Feuer und Glas - Der Pakt
Salvatore, während er hinunter zum Wasser lief, wo er Marin in einer der Gondeln hantieren sah. Was in meinen Taschen steckt, wird euch alle eines Besseren belehren!
Leider war der alte Gondelbauer nicht allein.
Luca war bei ihm, sein Großneffe und Augenstern. Viele sahen in ihm den neuen Anführer der Wasserleute, doch für Salvatore war er nichts als ein aufgeblasenes Jüngelchen, das lediglich das Glück gehabt hatte, in die richtige Familie hineingeboren zu sein.
Breitbeinig hielt Salvatore auf das Wasser zu.
»Ich muss mit dir reden, Marin«, sagte er, kaum hatte er das Ufer erreicht.
Was taten sie da eigentlich? Und wieso war keiner der üblichen Werftarbeiter zu sehen? Auf dem Boden der ersten Gondel lag ungefähr ein Dutzend abmontierter Bugfiguren.
Eine davon hielt Luca in der Hand.
»Ich wüsste nicht, worüber«, sagte Marin nach einem gelangweilten Blick. »Um dich erneut bei mir als Lehrling verdingen zu wollen, bist du schon lange nicht mehr jung genug.«
»Aber genau im richtigen Alter, um Savinia Cessi schöne Augen zu machen«, erwiderte Salvatore und genoss, dass bei diesen Worten beide Köpfe zu ihm herumfuhren. »Die Mutter werde ich über kurz oder lang heiraten, und was die Tochter betrifft …«
»Was hast du mit Milla Cessi zu schaffen?«, rief Luca.
»Ich bin ihr künftiger Stiefvater. Unser Umzug nach Canareggio ist bereits geplant. Und wenn die Familie dort erst einmal vereint ist, wird sich sicherlich eine Gelegenheit ergeben, mehr voneinander zu erfahren – sehr viel mehr.« Seine Hände begannen zu zittern, deshalb stemmte er die Arme in die Hüften.
»Du wirst Milla und ihre Mutter in Ruhe lassen, verstanden?« Lucas Stimme war eisig.
»Ich fürchte, das kann ich nicht«, erwiderte Salvatore.
»Um dich heiraten zu können«, wandte Marin stirnrunzelnd ein, »müsste Savinia Cessi erst einmal Witwe sein.«
»Nichts einfacher als das! Sie lässt ihren verschollenen Mann für tot erklären – und der Weg ist frei. Ich bin näher an der Familie des Feuerkopfs als jeder andere!«
Marin und Luca wechselten einen raschen Blick. Sie waren beunruhigt, tief beunruhigt sogar, dabei hatte er noch kein Wort über sein anderes Geheimnis verraten.
»Warum sollten wir dir glauben?«, fragte Marin nach einer Weile. »Die Frau des Feuerkopfs würde nie sein Erbe verraten …«
»Und seine Tochter erst recht nicht«, unterbrach ihn Luca.
»Dann seid ihr an der gläsernen Gondel nicht weiter interessiert?«, fragte Salvatore.
»Das ist nichts, was dich etwas anginge«, fuhr Marin ihn an. »Überlass das jenen, die wissen, was sie zu tun haben!«
»Schade, denn wie man hört, planen die Feuerleute Ungeheuerliches, um in ihren Besitz zu gelangen.« Salvatore spürte einen kurzen Schauer der Befriedigung, als ihre Mienen endgültig versteinerten.
Doch sie fassten sich leider viel zu rasch.
»Und das haben sie ausgerechnet dir anvertraut?«, sagte Marin wegwerfend.
»Ich wette, kein anderer als der Admiral höchstpersönlich hat dich ins Vertrauen gezogen«, rief Luca spöttisch. »Komm schon, was hat er sonst noch alles ausgeplaudert, Salvatore? Erleichtere dich. Vertreib endlich die kalte Luft der Geheimnisse aus deinem Herzen!«
Sie lachten.
Sie glaubten ihm nicht, hielten ihn für einen Lügner und billigen Aufschneider. Jetzt hätte er ihnen entgegenschleudern können, was er ausspioniert hatte: eine riesige Halle, in der sich Kisten mit Schwarzpulver stapelten, ausreichend, um die halbe Lagune in die Luft zu sprengen. Doch kein Wort davon würde er ihnen verraten! Ebenso wenig, wie er sich in die Reederei eingeschmuggelt und was er dort mit den Pechfässern angestellt hatte.
Diese Donatos konnten vielleicht einen Palazzo zum Einsturz bringen, aber was bewirkte das schon?
Als Einziger hatte er den Mut aufgebracht, die Feuerleute durch geschickte Sabotage aufzuhalten, weil sie auf jeden herabschauten, der nicht zu ihnen gehörte! Bei Licht betrachtet waren die Wasserleute allerdings keinen Deut besser, das hatten sie ihm gerade wieder bewiesen. Seit Kindertagen hatte sich Salvatore an die Vorstellung geklammert, dass womöglich doch das Blut des berühmten alten Gondelbauers in seinen Adern floss. Jetzt aber wünschte er sich von Herzen, nicht sein Sohn zu sein.
Am liebsten hätte er all das Marin ins Gesicht geschrien, doch er ließ es lieber bleiben. Bald schon würde das schwarze Feuer ihnen zeigen, dass mit einem Salvatore Querini durchaus zu rechnen war. Und auch
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