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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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der auf die Hunde herabsauste, daß sie aufjaulten. Das Pack zog sich allmählich zurück und stob schließlich in Richtung Dorf davon.
    Jamie strich sich keuchend die Haare aus dem Gesicht.
    »Die reinsten Wölfe«, sagte er. »Ich habe Colum von dem Pack erzählt. Sie sind es, die Cobhar vor zwei Tagen in den Loch gejagt haben. Er sollte sie erschießen lassen, bevor sie noch jemanden umbringen.«

    Ich kniete mich neben den gestürzten Pfarrer und untersuchte ihn.
    »Noch haben sie es nicht getan«, sagte ich. »Nichts Ernstes, abgesehen von ein paar Bißwunden.«
    Vater Bains Soutane war auf einer Seite aufgerissen und entblößte ein Stück haarlosen, weißen Schenkel mit einer häßlichen Wunde, aus der Blut sickerte. Kreidebleich vor Schreck kämpfte sich der Pfarrer auf die Beine; er konnte von Glück sagen, daß nichts Schlimmeres passiert war.
    »Wenn Sie mit mir zum Krankenzimmer kommen, Vater, dann versorge ich Ihre Wunden«, bot ich an. Bei dem Anblick, den der dicke kleine Pfarrer bot, mit seiner zerrissenen Soutane und den herunterhängenden Socken, mußte ich ein Lächeln unterdrücken.
    Vater Bains Gesicht ähnelte ohnehin schon einer geballten Faust. Diese Ähnlichkeit wurde im Augenblick noch durch die roten Flekken betont, die sich auf Kinn und Wangen ausbreiteten. Er schaute mich empört an, als hätte ich ihm einen unsittlichen Antrag gemacht.
    Offenbar hatte ich das getan, denn er rief aus: »Was?! Ein Mann Gottes soll sich vor einer Frau entblößen? Ich will Ihnen was sagen, Madam, ich weiß ja nicht, welche Art Unzucht in Ihren Kreisen üblich ist, aber Sie sollten wissen, daß so etwas hier nicht geduldet wird - jedenfalls nicht, solange ich für die Seelen in dieser Gemeinde verantwortlich bin!« Nach diesen Worten drehte er sich um und stampfte hinkend davon; dabei bemühte er sich erfolglos, seine zerrissene Robe zusammenzuhalten.
    »Ganz wie Sie wünschen«, rief ich ihm nach. »Wenn Sie mich die Wunden nicht reinigen lassen, werden sie eitern!«
    Der Pfarrer antwortete nicht, zog nur den Kopf ein und quälte sich die Treppe zum Garten Stufe für Stufe hinauf. Er sah aus wie ein Pinguin, der auf eine Eisscholle hinaufhüpft.
    »Der Mann hat nicht viel für Frauen übrig«, bemerkte ich zu Jamie.
    »Wenn man seinen Beruf in Betracht zieht, kann man ihm daraus keinen Vorwurf machen«, antwortete er. »Laß uns zum Essen gehen.«
     
    Nach dem Mittagessen schickte ich meinen Patienten wieder ins Bett - diesmal allein, trotz seiner Einwände - und ging in meine
Praxis. Bei dem schweren Regen war wenig los. Die Leute blieben lieber daheim, als sich mit einer Pflugschar über die Füße zu fahren oder von einem Dach zu fallen.
    Ich vertrieb mir die Zeit, indem ich Davie Beatons Kartei auf den neuesten Stand brachte. Gerade als ich fertig war, bekam ich Besuch. Im Halbdunkel erkannte ich die Gestalt von Alec MacMahon, der in ein Gewirr von Schals und Pferdedecken gehüllt war.
    »Rheuma, nicht wahr?« fragte ich mitfühlend, als er langsam näherhumpelte und sich mit einem unterdrückten Stöhnen auf dem einzigen Stuhl niederließ.
    »Aye. Die Feuchtigkeit geht mir in die Knochen. Gibt’s irgendwas dagegen?« Er legte seine riesigen, knorrigen Hände auf den Tisch und entspannte die Finger. Die Hände öffneten sich mühsam und ließen hornige Schwielen sehen. Ich bewegte seine Finger hin und her, streckte sie sanft und massierte die Handfläche. Das faltige Gesicht verzog sich, entspannte sich aber, nachdem der erste stechende Schmerz vorbei war.
    »Wie Holz«, sagte ich. »Ein guter Schluck Whisky und eine Massage ist das Beste, was ich empfehlen kann. Gänseblümchentee hilft nicht viel.«
    Er lachte, und einige Hüllen rutschten von seiner Schulter. »Whisky, meinen Sie? Ich hatte meine Zweifel, Mädel, aber ich sehe, daß Sie Ihr Handwerk verstehen.«
    Ich holte die unbeschriftete braune Flasche heraus, in der sich mein Vorrat aus der Leoch-Brennerei befand. Mit einem Hornbecher stellte ich sie vor ihn auf den Tisch.
    »Trinken Sie erst einmal, ziehen Sie dann soviel aus, wie Sie es für anständig halten, und legen Sie sich auf den Tisch. Ich schüre das Feuer, damit es warm genug ist.«
    Das eine blaue Auge betrachtete anerkennend die Flasche, und eine knotige Hand griff langsam nach dem Hals.
    »Sollten selbst einen Schluck trinken, Mädel«, riet er. »Es wird harte Arbeit sein.«
    Er stöhnte, sowohl vor Schmerz als auch vor Zufriedenheit, als ich mich schwer auf seine linke

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