Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
Vom Netzwerk:
Begrüßungskonzert an.
    Im ersten Moment glaubte Milla, es sei ein Sonnenstrahl gewesen, der ihre Nase gekitzelt hatte. Dann jedoch merkte sie, dass es eine Hand war, die ihr Gesicht streifte und danach über die Haare strich.
    »Luca?«, murmelte sie verschlafen und schlug die Augen auf.
    Auf dem Bettrand saß Alisar.
    »Da muss ich dich leider enttäuschen«, sagte sie. »Ich konnte nicht anders, als deine Locken anzufassen! Sie sind so – anders.« Sie zog die Nase hoch. »Außerdem riechst du nach Rauch.«
    Milla fuhr nach oben und zog sich das Laken bis unter das Kinn.
    »Wo ist meine Mutter?«, fragte sie. Der Platz neben ihr, wo Savinia geschlafen hatte, war leer.
    »Mit Nikos und Ganesh im Garten. Dort wirst du auch Luca finden.« Alisar lächelte unergründlich. »Deshalb bist du doch hier. Aus Sehnsucht. Habe ich recht?«
    »Ich will nichts von deinem Luca«, stieß Milla hervor, die sich immer unbehaglicher fühlte. Sie steckte nach wie vor in den schmutzigen, zerknitterten Kleidern von gestern, während Alisar wohlriechend in meerblauer Seide vor ihr saß. »Marin und er haben uns gestern am Kanal entdeckt und hergebracht. Da musst du wohl schon geschlafen haben.«
    »Was für eine schlechte Lügnerin du bist!«, rief Alisar. »Du müsstest nur einmal dein Gesicht sehen, sobald Luca auftaucht. Du fängst ja schon an zu schmelzen, noch bevor er den Mund aufmacht. Du bist verliebt, Milla. Unsterblich verliebt!«
    »Was soll dieser Unsinn? Ich kenne ihn ja kaum! Außerdem gehöre ich zu den Feuerleuten, schon vergessen? Und ich weiß, dass ihr heiraten werdet …«
    »Ja, das dachte ich auch. Sonst wäre ich in Konstantinopel geblieben. Er war nicht mein einziger Bewerber, das kannst du mir glauben!« Alisar erhob sich und strich ihren Rock glatt, obwohl darauf kaum ein Fältchen zu entdecken war.
    Selten hatte Milla anmutigere Hände gesehen, grazil und geschmeidig, als vollführten sie bei jeder Bewegung einen Tanz, begleitet vom Klimpern der goldenen Reifen.
    »Aber wer will schon einen Mann, der mit seinen Gedanken ständig woanders ist? Ich habe Luca gesagt, dass er sich entscheiden muss.« Sie reckte das Kinn. »Er spielt mit dem Feuer. Was ihn zu reizen scheint. Mir gefällt es jedoch ganz und gar nicht, und ich wollte, dass du das auch weißt!«
    Milla wartete, bis Alisar draußen war, dann erst sprang sie aus dem Bett.
    Nebenan war ein weiterer Raum, wo sie eine Waschschüssel und wassergefüllte Eimer in so stattlicher Zahl vorfand, dass es sogar für ein Bad gereicht hätte. Eine ummauerte Vertiefung längs der Wand, mit blauen und grünen Mosaiken ausgekleidet, lud dazu ein, doch dazu war sie nach Alisars Worten viel zu aufgewühlt.
    Sah man ihr tatsächlich so deutlich an, was sie für Luca empfand? Dann musste ja auch er längst Bescheid wissen!
    Milla zog das Samtsäckchen hervor und vergewisserte sich, dass das Ruder noch an Ort und Stelle war. Es glitzerte, als sie es bewegte, barg in seiner kristallenen Reinheit alle Farben des Regenbogens in sich.
    Seine Schönheit ließ sie noch nachdenklicher werden.
    Salvatore hatte darauf mit leerem Blick und Schaum vor dem Mund reagiert, Cassiano war zu Boden gegangen wie ein gefällter Baum. Dabei waren beide mit dem Glasstück nicht einmal direkt in Berührung gekommen. Allerdings hatten beide sie berührt – und damit auch das Ruder.
    Konnte das genügt haben, um die Männer in solche Zustände zu versetzen? Welche Wirkung würde dann erst die gläserne Gondel entfalten?
    Noch immer tief in Gedanken, begnügte sich Milla mit einer kurzen Wäsche, bevor sie mit Bedauern zurück in ihr altes Kleid schlüpfte. Sicherlich barg dieses Haus Gewänder in Hülle und Fülle, aber sie wäre lieber gestorben, als Alisar darum zu bitten.
    Sie wurde erst ruhiger, als sie das Säckchen erneut unter ihr Mieder geschoben hatte.
    Dann suchte sie den Ausgang zum Garten.
    Savinia stand mit Nikos unter einem Feigenbaum und lächelte, als sie ihre Tochter erblickte.
    »Du siehst ausgeruht aus«, sagte sie. »Geschlafen jedenfalls hast du wie ein Stein!«
    »Was hast du da an?« Millas Augen glitten an ihr hinunter. »Woher ist dieses Kleid?«
    Feinstes grünes Leinen bauschte sich um Taille und Hüften. Die Ärmel waren nach der neuesten Mode geschlitzt und mit Spitze durchbrochen, das Mieder mit dunklen Seidenbändern geschnürt.
    »Messèr Nikos war so freundlich, es mir auszuleihen …« Savinias Wangen schienen plötzlich mit dem Gewand um die Wette zu glühen.

Weitere Kostenlose Bücher