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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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bloßer Schulter, als einer der Zuhörer, ein junger Flegel mit langen, schmutzigen braunen Haaren, Jamie beleidigte. Ich wußte nicht, was er sagte, doch es zeitigte unverzüglich Wirkung. Jamie entwand sich Dougals Griff und schlug dem Burschen in den Magen. Der ging zu Boden.
    Ich lernte allmählich ein paar gälische Vokabeln, obwohl sich in keiner Weise behaupten ließ, daß ich die Sprache bereits beherrschte. Ich konnte jedoch aus den Gesten erraten, worum es ging. »Steh auf und sag das noch mal«, sieht auf jedem Schulhof, in jeder Kaschemme und auf jeder Gasse der Welt gleich aus.
    Jamie verschwand unter einer Lawine dreckiger Arbeitskleidung, als der Tisch mit lautem Getöse unter dem Gewicht von Braunhaar und zweier seiner Freunde umkippte. Unbeteiligte Beobachter traten an die Wand zurück und bereiteten sich darauf vor, das Schauspiel zu genießen. Ich flüchtete mich zu Ned und Murtagh, wobei
ich voll Unbehagen die wogende Masse von Armen und Beinen beäugte. Dann und wann leuchteten Jamies rote Haare auf.
    »Wollt ihr ihm nicht helfen?« murmelte ich Murtagh zu. Er wirkte erstaunt.
    »Nein, warum?«
    »Er wird um Hilfe rufen, wenn er ihrer bedarf«, sagte Ned Gowan.
    Ich gab, wenn auch zweifelnd, nach. »Wie Sie meinen.«
    Ich war durchaus nicht sicher, ob Jamie um Hilfe rufen könnte, wenn er welche brauchte; im Moment wurde er nämlich von einem stämmigen Kerl in Grün gewürgt. Meiner Ansicht nach würde Dougal bald ein erstklassiges Demonstrationsobjekt verlieren, aber das kümmerte ihn offenbar nicht. Tatsächlich schien das Chaos zu unseren Füßen niemanden sonderlich aufzuregen. Einige Wetten wurden abgeschlossen, doch insgesamt herrschte eine Atmosphäre stillen Vergnügens.
    Ich war schon froh, als ich merkte, wie Rupert ein paar Männern in die Quere kam, die offenbar mit dem Gedanken spielten, sich am Kampf zu beteiligen. Während sie sich der Rauferei näherten, stolperte er scheinbar zerstreut dazwischen, die Hand am Griff seines Dolches. Die Männer wichen zurück und beschlossen, es gut sein zu lassen.
    Allgemein meinte man wohl, drei gegen einen sei ein angemessenes Verhältnis. Und da dieser eine hochgewachsen, kräftig, ein vollendeter Kämpfer und von einer wahren Berserkerwut besessen war, mochte es sogar stimmen.
    Der Kampf wurde ausgeglichener, als der Kerl in Grün sich zurückzog, da ihm infolge eines gut plazierten Ellbogens Blut aus der Nase tropfte. Der Ausgang wurde immer offensichtlicher, als ein zweiter Streithahn fiel und, stöhnend und nach seiner Leistengegegen fassend, unter einen Tisch rollte. Jamie und sein erster Widersacher prügelten sich immer noch verbissen, doch die Jamie-Anhänger unter den Zuschauern sammelten bereits ihre Gewinne ein. Ein gegen die Kehle gedrückter Unterarm, begleitet von einem schmerzhaften Nierenschlag, überzeugten Braunhaar schließlich davon, daß Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist.
    Jamie richtete sich unter dem Jubel der Menge auf und stolperte zu einer der wenigen Bänke, die noch standen. Er ließ sich, schweiß- und blutüberströmt, darauf niedersinken, um vom Wirt
einen Humpen Bier entgegenzunehmen. Diesmal hatte er es nicht eilig, sein Hemd wieder anzuziehen; trotz der Kühle im Gastzimmer blieb er halbnackt und ging erst, als es Zeit war, unser Nachtquartier aufzusuchen. Er wurde respektvoll verabschiedet und wirkte trotz seiner vielen Blessuren so entspannt wie schon seit Tagen nicht mehr.
     
    »Ein zerkratztes Schienbein, eine aufgerissene Augenbraue, eine geplatzte Lippe, eine blutige Nase, sechs geprellte Knöchel, ein verstauchter Daumen und zwei lockere Zähne. Und mehr blaue Flecke, als ich zählen kann.« Seufzend schloß ich meine Bestandsaufnahme ab. »Wie geht es dir?« Wir waren allein in dem kleinen Schuppen hinter dem Gasthof, in den ich Jamie geführt hatte, um Erste Hilfe zu leisten.
    »Ich kann nicht klagen«, sagte er grinsend. Er machte Anstalten aufzustehen, erstarrte aber auf halbem Weg und verzog das Gesicht. »Das heißt, vielleicht tun mir die Rippen ein bißchen weh.«
    »Natürlich tun sie weh. Warum machst du so etwas? Woraus, in Gottes Namen, glaubst du, daß du bestehst? Aus Eisen?« fragte ich gereizt.
    Jamie lächelte reumütig und berührte seine geschwollene Nase.
    »Nein. Ich wollte, es wäre so.«
    Ich seufzte erneut und tastete behutsam Jamies Rippen ab.
    »Ich glaube nicht, daß sie gebrochen sind; nur geprellt. Ich werde sie aber für alle Fälle bandagieren. Stell dich gerade

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