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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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immer wieder vergeblich gegen das Glas flog. Er war ebenso allein wie jenes verzweifelte Tier – und sie so viele!
    Eigentlich hatte er die Aufklärung des Falls auf seine Weise betreiben wollen, doch sie machten es ihm so schwer, dass er wohl oder übel auf die Methoden des Admirals zurückgreifen musste.
    »Ich dachte immer, ich hätte es mit Männern zu tun, nicht mit Feiglingen. Für einen Fehler steht man ein. Sonst trifft die Strafe womöglich Unschuldige.« Jetzt war Marcos Tonfall eisig geworden.
    Unter den Männern entstand Unruhe, was er sehr wohl registrierte. Doch das war noch lange nicht genug.
    »Was soll das heißen?«, rief Querini erregt, als sei er der heimliche Sprecher der Schar. »Wollt Ihr uns jetzt alle gemeinsam an den Pranger stellen?«
    Marcos Hemd klebte ihm am Körper wie eine zweite Haut. Äußerlich ungerührt zog er die silberne Münze scheinbar gelassen aus der Innentasche seiner leinenen Schecke.
    »Kopf oder Zahl werden über euer Schicksal entscheiden, falls ihr keine Einsicht zeigt. Liegt mir binnen achtundvierzig Stunden nicht der Name des oder der Schuldigen vor, kommen sie zum Einsatz. Einer von euch wirft – und ab da werden jeden Tag zwei Männer entlassen.«
    Die Gesichter der Männer waren grau geworden.
    »Das könnt Ihr nicht machen, Messèr Bellino«, sagte Clemente Centani bittend. »Die Arbeit hier ist unser Leben …«
    »Dann trefft die richtige Entscheidung!« Marcos Kiefer schmerzte, so sehr hatte er ihn angespannt. »Ihr wisst, wo ihr mich findet – und jetzt bringt endlich wieder die Warbeln zum Singen!«
    Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis die Ersten seiner Aufforderung nachkamen. Schließlich aber fuhr der Seilschlitten auf das Geschirr zu. Das alte Holz quietschte und knarrte wie gewohnt, so durchdringend, dass niemand außer Marco das leise Geräusch vernahm, mit dem der bräunliche Vogelkörper auf den Boden klatschte und dort leblos liegen blieb.
    Als Milla wieder zu sich kam, lag sie in der blauen Gondel. Ihr Kopf brummte, der Mund war wie ausgedörrt.
    »Trink!« Lucas Gesicht war auf einmal ganz nah, doch sie war unfähig, in ihm zu lesen.
    »Was hast du getan?« Mühsam rappelte sich Milla auf. Puntino, der auf ihrer Brust gelegen hatte, sprang zur Seite. Dann ließ sie zu, dass Luca ihr einen Becher mit verdünntem Wein an die Lippen setzte, und trank. »Mir ist so schwindelig!«, murmelte sie und spähte vorsichtig über den Rand.
    Wie konnte das Wasser wieder so ruhig sein?
    »Das, was getan werden musste. Oder hätte ich dich etwa weiterhin dem Ziegelhagel aussetzen sollen?«, fragte er ruhig und stellte den Becher beiseite. »Es hat dich am Hinterkopf erwischt. Eine stattliche Beule hast du abbekommen. Doch es hat nicht einmal geblutet. Der Schwindel wird sicherlich bald aufhören.«
    »Aber der Palast …«
    Luca zuckte die Schultern.
    »Nicht alle Baumeister kommen mit den Anforderungen zurecht, die Venedig an sie stellt«, sagte er wegwerfend. »Sie verkalkulieren sich, verwenden die falschen Materialien. Oder sie wollen nicht wahrhaben, welch Kraft Wasser besitzt. Zum Glück war das Gebäude leer und schon lange keine Kapelle mehr, in der unsere Leute früher gebetet haben. Es gibt keine Toten zu beklagen – nur ein paar eingestürzte Mauern.«
    Er hörte sich an, als rede er von einem überschwemmten Keller! Dabei hatte Milla doch genau gesehen, wie er …
    Sie starrte ihn an. Die Luft um seinen Kopf war klar und durchsichtig. Nicht eine Spur von Blau, als sei alles nur ein Traum gewesen.
    Ich muss mich geirrt haben, dachte sie. Luca ist ein ganz normaler Mann – und wenn er tausendmal zu den Wasserleuten gehört! Niemand kann den Fluten befehlen. Niemand einen Palast zum Einstürzen bringen. Er hat mich geküsst. Vielleicht bin ich deshalb so durcheinander.
    Doch ein Rest an Zweifeln hielt sich hartnäckig.
    »Ich muss zurück ins ippocampo «, sagte sie.
    »Das sollst du auch, aber erst, nachdem du mit Nikos gesprochen hast!« Luca hatte seinen gewohnten Platz eingenommen und führte das Ruder so ruhig und geschickt wie immer.
    »Du bringst mich ins Haus am Rio Paradiso?« Mit allem hätte Milla gerechnet, nur nicht damit.
    »Wolltest du nicht Antworten auf deine Fragen? Dort kannst du sie bekommen!«
    Während Milla Luca verwirrt ansah und überlegte, was sie wohl erwarten würde, erreichten sie den Anlegeplatz, an dem Ganesh wartete und ihnen winkte. Kaum, dass sie ausgestiegen waren, begann er loszusprudeln.
    »Milla«,

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