Feuer Und Stein
mich mit einem Schrei auf.
»Was ist, Sassenach?« fragte Jamie besorgt.
Ich deutete mit zitterndem Finger auf den schwarzen Punkt, der sich jetzt langsam, aber zielstrebig Jamies Bein hinaufbewegte.
»Was ist das?!« fragte ich.
Jamie warf einen Blick auf den Punkt und schnippte ihn beiläufig weg.
»Das? Nur eine Wanze, Sassenach. Deswegen mußt du dir -«
Jamie wurde durch meinen abrupten Abgang unterbrochen. Bei dem Wort »Wanze« war ich unter der Decke hervorgeschossen, und nun stand ich gegen die Wand gedrückt, so weit wie möglich von der Brutstätte des Ungeziefers entfernt, für das ich unser Bett nun hielt.
Jamie betrachtete mich fragend.
»Verschrecktes Stachelschwein, ja?« sagte er. Er legte den Kopf schief und musterte mich. »Mhm«, brummte er und strich sich mit den Fingern durch die Haare. »Du bist ein flusiges kleines Ding, wenn du erwachst.« Er rollte sich zu mir herüber.
»Komm, meine Seidenpflanze. Wir werden nicht vor Sonnenuntergang aufbrechen. Und wenn wir ohnehin nicht schlafen …«
Am Ende schliefen wir dann doch, friedlich auf dem Boden verknäult, in einem harten, aber wanzenfreien Bett, das aus meinem Umhang und Jamies Kilt bestand.
Es war gut, daß wir geschlummert hatten, solange sich die Gelegenheit bot. Darauf bedacht, Burg Leoch vor dem Herzog von Sandringham zu erreichen, schlug Dougal ein flottes Tempo an. Ohne die Fuhrwerke kamen wir trotz der schlechten Straßen viel schneller voran. Dougal jedoch trieb weiter zur Eile und gestattete uns nur die kürzesten Pausen.
Als wir durch das Tor von Leoch einritten, waren wir fast so verdreckt wie beim ersten Mal, und sicher ebenso müde.
Auf dem Hof glitt ich von meinem Pferd und mußte mich am Steigbügel festhalten, um nicht zu fallen. Jamie faßte meinen Ellbogen, erkannte dann, daß ich nicht stehen konnte, und nahm mich in die Arme. Er trug mich ins Hauptgebäude und überließ die Pferde den Stallknechten.
Auf dem Flur blieb er stehen. »Hast du Hunger, Sassenach?« fragte er. Die Küche lag in der einen Richtung, die Treppe zu den Schlafgemächern in der anderen. Ich ächzte, darum bemüht, die Augen offenzuhalten. Ich hatte Hunger, aber ich wußte, daß ich mit dem Gesicht in der Suppe enden würde, wenn ich zu essen versuchte, ehe ich eine Weile geschlafen hatte.
Neben mir regte sich etwas, und ich öffnete erschöpft die Augen und sah die kolossale Gestalt von Mrs. Fitz-Gibbons, die mich ungläubig ansah.
»Was ist mit dem armen Kind?« fragte sie Jamie. »Hatte sie einen Unfall?«
»Nein, sie hat mich nur geheiratet«, antwortete Jamie, »obwohl man das auch als Unfall bezeichnen kann, wenn man will.« Er trat zur Seite, um sich durch die größer werdende Schar von Küchenhilfen, Reitknechten, Köchinnen, Gärtnern, Kriegern und sonstigen Burgbewohnern zu drängen, die von Mrs. Fitz’ lauten Fragen angelockt worden waren.
Dann wandte sich Jamie nach rechts, zur Treppe, und beantwortete die Fragen, die von allen Seiten auf ihn einprasselten, mit unzusammenhängenden Erklärungen. Ich blinzelte wie eine Eule an seiner Brust und konnte nicht mehr tun, als denen, die uns diesen Empfang bereiteten, zuzunicken.
Wir bogen um eine Ecke, und ich sah das Mädchen Laoghaire, deren Gesicht beim Klang von Jamies Stimme aufleuchtete. Doch als sie sah, wen er in seinen Armen trug, riß sie die Augen auf, und ihr Rosenmund blieb unvorteilhaft offenstehen.
Aber sie hatte nicht die Zeit, Fragen zu stellen, denn der Tumult um uns herum legte sich abrupt. Jamie hielt an. Ich hob den Kopf und sah direkt in Colums erstauntes Gesicht.
»Was -«, begann er.
»Die beiden haben geheiratet!« sagte Mrs. FitzGibbons strahlend. »Wie schön! Sie können ihnen Ihren Segen geben, Sir, ich mache derweil ein Zimmer für sie fertig.« Mrs. FitzGibbons drehte sich um und ging zur Treppe, wobei sie eine breite Lücke in der Menge hinterließ, durch die ich Loaghaires kalkweißes Gesicht sehen konnte.
Colum und Jamie sprachen miteinander; Fragen und Erklärungen schienen in der Luft aufeinanderzuprallen. Ich wachte allmählich auf.
»Nun«, sagte Colum gerade mißbilligend, »wenn ihr geheiratet habt, habt ihr eben geheiratet. Ich werde mit Dougal und Ned Gowan reden müssen - hier ist allerlei Juristisches zu berücksichtigen. Es gibt einige Dinge, auf die du kraft der Bestimmung des Wittumsvertrags deiner Mutter ein Recht hast, sobald du dich vermählst.«
Ich spürte, wie Jamie das Kreuz durchdrückte.
»Da du es selbst
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