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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zwischen ihren Beinen.
    »Sitz einfach einen Augenblick still«, sagte sie. »Horch auf deinen Herzschlag. Hörst du ihn? Atme entspannt, langsam und tief.« Im Gegensatz zu ihrem lebendigen Gesichtsausdruck war die Stimme ruhig und langsam - ganz anders als ihre übliche spritzige Art.
    Ich tat gehorsam, was sie verlangte, und spürte, wie sich mein Herzschlag allmählich verlangsamte. Ich erkannte den Rosmarinduft im Rauch, konnte mir aber über die beiden anderen Gerüche nicht klar werden; vielleicht Fingerhut, oder war es Fingerkraut? Ob die lila Blüten etwa von der Tollkirsche stammten? Aber das würde sie doch sicher nicht tun. Was immer es sein mochte, irgend etwas war im Rauch, das mich so langsam atmen ließ, es konnte nicht nur an Geillis’ Stimme liegen. Ich hatte das Gefühl, als würde sich ein Gewicht auf mein Brustbein legen und ohne mein Zutun meinen Atem verlangsamen.
    Geillis saß vollkommen still da und beobachtete mich unverwandt. Einmal nickte sie, und ich senkte den Blick gehorsam auf die Wasseroberfläche.
    Sie begann in einem ruhigen, gleichmäßigen Plauderton zu sprechen, der mich wiederum an Mrs. Graham erinnerte, an die Art, wie sie die Sonne in den Steinkreis gerufen hatte.
    Die Worte waren nicht englisch, aber auch nicht ganz unenglisch. Es war eine seltsame Sprache, die mir aber eigentlich hätte vertraut sein müssen.
    Ich spürte, wie meine Hände taub wurden, und wollte sie bewegen, aber ich konnte nicht. Das gleichmäßige weiche Geplätscher von Geillis’ Stimme wirkte einlullend. Jetzt wußte ich, daß ich verstand, was gesagt wurde, aber ich konnte mir die Worte nicht bewußtmachen.
    Ich bekam gerade noch mit, daß ich entweder hypnotisiert wurde oder unter der Wirkung einer Droge stand, und mein Verstand versuchte sich noch ein letztes Mal gegen den Sog des süß duftenden Rauches zu stemmen. Ich sah mein Spiegelbild im Wasser, die Pupillen waren klein wie Stecknadelköpfe, die Augen riesig - wie bei einer geblendeten Eule. Das Wort »Opium« trieb durch meine Gedanken.

    »Wer bist du?« Ich konnte nicht sagen, wer von uns beiden die Frage gestellt hatte, aber ich spürte, wie sich meine Kehle bewegte, um zu antworten:
    »Claire.«
    »Wer hat dich hierher geschickt?«
    »Ich bin gekommen.«
    »Warum bist du gekommen?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Warum kannst du es nicht sagen?«
    »Weil mir keiner glauben wird.«
    Die Stimme in meinem Kopf wurde noch freundlicher, noch verführerischer.
    »Ich werde dir glauben. Glaube mir. Wer bist du?«
    »Claire.«
    Ein lautes Klopfen brach den Bann. Geillis schrak zusammen, und ihr Knie stieß an die Schale, so daß Wasser herausschwappte.
    »Geillis? Meine Liebe?« drang es auffordernd durch die Tür. »Wir müssen los. Die Pferde stehen bereit, und du bist noch nicht einmal angekleidet.«
    Unter leisem Gefluche stand Geillis auf, schob die Vorhänge zurück und riß das Fenster auf; frische Luft strömte mir ins Gesicht, und ich blinzelte ins Sonnenlicht, das den Nebel in meinem Kopf verscheuchte.
    Einige Augenblicke schaute sie nachdenklich auf mich herunter und half mir dann auf.
    »Also dann«, sagte sie. »Dir ist wohl ein bißchen komisch geworden, nicht wahr? Das kommt vor. Am besten legst du dich auf mein Bett, während ich mich anziehe.«
    Unten in ihrem Schlafzimmer lag ich ausgestreckt auf ihrem Bett, hörte mit geschlossenen Augen die raschelnden Geräusche, die Geillis in ihrem Ankleidezimmer machte, und fragte mich, was zum Teufel eigentlich vor sich gegangen war. Offensichtlich hatte es nicht das geringste mit der Verwünschung oder ihrem Urheber zu tun. Es ging um meine Identität. Als ich allmählich wieder scharf denken konnte, kam mir die Idee, ob Geillis vielleicht für Colum herumschnüffelte. Einer Frau in ihrer Position kamen sämtliche Machenschaften und Geheimnisse der ganzen Gegend zu Ohren. Und wer, wenn nicht Colum, sollte ein solches Interesse an meiner Herkunft haben?

    Was wohl geschehen wäre, wenn Arthur die Beschwörung nicht unterbrochen hätte? Ob ich irgendwann durch die duftenden Rauchschwaden hindurch die Standardaufforderung des Hypnotiseurs gehört hätte: »Wenn du aufwachst, wirst du dich an nichts erinnern!«? Aber ich erinerte mich und machte mir meine Gedanken.
    Es ergab sich jedoch keine Gelegenheit, Geillis zu befragen. Die Schlafzimmertür flog auf, und Arthur Duncan kam herein. Er ging zur Tür des Ankleidezimmers, klopfte kurz und trat hastig ein.
    Ein kleiner erschrockener

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