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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Schaden?«
    »Ich kann Eure Aufregung verstehen, Messèr Cassiano«, versuchte Savinia einzulenken. »Mir selbst ist sterbensübel, nach allem, was geschehen ist. Aber es ist spät. Wir sollten erst einmal schlafen und morgen …«
    »Schlaft, wo ihr wollt! In meiner Wohnung gewiss nicht.«
    »Ist sie denn auch …« Savinia schien plötzlich zu wanken.
    »Gottlob hat San Marco sie in seiner Güte beschützt! Doch betreten werdet ihr meine Räume trotzdem nicht mehr. Ihr seid gekündigt. Fristlos! Ich will euch nie wieder in meinem Haus sehen.«
    Der Brief des Vaters, den sie zurück in die Kleidertruhe gelegt hatte – er durfte nicht in falsche Hände geraten!
    »Das könnt Ihr nicht machen!«, rief Milla, die immer besorgter Savinia beobachtete. »Lasst uns in die Wohnung. Wenigstens für diese Nacht. Seht Ihr denn nicht, wie mitgenommen meine Mutter aussieht?«
    »Daran hättest du früher denken sollen«, zischte Cassiano. »Ich kann noch ganz anders, verlass dich drauf! Weißt du nicht, welch schwere Strafen auf Brandstiftung stehen?«
    Er kam ihr so nah, dass Milla den Kopf wegdrehen musste.
    »Manch einen haben sie dafür schon auf der Piazzetta gehängt. Direkt zwischen den beiden Schutzheiligen.« Seine Hand griff grob an ihren Busen. »Du bist kein Kind mehr. Du wirst für deine Tat büßen!«
    Das Ruder begann plötzlich wie ein Brandeisen zu glühen.
    Milla hob den Arm, um ihn zurückzustoßen, doch Cassiano hatte längst den Halt verloren.
    Er taumelte, als trage ihn der Boden nicht mehr. Dann fiel er auf den Rücken, wo er wie ein aufgespießter Käfer liegen blieb. Sein Rumpf bäumte sich auf, als versetzte jemand ihm unsichtbare Peitschenschläge. Die Beine zuckten.
    Cassianos Hand fuhr in seinen Schritt.
    »Ich verglühe!«, schrie er gellend. »Was hast du mit mir gemacht? Alles brennt … lichterloh … ich Sünder … ich armer Sünder …«
    Milla löste sich aus ihrer Erstarrung und packte Savinias Arm.
    »Los«, befahl sie. »Je schneller wir von hier weg sind, umso besser!«
    Sie fanden keine Zuflucht, so weit sie auch liefen. Überall auf den Campi hatten sich andere Obdachlose breitgemacht, Kinder, die sich weinend an ihre Mütter drückten, Alte, zu schwach, um weit gehen zu können.
    San Polo, noch am Morgen das stolze sestiere der Händler und Marktleute, schien auf einmal in eine Art armseliges Asyl verwandelt zu sein, das noch dazu hoffnungslos überlaufen war. Wer sich so glücklich schätzen konnte, ein unversehrtes Haus zu haben, verrammelte Türen und Fenster, um sich vor Bettlern und Dieben zu schützen. Eine Frau hatte ihnen aus Barmherzigkeit wenigstens ein Öllämpchen überlassen, deren zittrige Flamme die Nacht allerdings nur schwach erhellte. Instinktiv hielten sie sich in Wassernähe, als hofften sie von da aus auf Rettung. Irgendwann waren sie beide so müde geworden, dass sie sich am Ufer eines kleinen Kanals niederließen.
    Nachdem Milla nur einsilbig auf Savinias Fragen geantwortet hatte, war diese verstummt, bis sie plötzlich wieder zu reden begann.
    »Er hat dich angefasst«, sagte sie. »Cassiano hat dich doch angefasst?«
    »Dieser widerliche Geldsack!«, rief Milla. »All seine Sünden haben ihn eingeholt.«
    »Und dann hast du ihn weggestoßen?«, fragte Savinia.
    »Ich habe ihn nicht einmal berührt. Gefallen ist er von ganz allein. Von mir aus soll er in der Hölle braten! Wieso willst du das alles so genau wissen?«
    Savinia schien tief in Gedanken versunken.
    »Jene gläserne Gondel, Milla«, sagte sie. »Du hast mir doch in allem die Wahrheit gesagt?«
    »Ja.« Die Kühle der Nacht schien plötzlich verflogen. Unter Millas Brustbein wurde es heiß. Solange sie das Fundstück mit sich herumtrug, waren Lügen und Halbwahrheiten eine gefährliche Angelegenheit.
    Sie musste Savinia von dem Ruder erzählen – aber nicht hier!
    »Milla?«, drang plötzlich eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit. »Bist du das?«
    Die blaue Gondel war so nah, dass sie nur den Arm hätte ausstrecken müssen, um an ihren Bug zu fassen. Marin stand vorn, eine Fackel in der Hand, mit der er zu ihnen herüberleuchtete. Der Ruderer hinten am Heck war Luca.
    Millas Herzschlag beschleunigte sich. Er war da – er hatte sie nicht vergessen!
    »Was macht ihr hier?«, fragte Marin weiter.
    »Der Brand hat meine Tochter und mich obdachlos gemacht«, sagte Savinia, bevor Milla antworten konnte. »Wir haben unsere Taverne verloren und damit auch unser Zuhause. Seit Stunden suchen wir vergeblich

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