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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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schrecklich leidtat. Aber sein ständiges Ausweichen hatte sie auch so wütend gemacht! Jetzt wäre sie erleichtert gewesen, wenn er irgendwo aufgetaucht wäre, doch der Gondoliere blieb ebenso unsichtbar wie sein getüpfelter Kater.
    Nur die ausgehungerte Katzenschar empfing sie mit kläglichen Maunzen an der Hintertür. Und noch jemand erwartete sie dort mit schiefem Grinsen – die Wasserverkäuferin.
    »Wäre ich ein Stück dreister, hätte ich mich längst selbst bedienen können«, sagte sie. »Aber ich weiß ja schließlich, was sich gehört!«
    Erneut beäugte sie Milla, während diese nach dem versteckten Schlüssel angelte, und hielt sich dabei so dicht hinter ihr, dass es Milla plötzlich zu viel wurde. Die Alte stank nicht nur durchdringend nach Schweiß, sondern auch nach Fusel und Missgunst.
    »Lass mich wenigstens in Ruhe aufsperren!«, forderte sie.
    Anschließend half sie ihr zwar beim Abladen der Krüge und entlohnte sie, doch zu mehr war sie heute nicht in Stimmung. Verdutzt trödelte die Wasserverkäuferin herum. Als Milla keinerlei Anstalten machte, ihr den gewohnten Wein zu kredenzen, trollte sie sich schließlich murrend und machte, schon halb im Gehen, das Zeichen des Gehörnten.
    Hatte sie jetzt eine Feindin, die auf Rache sann?
    Nachdenklich säuberte Milla die Katzenschüsseln, füllte sie mit Milch und Wasser und schnitt alten Speck auf, den sie möglichst gerecht in den Näpfen verteilte. Plötzlich drehte sich der Schüssel in der Vordertür, und sie hörte schlurfende Schritte.
    »Mama?«, rief sie. »Ysa? Seid ihr schon zurück?«
    Aber es war ein Mann, der auf sie herunterschaute.
    »Messèr Cassiano?« Verdutzt erhob sich Milla. »Wie kommt Ihr denn hier herein?
    »Sein Eigentum wird man ja wohl noch betreten dürfen.« Cassianos Blick war missmutig. »Du bist es also, die ständig diese räudigen Kreaturen füttert! Mit ihren Exkrementen ruinieren sie mir noch meinen Hof und locken zudem weiteres Ungeziefer an. Und schon wieder allein! Wo stecken denn Signora Cessi und ihre Schwägerin?«
    »Auf dem Markt«, sagte Milla. »Sie werden sicherlich bald zurück sein, vorausgesetzt, sie finden etwas, das es zu kaufen gibt. Was kann ich Euch inzwischen anbieten? Wein? Limonade?«
    »Danke, nein. Mein Magen, du weißt ja.« Seine Hand fuhr in die hohle Bauchgrube. »Dann wirst du es ihnen eben ausrichten. Angesichts der schwierigen Zeiten sehe ich mich gezwungen, die Miete zu erhöhen. Das gilt für die Taverne wie auch für die Wohnung.« Er räusperte sich. »Fünf Lira mehr. Was ohnehin lächerlich wenig ist. Natürlich zahle ich nach wie vor drauf, aber was soll man machen? Man ist ja schließlich kein Unmensch!«
    Milla verschlug es die Sprache.
    Fünf der schweren Silberstücke mit dem geflügelten Löwen für die windschiefe Taverne und die abgewohnten, stets feuchten Zimmer – das würde den Gewinn, von dem ihre Mutter und Ysa allabendlich beim Abrechnen träumten, beträchtlich schmälern!
    Cassiano schien ihr Schweigen zu irritieren.
    »Ich habe dutzendweise andere Bewerber«, stieß er hervor. »Das kannst du ihnen auch gleich sagen! Bewerber, die mir ihre prall gefüllten Geldkatzen förmlich aufdrängen, um an die Reihe zu kommen.« Sein Schnaufen bekam etwas Asthmatisches. »Falls ihr euch trotz meiner Großherzigkeit zum Auszug entschließen solltet: Ich werde euch gewiss nicht aufhalten!«
    Steifbeinig stolzierte er durch den Gastraum hinaus auf die Straße. Milla hörte, wie er von außen sorgfältig wieder abschloss, als sei sie gar nicht vorhanden.
    Milla brauchte ein paar Augenblicke, um sich zu fassen. Dann packte sie den Besen und ließ ihn über den Boden wirbeln. Hinterher fühlte sie sich ein wenig besser, als habe sie mit dem Staub auch einen Teil ihres Zorns hinausgefegt. Doch noch immer lastete auf ihrer Seele, was Ysa über die Wasserleute gesagt hatte. Sie musste selbst herausfinden, ob die Tante die Wahrheit gesagt hatte!
    Zu Luca wollte Milla nach dem gestrigen Tag nicht gehen. Wo sollte sie ihn auch auf die Schnelle finden, wenn er wieder mit seiner Gondel unterwegs war? Schließlich kam ihr sein Großonkel in den Sinn, der viele Jahre älter war und daher sicherlich auch mehr über eine alte Fehde zwischen Wasser und Feuer wissen musste.
    Ihn würde sie auf Herz und Nieren befragen.
    Beim Abschließen der Taverne stellte Milla fest, wie locker der abgeblätterte Türknauf saß. Wenn man nichts dagegen unternahm, würde er bald herunterfallen. Trotz seiner

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