Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
nichts anderes im Sinn haben, als miteinander ins Bett zu gehen?«
    Jamie versuchte erneut, sich auf den verletzten Fuß zu stellen, und stützte sich am Tisch ab.
    »Zum einen sind wir noch nicht einmal seit einem Monat verheiratet. Zum anderen« - er schaute hoch, schüttelte den Kopf und grinste -, »habe ich es dir ja schon mal gesagt, Sassenach. Man kann dir deine Gedanken vom Gesicht ablesen.«
     
    Den ganzen nächsten Vormittag verbrachte ich, abgesehen von einem kurzen Besuch im Sprechzimmer, damit, mich um die recht anspruchsvollen Bedürfnisse meines Patienten zu kümmern.
    »Du sollst dich ruhig halten«, ermahnte ich Jamie tadelnd.
    »Aber das tu’ ich doch. Jedenfalls mein Fußgelenk. Siehst du?«
    Ein langes nacktes Bein streckte sich in die Luft, und ein schlanker, knochiger Fuß wedelte hin und her. Mit einem gedämpften
»Autsch« stellte Jamie den Fuß schnell wieder hin und massierte das geschwollene Gelenk.
    »Das hast du davon«, sagte ich und schwang die Beine über die Bettkante. »Komm jetzt. Du hast lange genug im Bett herumgelungert. Du brauchst frische Luft.«
    »Hast du nicht gesagt, ich bräuchte Ruhe?«
    »Die kannst du an der frischen Luft haben. Steh auf. Ich mach’ das Bett.«
    Er beklagte sich lauthals über die Rohheit, mit der ich einen schwerverletzten Mann behandelte, zog sich dann aber an und blieb brav sitzen, bis ich ihm den Fuß neu verbunden hatte. Allmählich stellte sich seine natürliche Fröhlichkeit wieder ein.
    »Es ist ein bißchen naß«, sagte er mit einem Blick nach draußen, wo sich ein milder Nieselregen gerade in einen heftigen Regenguß verwandelt hatte. »Laß uns aufs Dach gehen.«
    »Aufs Dach? Was für eine gute Idee! Für ein verstauchtes Fußgelenk könnte ich mir nichts Besseres denken, als sechs Stockwerke hinaufzusteigen.«
    »Fünf. Außerdem habe ich einen Stock.« Mit einer triumphierenden Geste zog er hinter der Tür einen alten Weißdornknüppel hervor.
    »Wo hast du denn den her?« Es war ein handgeschnitzter Stock, vom Alter hart wie ein Diamant.
    »Alec hat ihn mir geliehen. Er benutzt ihn für die Maultiere. Klopft ihnen damit zwischen die Augen, damit sie aufpassen.«
    »Klingt sehr wirksam«, sagte ich mit einem Blick auf das abgegriffene Holz. »Muß ich auch mal versuchen - bei dir.«
    Schließlich gelangten wir an ein geschütztes Plätzchen unter dem überhängenden Schieferdach. Eine niedrige Brüstung säumte den Rand des kleinen Ausgucks.
    »Oh, wie schön!« Trotz des heftigen Regens war die Aussicht von hier oben großartig. Vor uns lag die silberne Oberfläche des Lochs und dahinter Felsen, die wie harte schwarze Fäuste in den stahlgrauen Himmel ragten.
    Jamie lehnte sich an die Brüstung, um seinen Fuß zu entlasten.
    »Als ich früher auf der Burg gelebt habe, bin ich manchmal hier heraufgekommen.«
    Er deutete über den Loch. »Siehst du den Einschnitt dort drüben zwischen den beiden Felsen?«

    »In den Bergen? Ja.«
    »Das ist der Weg nach Lallybroch. Wenn ich Heimweh hatte, bin ich hier heraufgestiegen und habe in diese Richtung geschaut und mir vorgestellt, wie ein Rabe über den Paß zu fliegen, auf der anderen Seite auf die Hügel und Felder hinunterzuschauen und unser Haus am Ende des Tals liegen zu sehen.«
    Ich legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Möchtest du zurück, Jamie?«
    Er schaute mich an und lächelte.
    »Ich denke öfter darüber nach. Ich weiß nicht, ob ich wirklich will, aber ich glaube, wir müssen. Ich kann nicht sagen, was wir dort vorfinden werden, Sassenach. Aber… nun, ich bin jetzt verheiratet. Du bist die Herrin von Broch Tuarach. Geächtet oder nicht, ich muß zurückkehren, und sei es nur für kurze Zeit, um alles wieder in Ordnung zu bringen.«
    Bei dem Gedanken, Leoch mit all seinen Intrigen zu verlassen, empfand ich Erleichterung und Besorgnis.
    »Wann werden wir aufbrechen?«
    Er runzelte die Stirn und trommelte mit den Fingern auf die Brüstung. Der Stein war dunkel und glatt vom Regen.
    »Ich glaube, wir müssen noch warten, bis der Herzog kommt. Möglicherweise ringt er sich dazu durch, Colum einen Gefallen zu erweisen und sich um meinen Fall zu kümmern. Wenn er für mich keinen Freispruch erreichen kann, dann vielleicht wenigstens eine Begnadigung. Es wäre dann längst nicht so gefährlich, nach Lallybroch zurückzukehren, verstehst du?«
    »Ja, schon, aber …« Er schaute mich scharf an, als ich zögerte.
    »Was ist, Sassenach?«
    Ich atmete tief ein. »Jamie … wenn ich dir

Weitere Kostenlose Bücher