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Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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sicher. Sie kam nicht mehr rechtzeitig ins Freie und hat es nicht überlebt.«
    »Sie ist nicht verbrannt«, fügte Olivia hinzu, und Mullens Schultern sackten erleichtert nach vorn, sofern man unter solchen Bedingungen von Erleichterung sprechen konnte. »Sie ist an Rauchvergiftung gestorben.«
    »Zum Zeitpunkt des Todes war sie allein«, sagte Kane nun, »aber davor nicht. Wir haben uns gefragt, ob Sie vielleicht etwas von einem Freund wissen, jemandem, der hier in der Gegend lebt.«
    Die Verblüffung verlangsamte seine Gebärden. »Nein, da war niemand. Sie lebte in Florida. Sie hätte gesund und munter in Florida sein müssen. Mit wem war sie zusammen?«
    »Das versuchen wir gerade herauszufinden, Sir«, sagte Kane. »Können Sie uns sagen, ob Ihre Tochter zusätzlich zu dem Cochlea-Implantat ein Hörgerät trug?«
    Noch immer verwirrt, schüttelte er den Kopf.
    Dann gehörte das Gerät also vermutlich dem Mann, mit dem sie zusammen gewesen war. »Wann haben Sie Ihre Tochter zum letzten Mal gesehen?«
    »Diesen Sommer, vier Wochen lang. Ich …«, er ballte die Fäuste, entspannte sie aber wieder, um weiter zu gebärden, »… ich hatte sie jedes zweite Weihnachten, Thanksgiving, die Frühjahrsferien und sechs Wochen im Sommer.«
    »Aber dieses Mal blieb sie nur vier Wochen?«, fragte Kane.
    Er zögerte. »Zwei Wochen war sie in einem Sommerlager.«
    Okay.
»Welches Lager, Sir?«, hakte Olivia nach.
    »Camp Longfellow in Maryland.« Er verlor die Fassung und begann verzweifelt zu schluchzen. »Bitte! Bitte lassen Sie mich zu meiner Tochter.«
    Kane warf Olivia einen Blick zu, und sie nickte. Im Augenblick hatte sie keine weiteren Fragen mehr. Sie würden sich im Camp Longfellow erkundigen, sobald sie das hier hinter sich gebracht hatten. Olivia berührte Mullens Schulter und führte ihn in den Raum, der für Familienangehörige vorgesehen war. Im oberen rechten Winkel des Zimmers leuchtete ein grünes Licht, das signalisierte, dass die Gerichtsmedizin auf der anderen Seite bereit war.
    Kane zog den Vorhang zurück, und es dauerte nur wenige Sekunden, bis Mr. Mullen wie betäubt nickte. Dann schloss er die Augen, umklammerte seinen Oberkörper und wiegte sich weinend vor und zurück. Er wirkte so einsam.
    Kane zog den Vorhang wieder zu, während Olivia schluckte. Bei den Opfern aus der Grube hatte es keine Identifizierung durch die Angehörigen gegeben. Es war nicht genug übrig gewesen, und sie hatten sie anhand der DNA identifizieren müssen. Nun erkannte sie, dass das der einzige Vorteil dieses scheußlichen Alptraums gewesen war: Wenigstens hatte sie nicht den hilflosen Kummer der Familien miterleben müssen, die durch eine kalte Scheibe Abschied von ihren geliebten Menschen nehmen mussten.
    Sie berührte Mr. Mullen sanft am Arm, wie sie es zu tun gelernt hatte, wenn Brie ihren Prozessor nicht trug. Er rang sichtlich um Fassung, dann begegnete er ihrem Blick.
    »Es tut mir leid«, signalisierte sie. Es war eine der wenigen Gebärden, die sie konnte, eine geballte Faust, die man sich über das Herz rieb, als wolle man Schmerz lindern. Dann deutete sie auf Val. »Ich habe eine Nachricht des Feuerwehrmannes, der sie aus dem Haus geholt hat. Er schickt Ihnen sein Beileid. Sie hätten versucht, sie zu retten, aber es sei zu spät gewesen.«
    »Wann ist die Feuerwehr eingetroffen?«, fragte Mr. Mullen mit erhobenem Kinn. Man hätte es als Trotz missdeuten können, doch Olivia kannte diese Reaktion nur allzu gut. Trauernde Eltern verspürten Wut und mussten jemandem die Schuld geben. Das war menschlich.
    »Fünf Minuten nach dem Anruf«, sagte sie. »Die Rechtsmedizin glaubt, dass sie bereits tot war, noch bevor der Notruf bei der Feuerwehrzentrale einging. Der Mann, der sie herausgeholt hat, hat dafür sein Leben riskiert.« Olivia dachte unwillkürlich an das klaffende Loch im Boden des dritten Stocks. Wäre David nur ein paar Schritte weitergelaufen, nachdem er durchs Fenster eingestiegen war … Sie mochte gar nicht daran denken. »Alle Beteiligten haben getan, was sie konnten.«
    »Danke. Wann kann ich sie mit nach Hause nehmen?«
    Als sie die Frage hörte, hätte sie am liebsten laut geseufzt. Sie hasste es, wenn Kinder gestorben waren, aber es wurde stets komplizierter, wenn die Eltern getrennt waren und sich das Sorgerecht teilten.
    »Ihre Frau kommt morgen«, sprang Kane ein. »Dann können Sie sich über die Formalitäten einigen.«
    Mullens Gesicht wurde hart wie Stein. »Ich verstehe.« Er wandte

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