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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Ich schaue zu, und wenn du nicht runterfällst oder zu sehr an der Trense herumreißt, dann darfst du ihn allein reiten. Aber nicht springen, bis ich es erlaube.« Jamie bückte sich, nahm Heu auf die Gabel und warf es in eine der Boxen.
    Er richtete sich auf und lächelte seinen Vetter an. »Bekomme ich auch einen Apfel?« Er stellte die Gabel weg und biß in den freundschaftlich überreichten Apfel. Die beiden lehnten einträchtig kauend an der Stallmauer. Als er fertig war, gab er das Kerngehäuse einem schnuppernden Rotfuchs, nahm die Gabel wieder in die Hand und verteilte weiter Heu in die Boxen. Hamish ging neben ihm her.
    »Mein Vater soll ein guter Reiter gewesen sein«, sagte Hamish nach einem Weilchen zögernd, »bis - bis er nicht mehr konnte.«
    Jamie warf seinem Vetter einen kurzen Blick zu, sprach aber erst, als er mit dem Rotfuchs fertig war. Er antwortete mehr auf Hamishs Gedanken als auf seine Worte.
    »Ich habe ihn nie reiten sehen, aber eins kann ich dir sagen, Junge: Ich hoffe, daß ich nie so mutig sein muß, wie Colum es ist.«
    Ich sah, wie Hamishs Blick neugierig auf Jamies vernarbtem Rücken ruhte, aber er sagte nichts. Nach einem zweiten Apfel kam der Junge auf ein anderes Thema, das ihm offenbar am Herzen lag.
»Rupert sagt, du hast heiraten müssen«, bemerkte er mit vollen Backen.
    »Ich wollte heiraten«, antwortete Jamie fest und stellte die Heugabel in die Ecke zurück.
    »Ach so … na dann…«
    Hamish schien von diesem neuen Gesichtspunkt etwas verwirrt. »Ich wollte nur fragen … macht es dir was aus?«
    »Mir was ausmachen? Was denn?« Jamie merkte, daß diese Unterhaltung länger dauern würde, und setzte sich auf einen Heuballen.
    Hamish hätte wahrscheinlich mit den Füßen gescharrt, wenn sie bis auf den Boden gereicht hätten. Statt dessen trommelte er mit den Fersen gegen das festgepackte Heu.
    »Macht es dir was aus, verheiratet zu sein?« fragte er und starrte seinen Vetter an. »Jeden Abend mit einer Dame ins Bett zu gehen, meine ich?«
    »Nein«, sagte Jamie. »Nein, durchaus nicht, es ist sehr angenehm.«
    Hamish schien nicht überzeugt.
    »Ich glaube, mir würde es nicht sehr gefallen. Aber all die Mädchen, die ich kenne, sind dünn wie ein Stock und riechen nach Gerstenwasser. Die Frau Claire - deine Frau«, fügte er schnell hinzu, als wollte er Verwirrung vermeiden, »sie ist, äh, sie sieht aus, als wäre es netter, mit ihr zu schlafen. Weich, meine ich.«
    Jamie nickte. »Ja, das ist wahr. Riecht auch gut«, fügte er hinzu. Selbst in diesem Schummerlicht sah ich seine Mundwinkel zucke und wußte, daß er nicht wagte, zu mir hinaufzuschauen.
    Eine Weile sagte niemand etwas. Dann machte Hamish einen neuen Anlauf.
    »Woher weiß man es?«
    »Woher weiß man was?«
    »Welche die richtige Frau zum Heiraten ist.«
    »Ach so.« Jamie verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich an die Stallwand.
    »Das habe ich meinen Vater auch mal gefragt. Er sagte, man weiß es einfach. Und wenn man es nicht weiß, dann ist sie nicht die Richtige.«
    »Mmmpf.« Das schien keine sehr befriedigende Antwort zu sein, nach dem Ausdruck in dem kleinen, sommersprossigen Gesicht zu
urteilen. Hamish nahm die gleiche Haltung ein wie Jamie. Seine bestrumpften Füße ragten über den Rand des Heuballens hinaus. Zwar war er noch klein, aber sein kräftiger Körperbau versprach doch, daß er einmal seinem Vetter ähneln würde. Die eckigen Schultern und die klare Kopfform waren fast identisch.
    »Wo hast du denn deine Schuhe gelassen?« fragte Jamie. »Hast du sie etwa wieder auf der Koppel vergessen? Deine Mutter wird dir die Ohren langziehen, wenn du sie verloren hast.«
    Hamish schien diese Frage nebensächlich; er hatte offensichtlich Wichtigeres im Kopf.
    »John …«, begann er und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. »John sagt -«
    »John der Stallbursche, John der Küchenlehrling oder John Cameron?« erkundigte sich Jamie.
    »Der Stallbursche. Er sagte, äh, übers Heiraten …«
    Jamie gab ein ermutigendes Geräusch von sich und vermied es taktvoll, ihn anzusehen. Er verdrehte die Augen nach oben und begegnete meinem Blick. Er mußte sich auf die Lippen beißen, um nicht loszulachen.
    Hamish atmete tief ein und stieß dann die Worte hervor wie Schrot aus einer Flinte. »Er-sagte-man-muß-es-mit-einem-Mädchen-machen-wie-ein-Hengst-mit-der-Stute-und-das-hab’-ich- ihm-nicht-geglaubt-aber-stimmt-es?«
    Ich biß mir fest in den Finger, um nicht loszuprusten. Jamie

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