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Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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als er eine Handvoll Stoff packte und zusammenknüllte. Visionen von ihm, wie er ihr das Kleid über den Kopf zerrte, blitzten vor ihrem geistigen Auge auf. Lockten sie.
    Wie beim letzten Mal.
    Abrupt ließ er von ihr ab, und seine Brust hob und senkte sich heftig, während sie seinen Atem heiß und schnell an ihrem Haar spürte. Doch obwohl sich sein Griff lockerte, ließ er sie nicht los. Eine Hand umfasste ihren Hinterkopf und zog ihre Wange an seine Brust, die andere lag auf ihrem Kreuz, als wollte er verhindern, dass sie floh.
    Genau wie beim letzten Mal.
    Sie ließ sich wieder auf die Fersen herab, und ihre Hände glitten an seiner Haut abwärts, bis sie an seinem Rücken zur Ruhe kamen. Und sie hielt ihn umarmt, weil sie musste. Würde sie versuchen, sich loszumachen, würde er sie gehen lassen, aber sie tat es nicht. Konnte es nicht. Er legte seine Wange auf ihren Scheitel.
    »Es war also echt«, murmelte er, und ihr jagte ein Schauder über den Rücken. »Ich habe es mir nicht bloß eingebildet.«
    Sie dachte daran, wie sie ihn verlassen hatte, wie er leise schnarchend auf seinem Bett gelegen hatte. Er hatte viel zu viel Champagner getrunken auf Mias Hochzeit, während sie hundert Prozent nüchtern gewesen war. Noch viele Monate danach hatte sie sich gefragt, an was er sich wohl erinnerte. Ob er wusste, was sie getan hatten. Was er gesagt hatte.
    »Kommt drauf an«, sagte sie zögernd, »was du glaubst, dir eingebildet zu haben.«
    »Ich erinnere mich an den Freitag«, gab er zurück. »Ganz genau an den Freitag. An den Samstag nicht so gut.« Freitag war die Hochzeitsprobe gewesen. Das erste Mal, dass sie ihm begegnet war. Am Samstag die Hochzeit selbst, und Samstagnacht … tja, wegen dieser Samstagnacht war sie nun hier.
    Seine Finger kreisten sanft über ihr Kopfhaut, und ihr fielen automatisch die Augen zu. »Ich habe auf der Treppe zur Kirche gesessen«, murmelte er, »und mich gefürchtet, hineinzugehen.«
    »Wieder eine Hochzeit, von der du allein nach Hause gehen würdest«, sagte sie leise.
    Seine Finger verharrten. »Das habe ich dir erzählt?«
    »Am Samstagabend, direkt nach dem Empfang. Nach dem einen oder anderen Glas Champagner hast du mir … ziemlich viel erzählt. Und ich konnte es nicht glauben. Konnte nicht verstehen, wie ein Mann mit deinem Aussehen allein sein kann.«
    »Das ist nur das Äußere, Olivia.«
    Sie lehnte sich zurück, um ihn anzusehen, um das Gesicht zu betrachten, bei dessen Anblick alle Frauen weiche Knie bekamen. Seine grauen Augen wirkten traurig. Er war einsam.
    Sie strich ihm mit den Fingerspitzen über den Kiefer, spürte ihn zucken und erkannte, wie angespannt er stets war. »Es war nicht nur dein Äußeres. Ich dachte die ganze Zeit, dass du wenigstens blöd sein müsstest, arrogant, dumm, irgendwas. Ich habe Schwächen gesucht, aber keine gefunden.«
    »Ich habe genug, glaub mir.«
    Sie legte den Kopf wieder an seine Brust. »Keine, die ich sehen kann«, flüsterte sie.
    Seine Finger nahmen die Massage wieder auf, und sie spürte, wie sie dahinschmolz. »Du hast zu dem Probedinner dieses Kleid getragen. Ich kann nur hoffen, dass das ein gutes Zeichen ist.«
    »Und ich hatte mich gefragt, ob du dich erinnerst.«
    »Wie ich schon sagte. Was den Freitag angeht, erinnere ich mich an alles. Ich saß auf der Treppe, und du bist mir fast in den Schoß gefallen.«
    Sie fühlte sich bemüßigt, sich zu verteidigen. »Ich bin gestolpert, bin mit dem Absatz auf einen Stein getreten.«
    »Ein Grund mehr, euch Frauen für hohe Absätze dankbar zu sein«, murmelte er. »Ich habe mich nicht beschwert, oder etwa doch?«
    »Nein.« Er war lieb und witzig gewesen, hatte ihr einen Arm um die Taille geschlungen, in den Seiteneingang der Kirche geholfen, sie dort auf einen Stuhl gesetzt und ihr aufgeschlagenes Knie verarztet, während sie mit wild hämmerndem Herzen in sein Gesicht gestarrt hatte. Und es war weit mehr als »nur das Äußere« gewesen. Sie war wie hypnotisiert gewesen. »Du hast mir ein Kinderpflaster mit der kleinen Meerjungfrau aufs Knie geklebt.«
    »Ja. Meine Nichte Grace hatte sich an dem Nachmittag Ellbogen und Knie aufgeschürft.« Auch jetzt noch klang er leicht verlegen, und wieder bezauberte er sie damit. »Ich hatte das Pflaster noch in meiner Tasche.«
    »Das sagtest du.« Er hatte aufgesehen und sie angegrinst, und in dem Augenblick war es um sie geschehen gewesen. Er hätte weder klug noch höflich noch rücksichtsvoll sein müssen, aber das war

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