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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Wir gehen zum Fischen.«

    Wir stiegen weiter in die Berge hinauf. Diesmal wandte sich Jamie nach Norden. Über eine Geröllhalde und durch eine Klamm kamen wir in ein schmales Tal mit Felswänden und Laubbäumen. Es war erfüllt vom Gurgeln eines Baches, dessen Wasser über ein Dutzend kleiner Fälle zwischen Steinblöcken schäumte, sich verzweigte und in zahlreiche Tümpel strömte.
    Wir ließen die Beine im Wasser baumeln, sprachen über dies und jenes und über nichts sehr viel, waren uns beide der geringsten Bewegung des anderen bewußt, waren beide zufrieden damit zu warten, bis uns der Zufall einen Moment schenkte, da ein Blick länger verweilen und eine Berührung mehr bedeuten würde.
    An einem der Tümpel zeigte mir Jamie, wie man Forellen anlockt. Er ging in die Hocke, um den tiefhängenden Ästen auszuweichen, und schob sich an einen überragenden Felsvorsprung heran. Auf halbem Weg drehte er sich um und bedeutete mir, ihm zu folgen.
    Ich hatte bereits die Röcke gerafft und kam nach. Wir streckte uns Kopf an Kopf auf dem kühlen Stein aus und spähten ins Wasser, während Weidenzweige unseren Rücken streiften.
    »Man muß sich nur eine gute Stelle aussuchen und warten«, erklärte Jamie. Ohne zu plätschern, tauchte er eine Hand in den Tümpel und ließ sie auf dem sandigen Grund liegen, ein wenig außerhalb des Schattens, den der Felsvorsprung warf. Seine Finger krümmten sich leicht, verzerrt vom Wasser schien die Hand hin und her zu wogen wie eine Schlingpflanze; an den unbewegten Muskeln von Jamies Unterarm sah ich allerdings, daß er sie völlig still hielt. An der Oberfläche wirkte sein Arm abrupt geknickt, schien so ausgekugelt wie vor einem Monat, als ich Jamie zum ersten Mal gesehen hatte - mein Gott, lag das erst einen Monat zurück?
    Einen Monat kannten wir uns, und einen Tag waren wir verheiratet. Miteinander verbunden durch das Eheversprechen und einen mit Blut besiegelten Eid. Und durch Freundschaft. Ich hoffte, daß ich Jamie, wenn es Zeit war zu gehen, nicht allzusehr verletzen würde. Glücklicherweise brauchte ich im Moment nicht darüber nachzudenken; wir waren weit vom Craigh na Dun entfernt, und ich hatte nicht die geringste Chance zu entkommen.
    »Da ist eine.« Jamie sprach mit leiser Stimme, hauchte es fast; er hatte mir erzählt, daß Forellen gut hören können.
    Ich nahm von dem Fisch kaum mehr als eine Bewegung im Sand
wahr. Tief im Schatten des Felsvorsprungs konnten die Schuppen nicht verräterisch aufblinken. Die gefleckte Forelle regte sich auf dem gefleckten Sand, angetrieben vom Gefächel durchscheinender Flossen, die fast unsichtbar blieben. Die Elritzen, die näher gekommen waren, um neugierig an den Haaren auf Jamies Handgelenk zu zupfen, flohen in die Helligkeit des Tümpels.
    Ein Finger bog sich langsam; so langsam, daß es schwierig war, die Bewegung zu erkennen. Ein zweiter Finger bog sich. Und nach einem langen, langen Moment der dritte.
    Ich wagte kaum zu atmen. Gemächlich streckten sich Jamies Finger wieder, einer nach dem anderen, lagen schließlich flach, und die hypnotische Welle begann von vorn.
    Interessiert schob sich die Forelle vor. Der größte Teil ihres Leibes hatte sich jetzt vom Felsvorsprung entfernt und hing schwerelos im Wasser. Ich sah ein Auge, das mit leerem, richtungslosem Blick hin und her zuckte.
    Noch ein paar Zentimeter, und die zuckenden Kiemendeckel würden unmittelbar über Jamies lockenden Fingern sein. Ich hatte den Felsen mit beiden Händen gepackt und drückte die Wange gegen den harten Granit, als könnte ich mich noch unauffälliger machen.
    Dann ging es plötzlich wild durcheinander. Wasser schäumte auf und spritzte ein paar Zentimeter von meinem Gesicht entfernt auf den Stein, ein Stück Plaid sauste vorbei - das war Jamie, der über den Granit rollte -, und es gab ein lautes Klatschen, als die Forelle durch die Luft segelte und am gegenüberliegenden Ufer aufschlug.
    Jamie sprang vom Felsvorsprung in den seichten Tümpel und watete hinüber, um seine Beute zu packen, ehe der benommene Fisch ins Wasser zurückzappeln konnte. Jamie faßte ihn beim Schwanz, tötete ihn auf der Stelle und kam dann wieder, um ihn mir zu zeigen.
    »Ein guter Fang«, sagte er stolz, als er mir die fast vierzig Zentimeter lange Forelle entgegenhielt. »Fürs Frühstück reicht es allemal.« Er grinste mich an, naß bis zu den Oberschenkeln. Die Haare hingen ihm wirr in der Stirn, und am Hemd klebten Blätter. »Ich habe dir ja versprochen, daß

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