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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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nach einer Unterkunft.«
    »Die habt ihr jetzt gefunden«, sagte Marin. »Wir nehmen euch gern bei uns auf. Das Haus am Rio Paradiso …«
    »Unmöglich«, rief Milla.
    Abgerissen, verdreckt und heimatlos wie eine Bettlerin dort anzukommen – diesen Triumph würde sie Lucas makelloser Braut nicht gönnen!
    »Wir sollten das Angebot annehmen«, widersprach Savinia. »Meine Füße sind wie taub, und der Magen hängt mir in den Kniekehlen. Ich kann nicht mehr!«
    »Aber sie sind Wasserleute!«, rief Milla.
    »Das weiß ich doch längst.« Savinia wandte sich der Gondel zu. »Ich hab von Euch gehört, Marin Donato«, sagte sie. »Lange bevor Ihr mein Gast im ippocampo wurdet. Leandro hat mir von Euch erzählt, und selten hat seine Stimme so respektvoll geklungen.«
    »Ein Grund mehr, einzusteigen!«, erwiderte Marin. »Denn mir geht es nicht anders, sobald ich seinen Namen in den Mund nehme. Könnte Leandro Cessi jetzt bei uns sein, wäre mein Herz um vieles leichter.«
    Hatten sie vor, sich gegen sie zu verbünden? Empört schaute Milla von Marin zu ihrer Mutter.
    »Dann geh meinethalben«, rief sie. »Aber ich werde diese Gondel nicht betreten. Niemand kann mich dazu zwingen!«
    »Aber bitten«, hörte sie plötzlich Luca sagen. »Steigst du ein, Milla, wenn ich dich darum bitte?«
    Er legte sein Ruder ab und bewegte sich mit sicheren Schritten nach vorn, während das neunfach verschiedene Holz unter seinen Tritten knarrte und Marin zur Seite trat, um ihm Platz zu machen.
    Milla konnte gar nicht anders, als die Hand zu ergreifen, die Luca ihr entgegenstreckte. Sie war trocken und kühl, als hätte es niemals eine Feuersbrunst gegeben.
    Als er sie hineinzog, fiel sie ihm fast in die Arme.
    Für einen Lidschlag spürte sie Lucas warme Lippen an ihrem Hals – doch es war so schnell vorüber, dass Milla nicht wusste, ob sie sich alles nur eingebildet hatte. Um ihre Verwirrung zu verbergen, schaute sie zum Himmel. Über ihr waren keine Sterne, sondern nur tiefe Schwärze, als habe der Brand auch dort oben jedes Licht verschluckt.
    »Wir hätten niemals zustimmen sollen«, murmelte sie, als schließlich Savinia neben ihr saß und die Gondel durch Lucas geübte Stöße sacht abgelegt hatte. Es war tröstlich, ihre Wärme zu spüren. Und dennoch fühlte sich Milla innerlich wie zerrissen. »Du hast keinerlei Vorstellungen, was uns dort erwartet!«
    »Das klingt, als würdest du das Haus bereits kennen«, sagte Savinia. »Gibt es noch andere Geheimnisse, von denen ich nichts weiß?«
    Milla gab einen undefinierbaren Laut von sich.
    Das breite Bett des Canal Grande lag hinter ihnen. Getrieben vom gleichmäßigen Schlag der beiden Ruderer, war die blaue Gondel in schmälere Kanäle geglitten. Dunkel und kaum bewegt lag die Wasserfläche vor ihnen. Es roch nach Salz. Nach Tang. Die Häuser links und rechts waren in tiefe Schatten gehüllt.
    Plötzlich bekam sie Gänsehaut.
    Und wenn das alles nichts als ein raffiniertes Manöver war, um Savinia und sie zu entführen? Sollten sie aus dem Boot gestoßen werden, würden ihre Schreie ungehört verhallen. Milla konnte schwimmen, dafür hatte Leandro gesorgt.
    Doch was würde dann aus ihrer Mutter, die offenbar sehr viel mehr wusste, als sie alle je geahnt hatten?
    Ysas Warnungen, die sie stets in den Wind geschlagen hatte, sanken bleischwer auf Milla herab. Sie war sich so sicher gewesen, dass die Feuerleute mit ihrem Verschwinden zu tun hatten. Aber vielleicht war das ein schrecklicher Fehler gewesen.
    In Milla rumorte es immer stärker.
    Alles ringsherum kam ihr fremd, ja feindlich vor. Die bemoosten Pfosten, die in das Wasser ragten. Die abweisenden Fassaden. Die Holzbrücken, auf denen keine Menschenseele mehr zu sehen war.
    War sie jemals zuvor hier gewesen?
    Die Feuerleute beherrschten das riesige Arsenal, in dem so manch Unliebsames verschwinden konnte. In welches modrige Verließ würden die Wasserleute sie verschleppen?
    Milla sprang auf, und die Gondel begann bedenklich zu schwanken. Nicht einen Augenblick länger hätte sie still sitzen können. Luca musste ihr endlich Rede und Antwort stehen! Alles, was an Unausgegorenem in ihr kreiste, würde sie ihm jetzt an den Kopf werfen …
    »Du erinnerst dich?«, hörte sie ihn sagen. »Dabei kommen wir heute von der Wasserseite. Und erwartet werden wir auch bereits.«
    Vor einem niedrigen Bootshaus ragte ein kurzer Steg in den Kanal. Ganz vorn entdeckte Milla die Silhouette einer Katze, statuengleich.
    Dann stimmte Puntino sein

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