen und mein Telefon. Ich rufe die Polizei nicht an.«
»Zu spät. Das hat der alte Mann schon versucht. Aber Ihr Handy nehme ich.« Sie durchwühlte Phoebes Tasche, fand das Handy, nahm den Akku heraus und warf ihn auf den Rücksitz. »Jetzt kann uns niemand aufspüren.«
Phoebe musste unwillkürlich daran denken, wie oft ihre Familie in den vergangenen Jahren schon in Gefahr geraten, wie oft einer der ihren beinahe getötet worden war. Oft hatte sie gedacht, dass es schlimmer war, darauf zu warten, Nachricht zu bekommen.
Tja, da habe ich mich geirrt.
Aber immer hatten ihre Familienmitglieder einen kühlen Kopf bewahrt, ihren Verstand gebraucht und auf Zeit gespielt, bis Hilfe kam.
Und das kann ich auch.
Sie begann lautlos zu beten, bildete nur die Worte mit den Lippen.
»Was sagen Sie da?«, fuhr die Frau sie an.
»Ich bete.«
»Lassen Sie das. Es hört Sie sowieso niemand.«
»Aber ich weiß es«, murmelte Phoebe. »Und das reicht.« Sie würden nach ihr suchen, das wusste sie. Es hatte keinen Sinn, in Panik zu geraten. Stattdessen musste sie sich nach prägnanten Gebäuden oder Orientierungspunkten umsehen, damit sie zurückfinden würde, wenn sie fliehen konnte.
Die Frau schaltete das Radio ein und suchte einen Nachrichtensender.
»An der Universität wurden heute zwei tote Studenten gefunden«, verkündete der Sprecher. »Einer in seiner eigenen Wohnung, ein zweiter im Wohnheim. Die Polizei sucht nach einer Frau namens Mary O’Reilly, um sie im Zusammenhang mit diesen beiden Todesfällen zu befragen. Falls Sie Informationen haben, die die Behörden zu Mary Francesca O’Reilly führen können, bitten wir Sie, sich bei der nächsten Polizeidienststelle zu melden.«
Phoebe warf der Frau einen Blick zu. »Ich gehe davon aus, dass Sie diese Mary sind.«
Die andere presste die Kiefer zusammen. »Halten Sie die Klappe. Und fahren Sie.«
Mittwoch, 22. September, 14.15 Uhr
Olivia traf David auf dem Boden von Jeffersons Büro an. Trotz seiner Bräune wirkte er leichenblass. An seinem Kinn prangte eine Reihe von böse aussehenden Stichen. Auf seinem Hemd war Blut.
Sie ging neben ihm in die Hocke. »Ist alles okay mit dir?«
Sein Blick wirkte ausdruckslos. »Glenn hat Marys Namen auf dem Gehaltszettel gesehen. Sie hat ihn niedergeschlagen. Ich habe sie verfolgt, und sie hat auf mich geschossen. Sie schießt nicht gut.«
Olivia legte die Hand auf seinen Arm und spürte seinen Puls heftig pochen. »David, ist alles okay?«
Er schloss die Augen. »Ich bin ihr nachgelaufen, aber ich war nicht schnell genug. Sie hat meine Mutter entführt.«
Sie strich ihm behutsam über den Arm. »Ist das dein Blut auf dem Hemd?«
»Nein, von Glenn.«
»Ich dachte, du hättest heute Dienst.«
Sein Mund verzog sich verbittert. »Wenn ich Dienst gehabt hätte,
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