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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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…« Milla hielt inne.
    Wie kam sie dazu, ihre Wunden vor einer Fremden auszubreiten? Aber diese schrägen, tiefblauen Augen schauten sie so verständnisvoll an, dass sie am liebsten weitergeredet hätte.
    »Fünf Jahre, das ist eine lange Zeit«, sagte Alisar. »Und du hast seitdem nichts mehr von ihm gehört?«
    Plötzlich hatte Milla das Gefühl, auf der Hut sein zu müssen. Der Brief, den sie eines Tages vor der Tür gefunden hatte, ging niemanden etwas an, schon gar nicht Alisar. Die Handschrift hatte merkwürdig ausgesehen, beinahe, als hätte ihr Vater die Zeilen im Dunkeln hingeworfen. In größter Eile. Oder unter Bedrängnis. Und doch war er alles, was ihr von ihm geblieben war – ihr Schatz. Ihr größtes Geheimnis.
    »Wohin fahren wir überhaupt?«, fragte Milla, um das Thema zu wechseln.
    »Dorthin, wo alles beginnt«, erwiderte Alisar. »Nur noch ein wenig Geduld, dann wirst du es verstehen.«
    »Wo sind die anderen? Ganesh und dieser dicke Mann mit der roten Schärpe, der mit euch angekommen ist?«
    Alisar begann ansteckend zu lachen.
    »Im Haus am Rio Paradiso. Dort, wo du uns neulich aufgesucht hast. Der Mann heißt übrigens Nikos. Und sag ihm bloß nie, dass du ihn dick findest! Er ist nämlich ungeheuer eitel.«
    »Dann ist Nikos also euer Vater?«, sagte Milla. »Ihr seht ihm gar nicht ähnlich …«
    »So könnte man es nennen.«
    »Und weshalb seid ihr nach Venedig gekommen?«
    Jetzt bekam Alisars Lächeln etwas Rätselhaftes. »Um ein großes Fest vorzubereiten«, sagte sie. »Ich kann es kaum noch erwarten!«
    Sie hatten den Canal Grande verlassen und waren in einen der Seitenkanäle eingebogen. Hier gab es weder Palazzi noch Steinhäuser. Die Gebäude, die links und rechts das Ufer säumten, waren niedrig und bestanden ausnahmslos aus Holz. Man hätte meinen können, plötzlich in einer anderen Stadt zu sein.
    »Dorsoduro«, sagte Alisar, als errate sie, was Milla gerade dachte. »Die Heimat zahlreicher Handwerker und vieler Werften. In diesem sestiere sind die Menschen ebenso arm wie stolz.«
    »Ich kenne Dorsoduro«, sagte Milla. Alisar sollte sich nur nicht einbilden, sie belehren zu können, sie, die Fremde, das Mädchen aus der Lagune! »Auch wenn ich oft in der Taverne helfen muss und mir leider wenig Zeit bleibt, in der Stadt herumzustreifen, kenne ich mich ein bisschen aus.«
    »Jetzt hab ich dich gekränkt. Das tut mir leid.« Alisars rosige Unterlippe schob sich vor. »Dabei wollte ich dich nur auf das vorbereiten, was uns erwartet. Aber vielleicht ist das ja gar nicht nötig.«
    Inzwischen gab es doch etwas aus Stein zu sehen, eine große Kirche mit drei Rundbogenfenstern und einem schlanken Glockenturm, an die sich an der Wasserseite mehrere niedrige Holzgebäude förmlich zu schmiegen schienen. Keine Wohnhäuser, wie Milla erkannte, denn die meisten waren halb offen, sondern Bootsschuppen und Lagerhallen, aus denen Sägen und Hämmern drang. Zum Kanal hin erstreckte sich eine breite Holzfläche mit dicken, wettergegerbten Planken und einer abgeschabten Rampe, auf der eine Gondel lag, deren hellgrüne Lackierung im Sonnenlicht glänzte.
    »Wir sind da«, sagte Luca plötzlich, der fast die ganze Fahrt über geschwiegen hatte, und der Kater sprang mit einem Satz von Millas Schoß.
    Milla erhob sich so abrupt, dass die Gondel bedenklich zu schwanken begann.
    »Pass auf!«, rief Alisar. »Wasser ist nicht so weich und duldsam, wie es zunächst scheint, sondern ein Element, das sich alles merkt und nichts verzeiht.«
    Abermals warf Milla ihr einen skeptischen Blick zu.
    War Alisar eine Besserwisserin, die sich auf ihre Kosten ins beste Licht rücken wollte? Es schien ihr ratsam, von Anfang an für klare Verhältnisse zu sorgen.
    »Ich stamme aus Murano«, sagte sie an Alisar gewandt, aber eigentlich vor allem an Luca adressiert. »Und kenne mich mit Wasser ganz gut aus, auch wenn mein Vater sein Leben lang mit Feuer gearbeitet hat.«
    Doch bevor jemand antworten konnte, hatte die Gondel eine kleine Anlegestelle erreicht, an der ein Mann mit silbernen Haaren auf sie wartete. Er half Luca, die Gondel festzumachen, danach streckte er erst Alisar, dann Milla seine Hand entgegen, um ihnen beim Aussteigen zu helfen. Das gleiche Gefühl, das sie schon bei Lucas Berührung gehabt hatte: ein Hauch von Kühle, gleichzeitig aber auch die Ahnung großer Kraft und Stärke.
    »Sei uns willkommen, Mädchen aus Murano!«, sagte er.
    Woher wusste er, wer sie war?
    »Du warst noch nie auf einer

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