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Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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er das tiefe Brummen eines herankommenden Fahrzeugs hörte. Weiter und weiter holte er den Fisch zu sich heran, während er lauschte und sich fragte, ob auch dieses Auto vorbeifahren würde, wie alle anderen zuvor.
    Aber das tat es nicht. Es hielt mit laufendem Motor vor der Hütte. Minuten verstrichen und immer noch lief der Motor.
Mach die Kiste aus, Olivia.
Unwillkürlich hatte er den Atem angehalten und stieß ihn nun aus, als das Motorengeräusch verstummte. In der Stille der Nacht fiel eine Autotür zu.
    Zwei sehr lange Minuten später hörte er das sanfte Klacken der Hintertür und stieß erneut den Atem aus. Seine Hände fuhren damit fort, den Fisch einzuholen, als er das Knirschen trockener Blätter hörte und endlich den Duft nach Geißblatt wahrnahm.
Sie ist da.
    »Ich dachte, du kommst nicht mehr«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    »Wenn ich sage, ich komme, dann tue ich das auch«, gab sie leise zurück.
    Endlich drehte er sich um und sah in das Gesicht, das vom ersten Augenblick an seine Phantasie beflügelt hatte. Aber es waren vor allem ihre Augen gewesen, die ihn an jenem ersten Abend für sich eingenommen hatten. Und sie faszinierten ihn immer noch. Rund und blau, manchmal blickten sie scharf und klug, dann wieder warmherzig und verständnisvoll. Und er hatte sie auch voller Glut und Lust gesehen, als Olivia auf seinem Kissen gelegen und zu ihm aufgeblickt hatte. Er schluckte.
    »Ich freue mich, dass du da bist«, sagte er leise, und ihre Mundwinkel wanderten aufwärts, obwohl es noch kein echtes Lächeln war. Sein Blick senkte sich zu ihrer Kehle, und er sah ihren Puls klopfen. Aus Nervosität, hoffte er. Nicht aus Angst.
Bitte lass sie keine Angst haben.
    »Tut mir leid, dass ich so spät komme. Ich musste meinen Hund holen und mich ein wenig frisch machen.«
    Nun betrachtete er das Kleid, das sie trug. Er kannte es. Von ihrer ersten Begegnung bei Mias Hochzeitsprobe. Von dem Abend und der Nacht, in der sie zusammen gesessen und über Gott und die Welt geredet hatten, bis es zu dämmern begann. Unwillkürlich fragte er sich, ob sie das Kleid absichtlich ausgesucht hatte oder es sich einfach nur um ein Lieblingsstück handelte.
    Es war blau wie ihre Augen und aus einem halbtransparenten Material gemacht, das sich mit jedem Windstoß verführerisch an ihre Kurven schmiegte. Sie trug das Haar offen, wie er es am liebsten hatte, und er hätte es gern berührt, aber seine Hände waren schmutzig, und so umklammerte er die Angelrute und die Kurbel, als hinge sein Leben davon ab.
    Er sah betreten an sich herab. »Das hätte ich eigentlich auch. Mich frisch gemacht, meine ich, entschuldige.«
    »Meine Schuld. Ich hätte anrufen müssen. Mir ist die Zeit davongelaufen. Das passiert mir leider öfter.«
    Er starrte sie einen weiteren Moment lang an, während er sich fragte, wie er die Frage stellen sollte, die ihm seit zweieinhalb Jahren auf dem Herzen lag.
Warum bist du gegangen? Was habe ich getan?
»Ich habe einen Fisch am Haken. Er sitzt sehr fest, der Haken. Wenn ich die Schnur durchtrenne …«
    »Leidet er. Also hol ihn ein. Es ist schön hier draußen am See. Wer wohnt hier?«
    Er kurbelte wieder weiter, jetzt ungeduldig. Er wollte sich endlich die Hände waschen, damit er sie berühren konnte. »Ein Freund, der in meinem Haus wohnt. Das Haus, das ich renoviere.«
    »Ich wusste nicht, dass du bereits vermietet hast.«
    »So war es auch nicht geplant. Aber es gibt immer jemanden, der ein Dach überm Kopf braucht, und inzwischen ist das Haus zur Hälfte bewohnt.«
    Etwas veränderte ihren Blick, und er wünschte, er hätte es zu deuten gewusst. »Das war aber nett von dir.«
    »So wie deine Arbeit mit den Ausreißerkindern. Damals in Chicago hast du gesagt, dass du etwas tun wolltest, um Jugendlichen, wie deine Schwester damals eine war, eine Chance zu geben, bevor sie ihr Leben ruinierten. Viele Leute reden nur davon, sich einzusetzen, Olivia. Du tust es. Du bist fast jedes Wochenende in dem Schutzhaus für Jugendliche gewesen.« Nicht einmal in den Wochen, in denen sie die Toten aus der Grube hatte holen müssen, hatte sie sich davor gedrückt. Das hatte David zutiefst beeindruckt.
    Sie riss plötzlich die Augen auf. »Moment mal. Woher weißt du, was ich in meiner Freizeit mache?«
    »Ich … ich habe darauf geachtet. Seit ich hierhergezogen bin.«
    Nun verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. »Du hast mich etwa beobachtet?«
    Er konzentrierte sich auf das

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