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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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war.
    »Was ist ein Seidenbär?« fragte ich.
    Alec schaute mich belustigt an.
    »Ihr Engländer nennt ihn Seehund. Eine ganze Zeit noch, selbst als man die Wahrheit kannte, erzählten sich die Leute im Dorf, Ellen MacKenzie wäre von einem Seehund entführt worden. Wußten Sie, daß die Seehunde ihr Fell ablegen, wenn sie ans Ufer kommen,
und aufrecht wie Menschen gehen? Und wenn man ein Seehundfell findet und es versteckt, dann kann er - oder sie - nicht wieder zurück ins Meer und muß bei einem auf dem Land bleiben. Es heißt, es wäre gut, eine Seehundfrau zu heiraten, weil sie gute Köchinnen und Mütter sind.
    Colum allerdings wollte nicht glauben, daß seine Schwester mit einem Seehund davongelaufen war, und machte daraus keinen Hehl. Er rief also jeden der Gäste einzeln zu sich und fragte jeden, ob er einen Mann dieser Beschreibung kannte. Schließlich kam man darauf, daß sein Name Brian sein mußte, aber niemand kannte seinen Nachnamen oder wußte, welchem Clan er angehörte. Er hatte an den Spielen teilgenommen, aber da hatte man ihn einfach nur Brian Dhu genannt.«
    Dabei hatte man es belassen müssen, denn keiner hatte eine Ahnung, wo man suchen sollte. Aber selbst der beste Jäger muß einmal an einer Hütte anhalten und um eine Handvoll Salz oder einen Becher Milch bitten. Und schließlich hörte man auf Burg Leoch doch noch von dem Paar, denn Ellen MacKenzie war keine gewöhnliche Erscheinung.
    Alec schaute träumerisch in die Ferne und fuhr fort: »Haare wie Feuer, und Augen wie die von Colum - grau, mit schwarzen Wimpern - sehr hübsch, aber ihr Blick konnte einen wie ein Pfeil durchbohren. Eine große Frau, noch größer als Sie, und so schön, daß es weh tat.
    Später habe ich gehört, sie wären sich bei der Versammlung begegnet und hätten auf den ersten Blick erkannt, daß sie füreinander bestimmt waren. Sie heckten also ihren Plan aus und stahlen sich unter der Nase von Colum MacKenzie und dreihundert Gästen davon.«
    Plötzlich lachte er auf und erinnerte sich: »Dougal fand sie schließlich in einer Kate am Rand der Fraser-Ländereien. Den einzigen Weg hatten sie darin gesehen, sich so lange zu verstecken, bis Ellen sichtlich schwanger war. Dann mußte Colum ihrer Ehe seinen Segen geben, ob er wollte oder nicht - und, wie Sie sich denken können, er wollte nicht.«
    Alec schaute auf und fragte mich: »Als Sie mit Dougal unterwegs waren, haben Sie da die Narbe auf seiner Brust gesehen?«
    Das hatte ich; eine dünne weiße Linie, die von den Schultern bis zu den Rippen verlief.

    »Hat Brian das getan?« fragte ich.
    »Nein, Ellen«, antwortete er und grinste über meinen Gesichtsausdruck. »Dougal war über Brian hergefallen, und sie wollte nicht zulassen, daß er ihm die Kehle durchschnitt. An Ihrer Stelle würde ich darüber lieber nichts zu Dougal sagen.«
    »Nein, das hatte ich auch nicht vor.«
    Glücklicherweise hatte der Plan funktioniert, und Ellen war schon im fünften Monat, als Dougal sie fand.
    »Es gab eine Menge Aufregung und einen Haufen böser Briefe, aber am Schluß konnte man sich doch einig werden, und Ellen und Brian zogen in Lallybroch ein, eine Woche vor der Geburt des Kindes. Sie heirateten noch schnell, damit er sie als seine Frau über die Schwelle tragen konnte, wobei er sich fast das Kreuz verrenkt hätte.«
    »Sie reden, als hätten Sie sie gut gekannt«, sagte ich. Ich war mit meiner Behandlung fertig und wischte mir mit einem Tuch das Öl von den Händen.
    »Oh, ein bißchen«, sagte Alec schläfrig. Das Augenlid senkte sich über sein Auge, und aus seinem faltigen Gesicht war der Ausdruck des Unbehagens verschwunden, der ihm sonst ein so grimmiges Aussehen gab.
    »Ich kannte Ellen natürlich gut. Brian habe ich erst Jahre später kennengelernt, als er uns den Jungen brachte - wir konnten uns gut leiden - konnte mit einem Pferd umgehen …« Seine Stimme versiegte, und das Lid schloß sich ganz.
    Ich legte dem alten Mann eine Decke über, entfernte mich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und überließ ihn seinen Träumen.
     
    Als ich in unser Zimmer hinaufkam, fand ich Jamie so vor, wie ich Alec verlassen hatte - schlafend. Es gab nur eine begrenzte Anzahl von Dingen, die man an einem dunklen Regentag tun konnte, und da ich Jamie weder wecken noch mich unbemerkt neben ihn legen wollte, blieb mir nur noch Lesen oder Sticken. Da meine Fähigkeiten auf letzterem Gebiet mehr als dürftig waren, entschloß ich mich, aus Colums Bibliothek ein Buch zu entleihen.
    In

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