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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Hand!«
    Das Rot war verschwunden. Kühl und klar berührte die Gondel Millas Haut.
    »Und Alisar?«, fragte Milla. »Wie steht sie dazu? Ich dachte, sie sei meine Feindin. Aber ohne ihre Hilfe wäre ich nicht weitergekommen.«
    »Alisar hat ebenso viele Farben wie das Wasser. Eine junge Frau, um die du dir keine Sorgen machen musst. Sie ist einfach nur daran gewöhnt, dass alles nach ihrem Kopf geht. Meistens bekommt sie ihren Willen – meistens!« Marin klang endgültig. »Dann werdet ihr in der Lagune sein, wenn die große Prozession beginnt, während ich in die Werft zurückkehre.«
    »Ich wünschte, du könntest uns begleiten«, rief Milla und umarmte den älteren Mann stürmisch.
    Seine Lippen berührten ihre Stirn. »Alle guten Geister von Wasser und Feuer werden mit euch sein!«
    Marco stieß das Holzgatter auf und rannte hinunter zum Kanal.
    »Ich hätte früher kommen sollen«, keuchte er. »Aber ich musste fliehen, und dabei wäre ich fast ertrunken.«
    Ganesh ließ den Hobel sinken und starrte ihn an.
    »Hast du wieder jemanden aus dem Kerker befreit?«, fragte er. »Riechst du deshalb so merkwürdig?«
    »Das Leben der ganzen Stadt ist in Gefahr«, rief Marco, während er sich ungeduldig eine seiner noch feuchten Locken aus der Stirn strich. »Was so stinkt, ist schwarzes Feuer, das ich unschädlich gemacht habe. Wo ist Marin?«
    Der alte Gondelbauer trat aus dem Schuppen.
    »Ich brauche eure Hilfe«, sagte Marco. »Seit dem Bekanntwerden der Niederlage ist der Admiral zum Äußersten entschlossen. Überall in Venedig hat er Schwarzpulver auslegen lassen, das in die Luft gejagt werden soll, damit die Stadt unter keinen Umständen in feindliche Hände fällt. Lieber soll Venedig zerstört sein als erobert! Einige der Depots konnte ich bereits vernichten, aber es sind einfach viel zu viele. Seht her!«
    Er zog eine Karte aus seinem Wams, faltete sie auf und winkte Marin und Ganesh zu sich. Zu dritt beugten sie sich über das zerknitterte Pergament.
    »Das habe ich aus der Erinnerung nachgezeichnet, und ich kann nur hoffen, so exakt wie möglich! Siehst du jetzt, was ich meine?«
    »Der Fisch von Venedig ist ganz rot geworden«, rief Ganesh.
    »Das steht für Blut.« Marco nickte grimmig. »Wenn wir nicht schnell genug sind. Die große Prozession eignet sich bestens dafür. Wieso bin ich nicht eher darauf gekommen? Solange Doge und Ratsherrn auf dem Wasser sind, kann niemand dem Alten in die Quere kommen.« Sein Finger tippte auf die Karte. »Deine Werft ist ebenfalls markiert! Wir müssen sofort alle Schuppen durchsuchen. Wo ist Luca?«
    »Mit Milla in der Lagune«, sagte Marin.
    Marco wurde blass.
    »Heute? Dann bin ich wohl zu spät.« Er zog das Ruder heraus. »Sonst sind nur noch Splitter übrig geblieben. Der Alte hat die gläserne Gondel mutwillig zerstört.«
    »Die falsche Gondel«, sagte Marin. »Die echte Gondel der Wahrheit kehrt soeben nach Ondana zurück. Gib mir das Ruder. Ich werde es zu treuen Händen verwahren, bis die nächste Gondel den Weg nach Hause antritt.«
    Dann rief er, ohne weitere Zeit zu verlieren, seine Arbeiter zusammen. Die Männer, etwa eine Handvoll, versammelten sich rasch vor der Rampe.
    »Sucht überall nach handlichen Beuteln«, sagte Marco. »Kann sein, dass sie faulig riechen. Seid auf jeden Fall vorsichtig, wenn ihr sie anfasst oder gar öffnet. Und bringt sie niemals in die Nähe von Feuer, sonst fliegt alles in die Luft!« Mit wachsender Verzweiflung sah er sich um. »Hier wimmelt es ja nur so von Verstecken! Sind euch gestern oder heute Fremde auf dem Gelände aufgefallen?«
    »Gestern hab ich zwei Kerle entdeckt, die nicht hierher gehören«, rief Raimondo. »Ich hab sie gefragt, was sie bei uns zu schaffen haben. Da sind sie eiligst verschwunden.«
    »Weißt du noch, wo das war?«, fragte Marco.
    »Dort drüben.« Raimondo deutete auf einen Schuppen, der hinter der Werft lag. »Bei den Farbeimern.«
    »Dann suchen wir dort, ihr anderen übernehmt den ganzen Rest!«
    Marco lief los, gefolgt von Ganesh und Marin.
    Wie im Fieber schoben sie Pinsel und Eimer beiseite, kletterten über Holzbalken und Leitern. Ganesh kroch sogar unter eine Gondel, die zum Trocknen an einem Gestell fixiert war.
    »Da ist nichts«, rief er.
    »Bei mir auch nicht«, sagte Marin.
    »Aber es muss etwas da sein«, beharrte Marco. »Der Admiral hasst alle Gondelwerften. Und eure ganz besonders!«
    Ganesh war es, der den Fund schließlich zutage brachte. Er fasste in eine uralte Gondel, die

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