Feuer / Thriller
er, als er in Barneys Wagen stieg und davonfuhr. Er würde ihn ein paar Blocks entfernt abstellen und sein eigenes Fahrzeug holen. Auf diese Art würden Eric & Co. nicht auf die Idee kommen, dass etwas nicht stimmen konnte – dass Barneys Leiche im Büro lag, zum Beispiel. Sie würden das Feuer legen und sich damit unwiderruflich in seine Hände begeben.
Montag, 20. September, 20.57 Uhr
»Ich bin drin.« Eric hing über seinen Laptop gebeugt und starrte auf die Daten von Tomlinsons Firmenserver.
»Wurde auch Zeit«, war alles, was Albert sagte, der den Fernsehbildschirm fixierte. Er sah Nachrichten, um herauszufinden, auf welchem Stand die Polizei bei der Ermittlung zu dem Brand der vergangenen Nacht war.
Eric ließ Alberts mürrische Bemerkung an sich abprallen. Er konnte sich im Augenblick nicht um ihr gestörtes Verhältnis kümmern, sondern musste herausfinden, wie sie die Alarmanlage umgehen konnten, sonst gab es ohnehin bald kein Verhältnis mehr. Es hatte länger gedauert als gedacht, in Tomlinsons Server einzudringen, aber er war nervös und konnte nicht klar denken, was die Verzögerung zum größten Teil erklärte.
Er öffnete einen Ordner mit dem Titel »Wartung« und nickte. »Das Alarmsystem ist schon ziemlich alt. Aus dem, was ich hier lese, hat man es vor zehn Jahren installiert.«
Alberts Kiefer pressten sich zusammen. »Modell und Alter sind mir völlig egal. Kannst du das Ding ausschalten, ja oder nein?«
»Klar. Kein Problem. Ich muss nur …«
Albert hielt abwehrend die Hand hoch. »Scht. Es ist neun.«
Auf dem Bildschirm erschien ein Nachrichtensprecher, der ernst in die Kamera blickte. »Guten Abend. Die Polizei hat das Opfer identifiziert, das gestern in dem Gebäudebrand am See umgekommen ist. Das Mädchen hieß Tracey Mullen und war erst sechzehn Jahre alt.« Der Bildschirm teilte sich und zeigte neben dem Sprecher das Foto eines hübschen Mädchens mit großen braunen Augen.
Erics Magen drehte sich um, und er war froh, dass er seit Stunden nichts mehr gegessen hatte. Tracey Mullen. Er blickte auf den Bildschirm, doch was er sah, war das Gesicht, das sich an die Scheibe presste, der zum stummen Schrei aufgerissene Mund. Neben ihm war Albert erstarrt, und Eric fragte sich, ob das Schuldgefühl wohl Albert genauso auffraß wie ihn.
Nun wechselte das Bild, und man sah eine Frau mit leuchtend rotem, langem Haar, die eine Jacke mit den aufgedruckten Buchstaben SAR trug und einen Schäferhund an der Leine hielt. Frau und Hund betraten das ausgebrannte Gebäude, während drei andere Personen zusahen: eine blonde Frau, ein dunkelhaariger Mann und ein großer Bursche mit einem Filzhut. Hat Squad, dachte Eric. Das Hutkommando. Der Kerl mit dem Hut war ein Mordermittler.
»Am Nachmittag hatte ein Leichenspürhund den Tatort nach menschlichen Überresten abgesucht«, hörte man den Sprecher sagen. »Zum Glück wurden keine weiteren Toten gefunden.«
Eric stieß erleichtert die Luft aus. Wenigstens hatten sie nicht noch jemanden umgebracht. Das mit dem Mädchen war eine Tragödie, aber sie hätte einfach nicht dort sein dürfen.
Nun wechselte das Bild abrupt und zeigte eine graue, körnige Aufnahme. »News 8 wurde diese Aufnahme einer Handykamera von einem zufälligen Beobachter zugespielt. Sie zeigt den Suchhund, der die Ermittler nach der Suche im Gebäude um das Haus herum und zu diesem Uferstreifen am See führte. Polizeichef Bruce Abbott gab keinen Kommentar zur Relevanz dieser Spur im Hinblick auf die laufenden Untersuchungen.«
Auf dem Bildschirm erschien wieder der Nachrichtensprecher. »Weitere Nachrichten. Bei einem Autounfall am frühen Morgen starb der Jurastudent Joel Fischer. Sein Wagen war auf dem Weg zur Universität von der Straße abgekommen. Der Unfall forderte keine weiteren Opfer. Das Begräbnis findet morgen Nachmittag statt …«
»Der Hund hat die Stelle entdeckt, an der der Erpresser abgehauen ist, nachdem er den Wachmann abgeknallt hat«, sagte Albert kalt.
»Dennoch kreiden sie es uns an«, gab Eric mit Furcht in der Stimme zurück.
»Von uns wissen sie nichts. Noch nicht. Wir müssen dafür sorgen, dass es auch so bleibt.«
Montag, 20. September, 21.02 Uhr
Olivia rieb sich über die Oberarme. Die Geste entsprang teils einem Frösteln, teil Nervosität. Am meisten der Nervosität, wie sie zugeben musste. Der Wohnraum der Hütte, in der sie stand, wurde von einem großen Holztisch dominiert, der mit einem weißen Tischtuch, Kerzen und weißem Porzellan
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