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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Dougal Grant auf den Fersen war, schickte er mich und einige andere Hals über Kopf hinterher, da er Dougals Temperament kannte und seinen neuen Schwager nicht gerne tot im Straßengraben finden wollte, bevor das Aufgebot bestellt war. Er konnte sich ausrechnen, daß Malcolm Grant Ellen - nachdem er sie nicht zur Heirat hatte überreden können - einfach
entführt hatte, um sie zu nehmen und sie auf diese Weise zur Heirat zu zwingen.«
    Alec hielt inne und sann vor sich hin. »Dougal sah nur die Schmach. Aber ich glaube gar nicht, daß Colum so unglücklich darüber war, um die Wahrheit zu sagen, Schmach hin oder her. Er hätte sein Ziel erreicht - und Grant hätte höchstwahrscheinlich keine Mitgift bekommen und obendrein noch eine Entschädigung an Colum zahlen müssen.«
    Alec schnaubte durch die Nase. »Colum ist nicht der Mann, der eine Gelegenheit verpaßt. Er ist schnell, und er ist skrupellos.« Sein eisblaues Auge schaute mich über die Schulter hinweg an. »Vergessen Sie das nicht, Mädchen.«
    »Bestimmt nicht«, versicherte ich grimmig. Ich erinnerte mich an Jamies Geschichte, wie er auf Colums Befehl bestraft worden war, und fragte mich, wieviel davon wohl Rache für das rebellische Verhalten seiner Mutter gewesen war.
    Aber Colum bot sich keine Gelegenheit, seine Schwester an das Oberhaupt des Grant-Clans zu verheiraten. Gegen Morgen hatte Dougal Malcolm Grant schließlich eingeholt. Er lagerte mit seinen Männern an der Hauptstraße und schlief, in eine Decke gehüllt, unter einem Ginsterstrauch.
    Als Alec und die anderen etwas später die Straße entlangstürmten, stießen sie auf Dougal MacKenzie und Malcolm Grant, die sich, entblößt bis zur Taille und mit Wunden übersät, auf der Straße hin und her jagten und sich Hiebe verpaßten, sobald sie einander habhaft wurden. Grants Gefolgsleute saßen aufgepflanzt wie eine Reihe Eulen am Wegesrand und drehten die Köpfe hin und her, um den allmählich abebbenden Kampf im regennassen Morgengrauen zu verfolgen.
    »Sie schnaubten beide wie zwei Schlachtrösser und dampften in der Kälte. Grants Nase war doppelt so dick wie sonst, und Dougal konnte kaum mehr aus den Augen schauen; beiden tropfte das Blut herunter und trocknete auf der Brust.«
    Als Colums Männer auftauchten, waren Grants Leute aufgesprungen und hatten nach ihren Schwertern gegriffen. Die Begegnung hätte vermutlich zu ernstem Blutvergießen geführt, wenn nicht ein scharfsichtiger Kerl unter den MacKenzies die doch recht wichtige Entdeckung gemacht hätte, daß Ellen MacKenzie nirgendwo zu sehen war.

    »Nachdem sie Wasser über Malcolm Grant gegossen hatten und er wieder zu Sinnen gekommen war, konnte er endlich erzählen, wozu ihm Dougal keine Zeit gelassen hatte - daß Ellen nicht mehr als eine Viertelstunde mit ihm im Rosengarten gewesen war. Er wollte nicht sagen, was sich zwischen ihnen zugetragen hatte, jedenfalls war er so gekränkt, daß er sofort abreiste, ohne sich im Saal noch einmal sehen zu lassen. Er hatte sie an Ort und Stelle stehen lassen, sie nie mehr gesehen und verbat sich, daß man ihren Namen jemals wieder in seiner Gegenwart erwähnte. Mit dieser Erklärung stieg er - noch immer leicht schwankend - aufs Pferd und ritt fort. Seitdem ist er nicht gut Freund gewesen mit dem MacKenzie-Clan.«
    Ich hörte gespannt zu. »Und wo war Ellen die ganze Zeit?«
    Der alte Alec lachte, und es klang wie das Quietschen einer Stalltür.
    »Über alle Berge. Aber es dauerte eine Weile, bis sie das entdeckten. Wir wendeten die Pferde und galoppierten nach Hause. Colum stand bleich in der Tür, auf Angus Mhor gestützt. Von Ellen keine Spur.«
    In der Burg herrschte ein großes Durcheinander; alles war voller Gäste, und sämtliche Räume bis hinauf unter den Speicher waren belegt. Da war es hoffnungslos herauszufinden, wer von den Leuten vielleicht sonst noch fehlen könnte, aber Colum rief das ganze Gesinde zusammen, verlas stur jeden einzelnen Namen auf der Gästeliste und fragte, wer wen am Abend zuvor gesehen habe und wo. Schließlich meldete sich eine Küchenmagd und sagte, sie habe direkt vor dem Abendessen einen Mann im Durchgang gesehen.
    Er war ihr nur aufgefallen, weil er so gut aussah; groß und kräftig, sagte sie, mit Haaren wie ein Seidenbär und Augen wie eine Katze. Sie hatte ihm bewundernd nachgesehen, wie er den Gang hinunterging. An der Tür nach draußen hatte eine Frau auf ihn gewartet, die von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet und in einen Kapuzenumhang gehüllt

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