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Feuer um Mitternacht

Feuer um Mitternacht

Titel: Feuer um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boy Lornsen
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Feldweg hinein und kam mit Seitenstechen hinter Lene Steenkamps Haus wieder heraus.
    Ich wühlte mich in die Reetgarben hinein, zupfte mir einen Spalt zum Durchschauen zurecht . Die Kreuzung konnte ich übersehen und Tante Lenes Hausfront. Wenn ich den Kopf ein wenig drehte auch unsere hintere Gartenpforte. Aber er klopfte bestimmt nicht an die Hintertür; er würde den Vordereingang nehmen wie Mutters Kunden.
    Warum kam er nicht? War er umgekehrt?
    Er ließ sich mehr Zeit, als der Weg erforderte, wenn einer so ausschritt wie er.
    Die Warterei regte mich auf.
    Gewiß hatte er meinen Namen schon in den ersten zwei Stunden gehört. Ganz Tarrafal flüsterte ihn.
    Ich begann zu wünschen, daß er erst morgen käme. Oder besser übermorgen...
    Mutter... Würde sie ohnmächtig werden, wenn sie die Tür öffnete und einer sagte: „Ich möchte Ihren Sohn sprechen, Frau Unschlitt — Kriminalpolizei!“
    Er kam immer noch nicht um die Ecke.
    Sobald er die Kreuzung geradeaus überquerte, mußte ich schnell durch unsere Hintertür ins Haus flitzen. Vielleicht konnte ich ihn an der Vordertür abfangen, bevor Mutter dazukam.
    Meine Hände wurden feucht.
    Ein verdammter Halm stach mir in den Nacken. Ich rutschte in dem engen Käfig hin und her, versuchte den lästigen Halm abzustreifen.
    Was würde er fragen?
    Wo ich in der Brandnacht gewesen war?
    Oder fragte so einer gleich, ob ich es getan hatte?
    Sah er einem an, wenn man log?
    Es war nicht so gewesen, wie alle anderen vermuteten. Sylvie glaubte es nicht. Tante Lene glaubte es nicht. Jumbo wollte es nicht glauben. Und Mutter wußte von alledem nichts...
    Jetzt! Jetzt tauchte er auf: Kopf und Schultern sah ich, alles andere verdeckte Tante Lenes Wall.
    Rechts? Links? Geradeaus...?
    Links!
    Nach links bog er ab, kam auf mich zu. Damit hatte ich am wenigsten gerechnet. Was wollte er? Doch durch die
    Hintertür zu uns? Mich konnte er nicht sehen; dazu hätte er Radaraugen haben müssen.
    Er kam näher.
    Blieb stehen.
    Stellte Koffer und Aktentasche ab. Drehte unserem Haus den Rücken zu, betrachtete Tante Lenes windschiefe Kate. Jetzt fehlte nur noch, daß er ein Foto schoß, wie acht von zehn Feriengästen.
    Was hatte das zu bedeuten? Tante Lene! Plötzlich stand sie vor der Tür.
    Der Mann nahm Koffer und Aktentasche auf, ging auf sie zu, lüftete den Hut...
    Der Wind trug mir zu, was sie redeten. Teufel! Ich träumte doch wohl nicht?
    Er sollte bei ihr wohnen...
    Ein Kriminalpolizist! Bei Tante Lene!
    Ich drängte mein Gesicht noch weiter nach vorn. Das Reet kitzelte meine Backen. Ich mußte einen Niesreiz abwürgen. Theo Bank hieß er...
    Kriminalobermeister war er...
    Das hörte ich noch; dann schloß sich die Tür hinter den beiden.
    Ich verstand das alles nicht. Tante Lene hatte mit Jumbo telefoniert? Den Mann in ihr Haus eingeladen? Warum tat sie das? Sie war doch sonst nicht so schnell mit den Einladungen bei der Hand!
    Tante Lene war klug. Sie ließ sich auch von einem Kriminalbeamten nicht einwickeln. Im Mittelalter hätte man sie bestimmt als Hexe verbrannt — weil man anders nicht mit ihr fertig wurde. —
    Drei Sachen mußte ich noch erledigen. Und von den drei Sachen konnten die Mathematikhausarbeiten am längsten warten.
    Zuerst Sylvie.
    Diesmal klopfte ich unser Zeichen an ihre Fensterscheibe. Sylvie war im Zimmer.
    Sie öffnete das Fenster.
    „Sei bloß leise“, empfing sie mich. „Jumbo stampft mit dickem Kopf in der Wohnung herum. Er fürchtet sich vor dem, was sein Kriminalkollege herausfinden könnte, glaub ich. Ist unruhig wie ein Tiger im Käfig, murmelt vor sich hin. Selbst Mutter kann ihn nicht beruhigen. — Gibt’s was Neues?“
    „Ja. Ich weiß, wo der Mann wohnt. Halt dich fest: bei Tante Lene im Haus!“
    „Ich werd verrückt!“
    „Wäre ich auch fast geworden, als ich das Gespräch vom Reethaufen aus mithörte“, sagte ich. „Aber dann dachte ich: Wer weiß, wofür es gut ist. So kann ich ihn besser beobachten.“
    „Und er dich! Vergiß das nicht“, erinnerte Sylvie mich. „Du, Mark, wir müssen uns unbedingt morgen treffen.“ „Deshalb bin ich ja hergekommen: morgen um drei am Findling!“
    Unser Treffpunkt war der große Findling am Süderhaff — aus mehreren Gründen ein idealer Platz. Wir mußten mit dem Rad hinfahren. Dafür waren wir dort draußen allein. Höchstens ein paar Schafe starrten uns mit gelangweilten Gesichtern nach. Ich durfte nicht vergessen, nach dem Tidenkalender zu schauen...
    „Ich werde da sein. Moment...

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