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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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gemeinsam ergeben ein Ganzes‹ – so steht es doch in seinem Brief?«
    »Ja«, sagte Milla und kroch erneut in die Nische, um Ysa besser zu verstehen. »Genau das hat er geschrieben.«
    »Denk nach! Feuer und Wasser – wo berühren sie sich in Venedig?«
    »Ich weiß nicht. Eigentlich überall …«
    Das Brot war verschwunden, und das Wasser sah so schmutzig aus, dass Milla es nicht mehr trinken mochte. Dabei war ihr vor Durst schon leicht schwummerig, und ihre Kehle war entsetzlich rau und trocken.
    »Du kennst diesen Ort. Unzählige Male bist du daran vorbeigelaufen. Jedes Schiff, das in den Hafen einläuft, muss ihn passieren.« Ysa hielt inne. »Leise! Hörst du die Schritte, Milla? Das müssen mindestens zwei Männer sein, die da kommen, wenn nicht drei!«
    Im nächsten Moment wurde Millas Zellentür aufgesperrt. Sie konnte gerade noch rechtzeitig aufspringen.
    Es war der untersetzte Wärter, den sie schon von gestern kannte. Aber es stand noch ein anderer Mann neben ihm, groß, breitschultrig, in einen dunklen Umhang gehüllt.
    »Raus mit dir«, sagte der Untersetzte. »Und die Hände schön auf den Rücken, damit du unterwegs keine Dummheiten anstellst!«
    Widerstandslos ließ sich Milla fesseln.
    Nebenan hatte sein magerer Kollege bereits Ysa die Hände gebunden und sie ebenfalls aus der Zelle getrieben.
    »Wo bringt ihr uns hin?«, rief Milla, der die Angst plötzlich in alle Glieder fuhr.
    Hatten sie vor, sie im Stillen zu beseitigen?
    »Das wirst du noch früh genug erfahren«, sagte der Mann im dunklen Umhang. »Beeilt euch. Ihr werdet schon erwartet!«
    Vergeblich versuchte sie einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen. Doch alles, was sie zu sehen bekam, war die Ahnung einer schroffen Hakennase, die ihre Furcht weiter schürte.
    Mattia Focari, dachte sie. Der, dessen Name man in Venedig nur flüstert – hatten sie anstatt des Admirals inzwischen einen noch gefährlicheren Gegner, der sie vernichten wollte?
    Die Wärter stießen sie voran, Ysa zuerst, dann Milla.
    Es war Milla unheimlich, den mit der Hakennase hinter sich zu wissen. Plötzlich trugen die Beine sie nicht mehr; Milla taumelte und drohte zusammenzusacken.
    Doch sie fiel nicht, denn zwei kräftige Arme schlangen sich um sie und hielten sie fest, bis sie wieder Boden unter den Füßen spürte.
    »Es ist nicht mehr weit.« Die Stimme war ernst, aber alles andere als drohend.
    Und dieser Geruch …
    Milla konnte nicht anders, sie musste sich einfach umdrehen!
    Die Kapuze verbarg sein Gesicht noch immer, doch um sie herum schimmerte zartblaues Licht.
    Jetzt wäre sie beinahe erst recht gestürzt, so überwältigend war der freudige Schreck.
    »Beeil dich«, hörte sie ihn flüstern. »Du weißt, die Wandlung lässt irgendwann wieder nach …«
    Sie stolperte voran und fiel dabei halb auf Ysa, die mit ihrem kahlen Schädel ohne die schönen Locken verletzlicher wirkte als sonst.
    »Leandro«, flüsterte sie. »Er muss dich gehört haben. Alles wird gut!«
    »Da seid ihr ja endlich!« Ein weiterer stattlicher Mann mit Umhang und Kapuze stellte sich ihnen in den Weg. Eine winzige rötliche Strähne hatte sich seitlich herausgeschmuggelt.
    Milla kniff die Augen zusammen.
    Aber das war doch …
    »Wann werdet Ihr sie zurückbringen?«, fragte der Magere. »Der Admiral hatte angeordnet …«
    »Sobald wir mit ihnen fertig sind!« Beeindruckend stach die Hakennase aus dem Dunkel hervor. »Der Admiral ist bereits unterrichtet. Sonst kein Wort zu niemandem – ihr wisst, wie Mattia Focari mit vorlauten Vögelchen zu verfahren pflegt, die ihren Schnabel zu weit aufreißen!«
    Der Gang war zu Ende. Eine Tür öffnete sich ins Freie.
    Milla erblickte Tageslicht, das sie blendete, bewegtes Wasser – und darauf eine pechschwarze Gondel. Kurz erschreckte sie dieser Anblick noch einmal, weil sie eigentlich etwas Lichtblaues erwartet hatte, doch schon drängte sich der mit der Hakennase an ihnen vorbei, machte einen kühnen Satz und stand breitbeinig in der Gondel.
    »Spring!«, rief er.
    Ysa gehorchte zögernd, dann sprang sie ab, und er fing sie auf.
    Milla, die danach folgte, hielt er deutlich länger fest.
    Sobald auch der zweite Mann im Umhang in die Gondel gesprungen war, legte sie ab.
    Zwei Ruderer im gleichen Takt trieben sie eiligst voran.
    Marco wartete ab, bis die Sonne tief stand, dann machte er sich auf den Weg zum Arsenal. Der Admiral hatte nach ihm schicken lassen, als er sich zu Hause rasch der schweißgetränkten Kleider entledigen wollte.

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