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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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grinsend, »dauert es bei mir noch eine dreiviertel Minute«, und schob meine Hand zur Seite. »Aber ich bin von Natur aus langsam und behutsam und würde mir lieber Zeit lassen. Darf ich Sie für heute abend um Ihre geschätzte Gesellschaft bitten, gnädige Frau?«
    »Sie dürfen«, antwortete ich, verschränkte die Hände unter dem Kopf und warf ihm aus halbgeöffneten Augen einen herausfordernden Blick zu. »Sofern du behaupten willst, du seist so altersschwach, daß du nicht öfter als einmal am Tag kannst.«
    Das ließ er nicht auf sich sitzen. Er warf sich über mich und preßte mich tief ins Federbett.
    »Nun«, meinte er, das Gesicht in meinen Locken vergraben, »du kannst nicht sagen, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    Zweieinhalb Minuten später stöhnte er auf und öffnete sogleich die Augen. Er rieb sich mit beiden Händen kräftig das Gesicht und
den Kopf, so daß die kurzen Haare wie Stacheln hochstanden. Mit einem gemurmelten gälischen Fluch stieg er widerstrebend aus dem Bett und zog sich in der kühlen Morgenluft an.
    »Könntest du Alec nicht sagen, du wärst krank und müßtest im Bett bleiben?« fragte ich hoffnungsvoll.
    Er lachte und beugte sich herunter, um mich zu küssen, bevor er unter der Bettdecke nach seinen Socken suchte. »Tät’s ja gerne, Sassenach. Ich fürchte aber, daß nur die Pest oder eine schlimme Verwundung als Entschuldigung durchgehen würden. Solange ich nicht verblute, wäre der alte Alec sofort hier! Er würde mich noch vom Totenbett herunterzerren, um mich zur Arbeit zu holen.«
    Ich betrachtete seine wohlgeformten Waden, während er den Strumpf hochzog und ihn oben überschlug. »Schlimme Verwundung, hm? Vielleicht könnte ich mir da etwas einfallen lassen«, sagte ich finster.
    Er knurrte, als er nach seinem anderen Strumpf griff. »Paß auf, wohin du deine Pfeile schießt, Sassenach. Wenn du zu hoch zielst, dann tauge ich auch für dich nichts mehr.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch und kuschelte mich wieder unter die Decken.
    »Keine Sorge, nicht über dem Knie, das verspreche ich dir.«
    Er tätschelte eine meiner größeren Rundungen und machte sich auf zum Stall, auf den Lippen das Lied »Oben auf der Heide«. Der Refrain schallte noch aus dem Treppenhaus zu mir herauf:
    Oben auf der Heide, meine Liebste auf dem Schoß,
    Stach mich eine Hummel, hoch oben überm Knie.
    Er hatte recht, er war wirklich unmusikalisch.
    Ich ließ mich noch einmal wohlig in die Kissen zurücksinken, stand dann aber bald auf, um zum Frühstück hinunterzugehen. Die meisten Burgbewohner hatten schon gegessen und waren an ihre Arbeit gegangen; jene, die noch da waren, grüßten mich freundlich. Niemand schaute mich verstohlen von der Seite an, als wollte er wissen, wie sein übler kleiner Scherz wohl angekommen war. Dennoch beobachtete ich die Gesichter aufmerksam.
    Den Vormittag verbrachte ich allein im Garten und auf den Feldern. Einige meiner gängigsten Heilkräuter gingen zur Neige. Normalerweise suchten die Dorfleute Geillis Duncan auf, wenn sie Hilfe brauchten, aber in letzter Zeit waren einige zu mir auf die Burg gekommen. Vielleicht war Geillis Duncan zu sehr von ihrem
kranken Mann in Anspruch genommen, um sich um ihre Stammkundschaft kümmern zu können.
    Ich verbrachte den Spätnachmittag in meinem Sprechzimmer. Einige Patienten brauchten Hilfe: Einer litt an einem hartnäckigen Ekzem, ein anderer hatte sich den Daumen ausgerenkt, und der Küchenjunge hatte sich einen Topf heiße Suppe über das Bein gegossen. Nachdem ich Angelikasalbe aufgetragen, den Daumen geschient und Schwertlilienumschläge gemacht hatte, widmete ich mich der Aufgabe, eine Wurzel, die nicht umsonst Steinwurzel hieß, in einem Mörser des seligen Beaton zu zermahlen.
    Es war eine öde Arbeit, die gut zu diesem trägen Nachmittag paßte. Das Wetter war angenehm, und wenn ich mich auf den Tisch stellte, konnte ich sehen, wie die blauen Schatten unter den Ulmen länger wurden.
    Die Glasflaschen standen in Reih und Glied im Regal; daneben lagen die ordentlich gefalteten Binden und Kompressen. Der Apothekenschrank war gründlich gereinigt worden. Er enthielt Leinensäckchen mit getrockneten Blättern, Wurzeln und Pilzen. Ich sog die scharfen und würzigen Gerüche meines Heiligtums tief ein und atmete mit einem zufriedenen Seufzer aus.
    Ich legte den Stößel beiseite. Die Erkenntnis übekam mich wie ein Schock: Ich war wirklich zufrieden. Trotz der vielen Unsicherheiten, die das Leben hier mit sich brachte,

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