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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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um die ganze Hand durchzustecken, doch für zwei Finger reichte es, und als Ysa diese auf der anderen Seite berührte, flossen Millas Tränen erneut.
    »Er hat dir deine schönen Locken absäbeln lassen«, sagte sie schluchzend. »Dabei konntest du doch gar nicht wissen, wo die Gondel ist!«
    »Haare wachsen wieder nach«, sagte Ysa. »Das Wichtigste ist, dass du lebst! Ich dachte schon, sie hätten dich …« Sie brach ab. »Und Savinia?«, fragte sie dann. »Geht es wenigstens ihr gut?«
    Wie konnte sie so etwas fragen?
    Savinia hatte die Taverne verloren, die Wohnung und nun auch noch ihre Tochter …
    Milla brauchte einen Augenblick, um ihre Gedanken zu ordnen. Natürlich – Ysa war ja seit Tagen eingesperrt! Sie wusste ja überhaupt nicht, was seitdem draußen alles geschehen war.
    Also holte sie tief Luft und begann zu erzählen.
    Als sie auf Salvatore zu sprechen kam, der den Brand gelegt und damit nicht nur die Taverne, sondern auch viele Häuser und die große Brücke zerstört hatte, drang ein tiefer Wehlaut durch das Gitter; Cassianos ungerechten Rauswurf begleitete Ysa mit empörtem Schnalzen.
    »Es tut mir so leid«, sagte Milla. »Die Wohnung war doch dein Zuhause. Wir waren nur Gäste, die du aus Freundlichkeit aufgenommen hattest!«
    »Wir sind eine Familie«, unterbrach Ysa sie bestimmt. »Das waren wir, und das bleiben wir, was auch geschieht! Der alte Geizkragen wird sich irgendwann schon wieder beruhigen. Und wenn nicht, dann müssen wir eben anderswo unterkommen – vorausgesetzt, wir beide verlassen dieses Loch hier wieder lebendig!«
    Ein kurzes, raues Lachen stahl sich aus Millas Kehle, und es tat gut. Dann jedoch fiel alles wie ein Bleilot erneut auf sie zurück.
    »Ich bin schuld daran, wenn du jetzt sterben musst«, flüsterte sie. »Dabei habe ich genau das Gegenteil gewollt! Niemals hätte ich mich auf diesen unseligen Handel einlassen dürfen. Ich hätte von Anfang an wissen müssen, dass er uns betrügen würde!«
    »Wovon redest du?«, fragte Ysa.
    Milla fiel es schwer weiterzusprechen, doch was stand jetzt noch aus, außer der absoluten Wahrheit?
    »Der Admiral hat gedroht, dich verstümmeln zu lassen, sollte ich ihm nicht die gläserne Gondel bringen. Deshalb bin ich heimlich zurück nach Murano gegangen und habe dort in unserer alten Glashütte eine zweite Gondel geblasen.«
    »Du hast – was?«
    »Ich war nicht allein. Domenico hat mir dabei geholfen. Es gab einen Rest des Sands aus Ondana, den haben wir dafür verwendet. Äußerlich war kein Unterschied zu sehen, und sogar das Ruder der echten Gondel hat perfekt in die Forcula gepasst.«
    »Das Ruder der echten Gondel …« Ysa begann zu husten. »Gibt es da noch etwas, das ich wissen sollte, Nichte?«
    »Ja«, sagte Milla, und nun sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. »Wo soll ich anfangen? Die Wasserleute, vor denen du mich stets gewarnt hast, sind keine Feinde. Nachdem wir alles verloren hatten und nicht wussten, wohin, haben sie uns aufgenommen. Sie sind zum Einlenken bereit, und Luca Donato ist ihr Anführer. Er hat mir gezeigt, wer ich wirklich bin! Eigentlich soll er ja Alisar aus Konstantinopel heiraten, aber jedes Mal, wenn ich ihm begegne, wird mir so seltsam zumute. Alles in mir strebt zu ihm hin, als verbinde uns ein unsichtbares Band. Und doch dürfen wir das nicht, weil wir sonst nicht den Pakt vollziehen können, der Venedig retten kann …« Erschöpft hielt sie inne. »In meinem Kopf und in meinem Herzen geht alles nur noch wild durcheinander!«
    »Das glaube ich gern«, sagte Ysa. »Und verstanden habe ich nicht einmal die Hälfte. Noch einmal ganz von vorn, aber dieses Mal der Reihe nach!«
    Milla gab sich allergrößte Mühe. Nachdem sie geendet hatte, blieb es nebenan lange still.
    »Du bist auf einmal so groß geworden«, sagte Ysa schließlich. »So erwachsen! Leandro wäre stolz auf dich.«
    Millas Gesicht glühte vor Freude, und eine Zeit lang schwiegen beide Frauen einträchtig. Plötzlich fiel Milla etwas ein. »Marin Donato und er haben sich gut gekannt. Sie waren sogar so etwas wie Freunde. Hast du davon gewusst?«
    »Nein«, sagte Ysa. »Mein Bruder hatte immer seine Geheimnisse, an die kein anderer rühren durfte, und ich habe es erst gar nicht versucht. Vielleicht sind wir deshalb immer so gut miteinander ausgekommen.« Sie seufzte. »Wie sehr ich mir wünschte, Leandro noch einmal zu umarmen! Seitdem ich hier unten bin, träume ich jede Nacht von ihm.«
    Milla berührte ihre Rocktasche und

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