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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ganz zu und küßte mich auf die Schulter.
    »Täte mir leid, dich zu verlassen, Sassenach, aber vielleicht ist es das beste.«

    »Mach dir keine Sorgen um mich«, sagte ich. Ich hatte nicht daran gedacht, daß ich ja dann allein auf der Burg zurückbliebe, und die Vorstellung irritierte mich erheblich. Dennoch war ich dazu entschlossen, wenn es ihm nützen würde.
    »Bist du fertig fürs Abendessen?« fragte ich. Er strich mir über die Taille, und ich drehte mich zu ihm.
    »Mmm«, sagte er einen Augenblick später. »Ich würde auch darauf verzichten.«
    »Aber ich nicht«, sagte ich. »Du mußt eben warten.«
     
    Ich schaute die Tafel hinunter und durch den Saal. Mittlerweile kannte ich fast alle, manche sogar sehr gut. Was für ein buntgescheckter Haufen! Frank wäre fasziniert gewesen von dieser Gesellschaft.
    An Frank zu denken, war, als würde man eine offene Wunde berühren; ich scheute davor zurück. Aber irgendwann würde ich nicht länger ausweichen können, und so zwang ich mich, mich zu erinnern. In Gedanken fuhr ich seine langen, glatten Augenbrauen nach, so wie ich es einst mit den Fingern getan hatte. Aber meine Fingerspitzen begannen zu prickeln, als sich die Erinnerung an rauhere, dickere Brauen dazwischenschob.
    Hastig wandte ich mich dem nächstbesten Gesicht zu, um solch irritierenden Empfindungen zu entgehen. Zufällig war es Murtagh. Immerhin ähnelte er keinem der beiden Männer, die meine Gedanken beherrschten.
    Er war klein und mager, aber sehnig wie ein Gibbon; die Ähnlichkeit mit einem Affen wurde durch seine langen Arme betont. Er hatte eine niedrige Stirn und einen schmalen Kiefer, was mich an einen Höhlenbewohner denken ließ. Kein Neandertaler. Ein Pikte, das war es, jener vorkeltische Stamm, der in Schottland seine Spuren hinterlassen hatte. Der kleine Mann hatte etwas Unverwüstliches an sich, ähnlich den verwitterten, uralten Steinen, die an Wegkreuzungen oder alten Grabstätten unbeirrbar Wache hielten.
    Amüsiert suchte ich nach weiteren ethnischen Typen. Jener Mann dort am Feuer zum Beispiel, John Cameron mit Namen, war durch und durch ein Normanne: hohe Backenknochen, eine schmale hohe Stirn, eine lange Oberlippe und die dunkle Haut eines Galliers.
    Hier und da ein blonder Sachse - ah, Laoghaire, das vollkommene
Beispiel. Helle Haut, blaue Augen, ein bißchen plump … Ich unterdrückte die unfreundliche Beobachtung. Sie vermied es sorgsam, mich oder Jamie anzuschauen, und plauderte angeregt mit ihren Freunden an einem der unteren Tische.
    Ich schaute in die andere Richtung, zu Dougal MacKenzies Tisch. Eindeutig ein Wikinger mit seiner eindrucksvollen Größe und den breiten flachen Backenknochen. Ich konnte ihn mir mühelos als Kapitän eines Wikingerschiffes mit Drachenkopf vorstellen, wie er gierig durch den Nebel spähte, um sich mit seinen Mannen auf irgendein Küstennest zu stürzen.
    Eine große, kupferrot behaarte Hand griff an mir vorbei nach einem Laib Haferbrot. Jamie, ein weiterer Nordländer. Er erinnerte mich an Mrs. Bairds Legenden von der Rasse der Riesen, die Schottland einst bevölkert hatte.
    Die Unterhaltungen hielten sich, wie üblich, sehr im allgemeinen. Plötzlich schnappte ich von einem Tisch in der Nähe einen Namen auf, den ich kannte: Sandringham. Es schien die Stimme von Murtagh zu sein, und ich blickte zu ihm hinüber. Fleißig kauend saß er neben Ned Gowan.
    »Sandringham? Ah, der alte Willie, ein Erzbandit«, sagte Ned nachdenklich.
    »Was?!« mischte sich einer der jüngeren Krieger ein und verschluckte sich an seinem Bier.
    »Unser verehrter Herzog soll, wie man hört, Geschmack an Knaben finden«, erklärte Ned.
    »Mmm«, stimmte Rupert mit vollen Backen zu. Als er hinuntergeschluckt hatte, fügte er hinzu: »Hatte ein Auge auf den jungen Jamie geworfen, als er zum letzten Mal in unserer Gegend war, wenn ich mich recht erinnere. Wann war das, Dougal?«
    »Siebenunddreißig«, antwortete Dougal. Er schaute seinen Neffen an. »Du warst ein hübscher Junge, Jamie.«
    Jamie nickte kauend. »Aye. Und schnell.«
    Als sich das Gelächter gelegt hatte, begann Dougal Jamie aufzuziehen.
    »Wußte gar nicht, Jamie, daß du einer seiner Lieblinge warst. Gibt einige, die einen wunden Arsch gegen Ländereien und Ämter eingetauscht haben.«
    »Es wird dir aufgefallen sein, daß ich weder noch habe«, antwortete Jamie grinsend, begleitet von weiteren Lachsalven.

    »Was? Ihr seid euch nicht einmal nahegekommen?« rief Rupert schmatzend.
    »Ein gutes

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