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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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nicht finde …«
    »Du wirst sie finden! Bellino? Zeig ihr, was wir vorbereitet haben!«
    Marco zögerte, als wehrte sich alles in ihm dagegen, schließlich aber griff er nach einer unscheinbaren Holzkiste und brachte sie zu Milla. Der Deckel war nicht ganz geschlossen.
    Etwas Kupfernes lugte hervor.
    Zunächst glaubte Milla, sich getäuscht zu haben. Dann aber zog sie daran und hielt eine rötliche Locke in der Hand. Solche Haare hatte nur sie – und Ysa!
    »Das ganze Kästchen ist damit gefüllt«, sagte der Admiral. »Wie viel von diesem unnützen Schmuck doch auf einem Weiberkopf wuchert! Es hat ihr ganz und gar nicht gefallen, geschoren zu werden, wie du dir sicherlich vorstellen kannst. Doch das war erst der Anfang. Ab heute wird deine Tante Tag für Tag etwas verlieren, so lange, bis sich die Gondel in meinem Besitz befindet. Womit sollen wir beginnen? Mit dem kleinen Finger? Oder mit einem Ohr …«
    »Hört sofort auf«, schrie Milla. »Seid Ihr verrückt geworden? Ihr werdet Ysa kein Leid antun!«
    »Das liegt allein in deiner Hand. Die Gondel, Milla, die Gondel! Sonst wird geschehen, was ich angekündigt habe. Ich erwarte euch beide, bevor die Glocken morgen den Mittag einläuten!«
    Sie taumelte hinaus, ließ sich ohne Widerrede die Augen verbinden und von Federico und Paolo wegbringen. Offenbar wählten sie einen anderen Weg, um sie zu verwirren, was Milla plötzlich nur noch als lächerlich empfand. Heute versuchte sie nicht einmal, unter ihrer Binde hervorzulugen. Nichts gab es, gar nichts, was sie von diesem Arsenal noch sehen wollte!
    »Dass ihr euch nicht schämt«, rief sie. »Wie oft wart ihr in der Glashütte meines Vaters? Zusammen habt ihr gearbeitet, gegessen und getrunken. Ihr seid Glasbläser – und keine Henkersbüttel!«
    »Der Feuerkopf ist ein Verräter«, knurrte Federico. »Er hat sich aus dem Staub gemacht, um unsere Kunst dem Sultan von Konstantinopel auszuliefern. Dazu hatte Leandro kein Recht, auch wenn er jetzt in Gold schwimmt. Murano schützt seine Geheimnisse. Muss sie schützen! Und so soll es auch bleiben.«
    »Warst du dabei?« Milla klang bitter. »Woher willst du es dann wissen? Mein Vater hätte niemals seine Insel verraten!«
    »Er hatte Murano und uns doch längst den Rücken gekehrt«, mischte sich nun auch Paolo ein. »Immer öfter wurde er mit diesen Wasserleuten gesehen! Dein Vater wusste nicht mehr, wohin er gehört. Und seine Tochter weiß es offenbar auch nicht mehr.«
    Ein Stoß in den Rücken ließ Milla innehalten.
    Sie nahmen ihr die Binde ab. Dieses Mal war der Ausgang, zu dem sie sie geführt hatten, klein und unauffällig.
    »Doch, seine Tochter weiß es«, sagte Milla.
    Ein Gedanke begann in ihr Gestalt anzunehmen, so kühn, dass sie zunächst selbst davor erschrak.
    Aber hatte sie eine andere Wahl?
    Sie trug das Erbe ihres Vaters. Sie konnte Glas blasen. Kein anderer als er hatte sie es gelehrt.
    War sie es ihm nicht sogar schuldig?
    Milla hörte, wie das Tor hinter ihr ins Schloss fiel, dann lief sie los. Für das, was sie vorhatte, waren ein Tag und eine Nacht kaum länger als ein Lidschlag – viel zu wenig Zeit. Aber es war immerhin ein Aufschub, der Ysas Leben retten konnte.

Zehntes Kapitel
    Nachts war die Lagune Milla fremd, eine dunkle, unheimliche Welt ohne Begrenzung, die die kleine Laterne am Bugbeschlag des sandolo nur schwach erhellte. Das Meer vor ihnen war schwarz und schwach gekräuselt. Bei jedem Eintauchen und Herausziehen des Ruders schlugen kleine Wellen an das Holz, in einem gleichmäßigen, kraftvollen Rhythmus, der sie rasch voranbrachte.
    Luca dagegen schien mit der Dunkelheit bestens vertraut.
    Aufrecht stand er am Heck, um das schmale Boot zu manövrieren, auf das sie ausgewichen waren, um mit der blauen Gondel kein unerwünschtes Aufsehen zu erregen.
    »Wir sind gleich da«, sagte er. »Oder hast du es dir inzwischen anders überlegt?«
    Milla begann zu frösteln.
    Was sie vorhatte, war gefährlich, das hatte auch Luca ihr mehrmals gesagt. Es war eine Überwindung gewesen, ihm von ihren verstörenden Erlebnissen im Arsenal zu erzählen und ihn anschließend um Hilfe zu bitten. Allerdings hatte das nur für den Anfang gegolten. Nach den ersten Sätzen waren die Worte aus ihr herausgeflossen, und plötzlich war sie wie befreit gewesen.
    »Alles dunkel.« Seine Stimme war erstaunlich ruhig. »Vielleicht hast du ja trotz allem Glück.«
    »Lass dich nicht täuschen«, entgegnete sie. »Das Feuer der Glasöfen darf niemals

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