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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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»Warum?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Jamie, die Augen nach wie vor geschlossen. »Ich kann es vielleicht erraten, aber das nützt mir nichts. Ich habe keine Möglichkeit, es zu beweisen.«
    Da mußte ich Jamie recht geben. Ich sank neben ihm aufs Bett zurück und starrte zu den schwarzen Eichenbalken der niedrigen Decke hinauf.
    »Was kannst du dann machen?« fragte ich. »Nach Frankreich gehen? Oder vielleicht«, hier kam mir, wie ich meinte, eine gute Idee, »nach Amerika? Wahrscheinlich fändest du dich in der Neuen Welt gut zurecht.«
    »Jenseits des Ozeans?« Ein Schauder überlief Jamie. »Nein. Nein, das könnte ich nicht.«
    »Was denn?« fragte ich und drehte den Kopf, um Jamie anzuschauen. Er öffnete ein Auge gerade so weit, daß er mir einen erbitterten Blick zuwerfen konnte.
    »Zunächst würde ich gern noch eine Stunde schlafen«, antwortete er, »doch das soll wohl nicht sein.« Resigniert setzte er sich auf und lehnte sich gegen die Wand. Ich war zu müde gewesen, um das
Bettzeug abzuziehen, bevor ich mich hingelegt hatte, und auf der Decke, in der Nähe von Jamies Knie, war ein verdächtiger schwarzer Punkt. Ich hatte ein Auge darauf, während Jamie weitersprach.
    »Du hast recht«, sagte er, »wir könnten nach Frankreich gehen. Aber dort gibt es nicht viel für mich zu gewinnen. Ich könnte zur Armee, aber das ist kein Leben für mich. Oder nach Rom, an den Hof von König James. Das ließe sich einrichten; ich habe ein paar Fraser-Onkel und -Vettern mit einem Fuß in diesem Lager, die mir helfen würden. Ich finde keinen Geschmack an der Politik, und an Fürsten noch weniger, aber es ist eine Möglichkeit. Zuerst möchte ich freilich versuchen, meinen Namen in Schottland reinzuwaschen. Gelänge es mir, so würde ich schlimmstenfalls als Kätner enden; bestenfalls könnte ich nach Lallybroch zurückkehren.« Jamies Miene umwölkte sich, und ich wußte, daß er an seine Schwester dachte. »Ich allein ginge dort nicht hin«, sagte er leise, »aber jetzt bin ich ja nicht mehr alleine.«
    Jamie blickte auf mich herab und lächelte; dann strich er mir behutsam über die Haare. »Ich vergesse manchmal, daß es dich gibt, Sassenach«, fügte er hinzu.
    Ich fühlte mich äußerst unbehaglich. Wie eine Verräterin, um genau zu sein. Hier schmiedete Jamie Pläne, die sich auf sein ganzes Leben auswirken würden, zog meine Bequemlichkeit und Sicherheit in Betracht, während ich mich bemüht hatte, ihn zu verlassen, und ihn damit in Lebensgefahr gebracht hatte. Ich hatte es nicht mit Absicht getan, doch die Tatsache blieb bestehen. Selbst jetzt dachte ich, daß ich versuchen sollte, ihm die Übersiedlung nach Frankreich auszureden, denn das würde mich weit von meinem Ziel, dem Steinkreis, entfernen.
    »Gibt es irgendeine Möglichkeit, in Schottland zu bleiben?« fragte ich und sah Jamie nicht an. Ich meinte, der schwarze Punkt auf der Decke hätte sich bewegt, war mir aber nicht sicher. Angestrengt stierte ich ihn an.
    Jamies Hand wanderte zu meinem Hals und liebkoste ihn.
    »Vielleicht«, sagte er nachdenklich. »Deshalb hat Dougal auf mich gewartet; er hatte Neuigkeiten.«
    »Wirklich? Welche?« Ich drehte den Kopf, um zu Jamie aufzuschauen; die Bewegung brachte mein Ohr in Reichweite seiner Finger, und er fing an, mich dort zu streicheln. Am liebsten hätte ich einen Katzenbuckel gemacht und geschnurrt.

    »Ein Bote von Colum«, antwortete Jamie. »Er hat nicht geglaubt, uns hier zu finden, aber er ist Dougal zufällig auf der Straße begegnet. Dougal soll Ned Gowan das Eintreiben der Pacht überlassen und sofort nach Leoch zurückkehren. Dougal hat vorgeschlagen, daß wir ihn begleiten.«
    »Nach Leoch zurück? Warum?«
    »Weil demnächst Besuch erwartet wird; ein englischer Adliger, der schon einiges mit Colum zu schaffen hatte. Er ist mächtig, und vielleicht läßt er sich überreden, etwas für mich zu tun. Bisher hat man mir wegen des Mordes weder den Prozeß gemacht noch mich verurteilt. Vielleicht kann er dafür sorgen, daß die Anklage niedergeschlagen wird, oder es einrichten, daß ich begnadigt werde.« Jamie grinste ironisch. »Es geht einem zwar gegen den Strich, für etwas begnadigt zu werden, was man gar nicht getan hat, aber es ist immer noch besser, als zu baumeln.«
    »Ja, das stimmt.« Der Punkt bewegte sich tatsächlich. Ich kniff die Augen zusammen, um ihn besser zu erkennen. »Um welchen englischen Adligen handelt es sich?«
    »Um den Herzog von Sandringham.«
    Ich setzte

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