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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Komm ein anderes Mal wieder!« Milla flüchtete in die Küche und zog energisch die Tür hinter sich zu.
    Dabei riss sie erneut den Knauf ab. Krachend fiel er auf den Boden.
    Kein großes Missgeschick, genau besehen, auch wenn es Cassiano beim letzten Mal so wütend gemacht und zu seinen wüsten Drohungen veranlasst hatte. Heute jedoch reichte es aus, um Millas mühsam errichteten Damm zu brechen. Sie schaffte es gerade noch bis in die Gaststube. Dort legte sie das kleine gläserne Ruder auf den nächstbesten Tisch und sackte auf der Bank zusammen.
    In ihr war es plötzlich ganz leer. Was war das vorhin in der Basilika gewesen?
    Ein Albtraum?
    Eine Prophezeiung?
    Die Zukunft, die sie erwartete, wenn sie Luca nicht endlich für alle Zeit aus dem Weg ging …
    Milla legte den Kopf auf das abgeschabte Holz und ließ ihren Tränen freien Lauf.
    »Du hättest uns niemals verlassen dürfen«, flüsterte sie. »Ich bin nicht stark genug, um dein Erbe zu tragen. Und wenn ich die gläserne Gondel schon finden soll, warum hast du dann nicht klarer beschrieben, wo sie verborgen ist? Ich kann nicht mehr! Sie haben deine Schwester. Werden sie jetzt auch noch Mama entführen? Wenn du mir nicht hilfst, muss ich aufgeben!«
    Das Holz unter ihr war feucht, als Milla etwas an ihrem Handrücken spürte, das sich wie ein kleines Reibeisen anfühlte.
    Sie hob den Kopf und schaute in klare, grüne Katzenaugen.
    Puntino, der ihre Hand ableckte!
    »Wie bist du denn hier hereingekommen?«, murmelte sie.
    Ein Gurren war die Antwort.
    »Hast du auf mich gewartet? Weil du gespürt hast, wie dringend ich Zuspruch brauche?«
    Sie redete mit einer Katze!
    Gut, dass niemand sie hören konnte. Dennoch war es immer noch besser, als die ganze Verzweiflung in sich hineinzufressen.
    Und außerdem war es Lucas Kater.
    »Du gehörst zu ihm.« Milla kraulte ihn hinter den Ohren. Er reckte den Hals, wollte auch noch unter dem Kinn gestreichelt werden. »Ohne Wenn und Aber – das hast du mir voraus. Ich darf Luca nicht lieben. Doch wenn ich nicht bereit bin, mein Leben für ihn zu opfern, wird er sterben. Das habe ich gerade gesehen. Wie soll man solch einen Wahnsinn verstehen?«
    Sie nahm das kleine Ruder hoch und hielt es ins Licht, das durch das Fenster fiel.
    Äußerlich war nichts zu erkennen, so oft sie es auch drehte und wendete. Es gehörte zur gläsernen Gondel, daran gab es für Milla keinen Zweifel. Konnte es sie vorhin in jenen Zustand versetzt haben, den sie kaum zu beschreiben vermochte?
    Und falls schon ein winziges Teilstück, gerade mal so lang wie ihr kleiner Finger, das vermocht hatte, als sie Luca berührte – welche Kraft würde dann erst die ganze Gondel besitzen?
    Fahrig wischte sich Milla die Tränen weg und begann zwischen den Tischen und Bänken auf und ab zu gehen.
    Die Gondel kann Venedig vor dem Untergang bewahren, so hatte Marco sie beschworen – galt das auch für das Ruder?
    Durfte sie es dem Admiral ausliefern?
    Alles in ihr sträubte sich dagegen.
    Aber musste sie es nicht tun, um Ysa zu retten?
    Das war ein Zwiespalt, der sie innerlich aufzufressen drohte.
    Unentschlossen legte Milla das Glasstück zurück auf den Tisch. Ihre Ratlosigkeit wuchs.
    Was würde Ysa tun?
    Wenn du nicht weißt, wie du vorgehen sollst, verschaff dir erst einmal die Zeit, um es herauszufinden, hätte sie wohl gesagt.
    Wo also konnte sie das Fundstück am besten verwahren, bis sie endgültig wusste, was sie damit anfangen sollte?
    Milla ging in die Küche. Der Kater folgte ihr.
    »Ach, du bist eigentlich nur hier, weil du hungrig bist?« Sein erwartungsvolles Zirpen zauberte ein Lächeln auf Millas Lippen.
    Sie gab ihm einen Rest gebratener Eier, die er verschlang, bevor er sich gründlich zu putzen begann.
    Danach fand sie hinter den Töpfen, wonach sie gesucht hatte: ein abgeschabtes Samtsäckchen, in dem Savinia ihre Ohrringe verstaute, wenn sie sie beim Arbeiten störten.
    Milla legte das Ruder hinein und schob das Säckchen nach kurzer Überlegung unter ihr Mieder.
    »Ich gehe zurück zur Piazza«, sagte sie halblaut.
    Der Kater spitzte die Ohren, als verstünde er jedes Wort.
    »Vermutlich bin ich unter möglichst vielen Menschen noch am sichersten. Außerdem möchte ich in der Nähe meiner Mutter sein.« Sie fasste Puntino scharf ins Auge. »Willst du mich begleiten?«
    Er gähnte herzhaft und verkroch sich dann hinter einer Kiste. Dort rollte er sich zusammen.
    Milla brachte es nicht über sich, ihn aufzuscheuchen. Stattdessen ließ sie

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