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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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»Lass uns jetzt vor allem keine kostbare Zeit vergeuden. Sollte der Alte erst einmal bemerkt haben, dass Milla ihm die falsche Gondel gegeben hat, ist das Leben der beiden kein Kupferstück mehr wert!«
    »Ich kenne ihn besser als du. Ich weiß, wozu er fähig ist«, sagte Marco verärgert. »Mach lieber die Gondel fest, anstatt große Reden zu schwingen!«
    »Wenn du mir jetzt noch sagst, wo«, erwiderte Luca. »Ich sehe weit und breit nichts als glatte Wände!«
    »Hier.« Marco deutete auf die verfaulten Überreste eines Pfostens, der nur knapp aus dem Wasser ragte. »Mehr an Holz kann ich dir leider nicht bieten. Wird es gehen?«
    Luca zog die Achseln hoch.
    »Wenn du das zweite Ruder so führst, wie ich es dir gezeigt habe, könnte es gelingen. Entweder sind wir alle bald in Sicherheit – oder man hat uns in einer der Nachbarzellen eingekerkert. Ist das dort unten jene Tür der Gerechtigkeit, von der du mir erzählt hast?«
    »Ja«, sagte Marco. »Sie lässt sich nur durch einen geheimen Mechanismus öffnen.«
    »Der dir bekannt ist?«
    »Wären wir sonst hier?«
    »Dann lass uns hinein«, sagte Luca. »Und vergiss nicht: Ich bin der, der redet!«
    Schweigend banden sie die Gondel an und lenkten diese ganz nah an die Mauer heran. Dann tastete Marco die Ritzen der Steinquader ab. Es war schon eine ganze Weile her, dass er an der Seite des Admirals in diesen Verliesen gewesen war, und er konnte nur hoffen, dass er nichts vergessen hatte.
    Nach qualvoll langen Minuten hörte er endlich leises Knirschen. Seine Finger hatten offenbar die richtige Stelle gefunden. Er verstärkte den Druck, und wo gerade noch eine undurchdringliche Wand gewesen war, öffnete sich nun ein schmaler Spalt.
    Er stieß ihn weiter auf.
    Plötzlich fühlte er sich schrecklich elend. Wie hatte er sich nur auf diesen Donato und seinen verrückten Plan einlassen können? Eine verkehrte Bewegung, ein falsches Wort – und er würde zusammen mit ihm am Galgen landen!
    Seine Beine waren bleischwer, als er als Erster durch den Spalt in den dahinter liegenden dunklen Gang trat. Jeder Schritt eine Anstrengung. Mühsam kämpfte sich Marco vorwärts.
    »Die Kapuze«, zischte Luca ihm zu, der dicht hinter ihm ging. »Zieh sie über den Kopf. Sonst wird dein Feuerhaar dich verraten!«
    Marcos Stirn begann zu glühen. Inzwischen waren sie vor dem engen Raum angelangt, in dem zwei Wärter saßen, die sie erstaunt musterten.
    »Wie kommt ihr denn hier herein?«, fragte der Untersetzte.
    »Durch die Tür der Gerechtigkeit, wie sonst?«, fragte Luca herablassend. »Der Rat der Zehn will die beiden weiblichen Gefangenen verhören. Wir sind gekommen, um sie bei ihm abzuliefern.«
    Der Untersetzte nickte, während sein magerer Kollege auf seinem Hocker zu wippen begann.
    »Solche Verhöre finden für gewöhnlich im Dogenpalast statt«, sagte er aufsässig. »In einem speziellen Raum, in dem sie alle sehr rasch zu reden beginnen. Ein alltäglicher Vorgang, lange erprobt. Wieso sollte es heute anders sein?«
    »Mattia Focari hat es so angeordnet«, sagte Luca. »Er wird seine Gründe haben. Führt uns zu den Frauen!«
    »Ihr seid aber nicht Mattia Focari.« Der Magere wippte noch eifriger. »Solche Anweisungen möchte ich einzig und allein aus seinem Mund hören!«
    »Nein, ich bin nicht Mattia Focari«, sagte Luca. »Aber sein Sohn.«
    Er schlug die Kapuze zurück. Für ein paar Augenblicke hätte Marco schwören können, die unverkennbare Hakennase zu sehen, für die das Geschlecht der Focari berüchtigt war.
    Das Wippen war jäh erstorben.
    Das Geschlecht der Focari galt als rachsüchtig und nachtragend. Unliebsame Gegner, das wussten alle, wurden rasch und unauffällig in dunklen Kanälen entsorgt. Jeder in Venedig ging davon aus, dass über kurz oder lang der Sohn die Position des Vaters im Rat einnehmen würde. Jeder hatte Angst vor dem, was dann geschehen könnte.
    »Und wer ist der andere Mann?« Der Magere unternahm einen letzten kläglichen Versuch.
    »Mein Vetter Rugero«, sagte Luca. »Brüder könnten sich nicht näher stehen, als wir es tun. Erkennt ihr nicht die Familienähnlichkeit?«
    Beide Wärter nickten eifrig.
    »Also?« Lucas Stimme war blankes Eis. »Gehen wir?«
    Als Milla die Augen aufschlug, drang durch eine schmale Ritze von oben Licht in die Zelle. Doch nicht die diffuse Helligkeit hatte sie wach werden lassen, sondern Ysas aufgeregtes Rufen und Kratzen von nebenan.
    »Ich weiß jetzt, was Leandro gemeint hat. ›Nur Feuer und Wasser

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