Feuer und Eis
man liebt …“ Sein Blick aus schwarzen Augen fand ihren. „Schließlich habe ich die Liebe gefunden.“
„Raus hier.“
Sie war froh, als er tatsächlich ging.
11. KAPITEL
Noch vor dem heftigen Streit mit Xante hatte sie ihren Entschluss gefasst.
„Großvater wollte, dass das Haus in der Familie bleibt …“, gab Matthew sich am nächsten Tag uneinsichtig.
„Er wollte viele Dinge“, erwiderte sie. „Dieses Haus wird verkauft werden. Entweder von uns oder von der Bank. Wir können es uns nicht länger leisten, Matthew.“
„Wir können noch mehr Kleinkram verkaufen.“ Er zuckte die Schultern. „In der Bibliothek wimmelt es von Erstausgaben.“
„Wenn wir das Haus verkaufen“, fiel Karin ihm ins Wort, „können wir ein paar von den Dingen behalten. Wir können beide ganz neu anfangen.“
„Wahrscheinlich kauft es ein Bauunternehmer“, versuchte Matthew ihren wunden Punkt zu treffen. Nur wusste er noch nicht, dass sie diesen Schmerz bereits hinter sich gelassen hatte. „Der wandelt es in ein Hotel um, in dem jedes Wochenende eine Hochzeit stattfindet. Du hast selbst gesagt, es wäre eine Tragödie, wenn es mal so weit kommt.“
„In dieser Familie hat es schon viele Tragödien gegeben“, sagte sie. „Beenden wir es ein für alle Mal!“
Matthew war der Erste, der das sinkende Schiff verließ und auszog. Insgeheim freute sie sich über die Einsamkeit. Das Haus aufzuräumen, mit den Maklern zu verhandeln, die Banken anzurufen und den Kreditgebern die Situation zu erklären, hatte eine heilende Wirkung. Und mit jedem Tag, mit jedem Anruf, wurde sie sich sicherer, das Richtige zu tun.
Die glorreichen Tage der Wallis’ waren vorüber – tatsächlich waren sie schon lange vorbei, ihre Familie hatte sich nur geweigert, die Party enden zu lassen.
Als er neben seiner Mutter auf der Terrasse saß, das Feuerwerk beobachtete, das den Nachthimmel über Mykonos in ein wildes Farbenspiel tauchte, gelegentlich an einem Ouzo nippte, um sich warm zu halten, wusste Xante, dass es richtig gewesen war, Weihnachten und Silvester auf der Insel zu verbringen. Er wünschte nur, Karin würde auch hier sein.
Despina hatte die Nachricht von ihrer Trennung enttäuscht aufgenommen. Xante hatte ihr eine reichlich beschönigte Fassung der Ereignisse erzählt, woraufhin seine Mutter ihn daran erinnerte, ihn schon bei seinem letzten Besuch vor Athena gewarnt zu haben.
Schon immer hatte er zu überstürzten Reaktionen geneigt! Immer Antworten gefordert.
Immer glaubte er zu wissen, was das Beste war.
Xante hatte ihr in allen Punkten recht gegeben. Jetzt saßen sie in etwas angespanntem Schweigen nebeneinander, während er versuchte, in seinem Kopf eine Entschuldigung zu formulieren, die längst überfällig war.
„Es tut mir leid.“ Xante wandte sich zu seiner Mutter um. „Es tut mir leid, dass ich dir mit meinen Eskapaden so viel Kummer bereitet habe.“
„Welchen Eskapaden?“
„Als Teenager.“
„Ach, Xante.“ Zu seiner Verwunderung lachte Despina. „Das ist lange Jahre her.“
„Ich habe dir Schande bereitet.“
„Xante, du warst fast noch ein Kind. Du bist mein Sohn. Schon damals habe ich dir alles verziehen.“
„Du warst so wütend …“
„Natürlich! Ich wollte noch nicht Großmutter werden. Wie die Zeiten sich ändern! Xante, damals war ich wegen vieler Dinge verärgert. Ich habe um deinen Vater getrauert.“
„Das tust du immer noch.“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf.
„Du wirst immer Schwarz tragen.“
„Lange Jahre habe ich wirklich Trauer getragen. Heute trage ich Schwarz, um mich zu erinnern … das ist ein Unterschied. Wenn ich mich heute jeden Morgen für deinen Vater schwarz kleide, dann bin ich glücklich. Du kannst aufhören, dir Sorgen um mich zu machen, Xante.“
Xante betrachtete die funkelnden Augen seiner Mutter. Karin hatte recht gehabt. Auf einmal erkannte er, wie notwendig es gewesen war herzukommen … nicht nur um mit der Familie Frieden zu schließen, sondern mit sich selbst.
„Du bist derjenige, der trauert“, sagte Despina in diesem Moment.
„Ja.“ Er nickte, weil es kein besseres Wort gab, seine Gefühle zu beschreiben. „Ich habe versucht, sie anzurufen, ihr E-Mails geschrieben, Blumen geschickt …“
„Diese Sache ist zu groß, um sie mit ein paar Blumen zu lösen.“
Xante nickte.
„Hast du es mit einem Brief versucht?“
„Wie schon gesagt, auf meine E-Mails reagiert sie nicht.“
Despina schüttelte den Kopf. „Ich habe jeden
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