Feuer und Eis
eingeladen worden, während der Halbzeitpause die Mannschaft in der Umkleidekabine zu besuchen. Trotzdem freute er sich überhaupt nicht.
Karin war nicht an seiner Seite.
Er war noch nie ohne eine Begleitung zu einer Veranstaltung gegangen. Natürlich gab es viele Frauen, die er hätte anrufen können … aber er wollte nicht.
Ist das der Grund, weshalb ich mich nie vorher verliebt habe? überlegte Xante, während er das englische Team beobachtete, das sich soeben im Foyer des Hotels sammelte. Bislang hatte er noch nie verloren, immer hatte er alles gegeben, um zu gewinnen.
Aber die Liebe spielte nun mal nicht nach seinen Regeln.
Und das tat unendlich weh.
Unterdessen waren die Mannschaft und ihre Betreuer zum Stadion aufgebrochen. Nach außen hin wirkte das Hotel nun ruhig und still. Aber Xante wusste es besser. Hinter den Kulissen wirbelten seine Angestellten und bereiteten alles für das große Galadinner heute Abend vor. Xante drehte eine Runde, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, obwohl auch er sich längst auf den Weg nach Twickenham hätte machen müssen.
Er glaubte zu träumen, als er wieder im Foyer ankam. Wie damals, bei ihrer ersten Begegnung, schlenderte sie zur Tür herein, grüßte lächelnd. Diesmal war es nicht ihre Eleganz, die ihn in seinen Bann zog, als sie auf ihn zuging. Vielmehr war es die Aura aus Ruhe und Gelassenheit, die innere Stärke, die sie ausstrahlte, die ihm den Atem raubte.
„Du bist gekommen?“
„Ich habe die Einladung angenommen“, erwiderte Karin sachlich. „Es wäre unhöflich gewesen, ohne Entschuldigung fernzubleiben.“
War das der einzige Grund, weshalb sie hier war?
In ihren Augen fand er keinen Hinweis, ihre Körpersprache verriet mit keiner Geste, dass sie einst überhaupt etwas geteilt hatten. Kühl, elegant, wunderschön wie immer, stand sie vor ihm. Aber wenn sie wegen ihm hier war, falls er eine zweite Chance erhalten sollte, dann, so viel war Xante klar, musste er jetzt alles richtig machen.
„Entschuldige mich einen Augenblick, ich muss noch kurz in mein Zimmer.“ Er lächelte angespannt. „Dann bin ich fertig.“
„Kein Problem.“
Als er nach wenigen Minuten zurückkehrte, wirkte sie immer noch völlig entspannt. Die kurze Strecke zum Stadion legten sie schweigend zurück.
Es gab niemanden, der besser flirten konnte als Xante, doch ausgerechnet jetzt wollte ihm überhaupt nichts einfallen, was er hätte sagen können. Sonst war er immer gefasst, immer Herr der Situation … immer, immer, immer. Plötzlich fühlte er sich wie ein schüchterner Teenager.
Bei dem anschließenden Champagnerempfang überraschte Karin Xante damit, dass auch sie ein Glas nahm – sie selbst war mit ihrem Verhalten im Reinen. Es fühlte sich herrlich an, endlich sie selbst sein zu können. Jeden Morgen ohne Furcht aufzuwachen, war sicherlich das Beste, was ihr hatte passieren können. Sie verspürte eine innere Sicherheit, die auch durch ein Glas Champagner nicht ins Wanken gebracht wurde.
Trotzdem hatte sie Angst davor gehabt, Xante wiederzutreffen – mehr jedoch fürchtete sie, ihn nie wiederzusehen. Es hatte sie viel Kraft gekostet, im Foyer seines Hotels nicht zu ihm zu laufen. Aber jetzt, da sie im Stadion von Twickenham unter aufgeregten Fans vor dem ersten wichtigen Spiel des Six Nations Turnier weilten, war es fast unmöglich, sich nicht zu entspannen und die Atmosphäre zu genießen.
„Was?“, fragte sie, als ihr Xantes wiederholter Seitenblick auffiel.
„Du siehst glücklich aus.“
„Das bin ich.“ Karin lächelte, weil es stimmte. Endlich hatte sie all die schrecklichen Bilder ihrer Vergangenheit über Bord geworfen und nur die guten Erinnerungen behalten.
„Es ist schön, wieder in Twickenham zu sein. Mein Großvater ist oft mit mir hier gewesen.“ Sie schlenderten zu ihren Plätzen, um sich das Unterhaltungsprogramm vor dem Spiel anzusehen. „Manchmal saßen wir nur auf der Tribüne und schauten uns das Treiben auf dem Feld an, manchmal gab es offizielle Empfänge. Einmal, ich kann mich genau erinnern, erkannte ein Mann meinen Großvater und sagte ihm, wie sehr er ihn bewunderte. Dieses Kompliment bedeutete meinem Großvater alles … dass die Menschen sich an ihn, an seine Leistungen erinnerten. Rugby war sein Leben.“
„Rugby und seine Familie“, bot Xante an, doch Karin schüttelte den Kopf.
„Zuletzt nicht mehr.“ Sie zuckte die Schultern. „Nach dem Tod meiner Großmutter empfand er seine Familie nur noch als
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