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Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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sich um und verließ, am ganzen Körper zitternd, den Raum, doch ob es am Zorn lag oder am Kummer, hätte sie nicht sagen können. Wahrscheinlich beides zugleich.
    »Könnten Sie auch morgen kommen?«, fragte Olivia die Dolmetscherin. »Wir möchten den Eltern noch ein paar Fragen stellen, während sie sich im gleichen Raum aufhalten.«
    »Sie können mich anfordern«, antwortete Val. »Ich sage in meinem Büro Bescheid.«
    »Vielleicht bräuchten wir Sie den ganzen Vormittag«, sagte Olivia, als ihr die Gehörlosenschule einfiel. »Wir hätten ein paar Verhöre zu erledigen.«
    »Ich schaue in meinen Terminkalender, okay?« Val seufzte tief. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gern gehen.«
    Olivia kannte das Bedürfnis. Das Leichenschauhaus war auch nicht gerade ihr Lieblingsplatz.
    Nachdem sowohl Mr. Mullen als auch die Dolmetscherin gegangen waren, wandte Olivia sich an Kane. »Sie war also in einem Ferienlager.«
    »Und er hat gezögert, bevor er es uns gesagt hat«, setzte Kane hinzu. »Was ist dieses Camp Longfellow?«
    »Finden wir es heraus.« Sie betraten Ians Büro, als dieser gerade aus dem Kühlraum zurückkehrte, in den er Tracey gerollt hatte. »Ian, dürfen wir kurz deinen Computer benutzen?«
    »Na, klar«, sagte Ian. »Worum geht’s?«
    Olivia setzte sich auf den Stuhl an seinem Arbeitstisch. »Tracey Mullen war diesen Sommer in einem Camp.«
    Ian nickte. »Wo sie einen Jungen kennengelernt hat, von dem ihre Eltern nichts wussten.«
    »Oh, was Eltern von ihren Kindern alles nicht wissen«, murmelte Kane.
    »Ich glaube, ich habe meiner Mutter viele, viele graue Haare beschert«, bemerkte Olivia reuevoll, während sie die Ergebnisse ihrer Suche nach Camp Longfellow durchsah. »Da ist es. Ein Sommerlager für taube Highschool-Schüler. Aber wieso hat Mullen gezögert, uns das zu sagen?«
    »Vielleicht wusste Mrs. Mullen nicht, dass er seine Tochter dorthin geschickt hat«, schlug Kane vor. »Es hörte sich an, als hätten sie, was die Erziehung betrifft, nicht gerade am gleichen Strang gezogen. Ian, auf wann würdest du die Frakturen und die Verletzung an der Hand datieren, die du bei ihr gefunden hast?«
    »Auf irgendwann in den letzten drei Monaten, schätze ich.«
    Olivia seufzte. »Also kann es Dad, Mom, Moms neuer Mann, jemand aus dem Camp oder irgendjemand, den Tracey auf dem Weg nach Minneapolis kennengelernt hat, gewesen sein. Mit der Information finden wir nicht heraus, wer sie geschlagen hat. Und wir finden auch unseren Augenzeugen nicht. Ich bin gespannt auf morgen.«
    Und auf heute Abend.
Der Tag war vorbei. Angst und Erwartung bebten gleichermaßen in ihrem Inneren.
Los, steh auf und geh. Wenigstens weißt du dann Bescheid.
    Ian räusperte sich. »Obwohl ich weiß, dass ihr mein Leichenschauhaus liebt, werde ich euch jetzt vor die Tür setzen. Ich habe noch eine Autopsie durchzuführen, bevor ich nach Hause gehen kann. Also raus mit euch.«
    Verlegen kam Olivia auf die Füße. »Entschuldigung.«
    Kane wartete, bis sie am Ausgang waren, bevor er wieder sprach. »Ich will mein Fernglas wiederhaben«, sagte er freundlich. »Nur für den Fall, dass du auf die Idee kommst, Hunter abzusagen.«
    Ihr stieg das Blut in die Wangen. »Hatte ich gar nicht vor. Eigentlich.«
    »Hör mal, ich weiß nicht, was da zwischen euch läuft, und ich muss es auch nicht wissen. Aber wenn du reden willst …«
    Gerührt tätschelte sie seine Schulter. »Schon gut, aber danke.« Sie war fast bei ihrem Wagen angekommen, als er quer über den Parkplatz brüllte: »Vergiss den Lippenstift nicht.«
    Das entlockte ihr ein Lächeln.

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9. Kapitel
    Montag, 20. September, 20.30 Uhr
    D avid stand am Ende von Glenns Anleger, presste die Kiefer zusammen und warf mit hektischen Bewegungen die Angel aus. Er wusste, dass er, wütend, wie er war, niemals etwas fangen würde, aber das interessierte ihn nicht im Geringsten.
    Olivia war nicht gekommen. Hatte weder angerufen noch eine SMS geschickt. Nichts.
    Vielleicht rächte sie sich auf diese Weise an ihm. Und dann hatte er es wahrscheinlich auch verdient.
    Der Rücken seines Hemds war feucht von Schweiß, obwohl es frisch geworden war. Er krempelte die Ärmel hoch, streifte die Schuhe ab und stand barfüßig auf dem Anleger, während er erneut die Angel nach dem Zander auswarf, den er sowieso nicht fangen würde.
    Doch plötzlich ruckten seine Schultern nach vorn. Einer hatte angebissen, und zwar ein verdammt großer. Er begann die Schnur einzuholen, als

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