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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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können wir den Spieß umdrehen.«
    »Hm, nun …« Ich hatte wirklich nicht das Bedürfnis, mich zu rächen, aber ich war neugierig - sowohl, was die Beschwörung betraf, als auch die Person, die uns den üblen Streich gespielt hatte.
    Sie stellte die Schale mitten auf die Decke und goß Wasser aus einem Krug hinein. »Man kann jedes Gefäß benutzen, das groß genug ist, um eine gute Spiegelung zu erzeugen, obwohl das Grimoire sagt, es müßte eine Silberschale sein. Selbst eine Pfütze im Freien kann bei manchen Beschwörungen funktionieren, aber es muß an einem abgelegenen Platz sein. Mann braucht Ruhe dafür.«
    Sie zog die schweren schwarzen Vorhänge zu, so daß es stockfinster im Zimmer wurde. Ich konnte Geillis’ schlanke Gestalt kaum mehr erkennen, die durchs Zimmer huschte, die Kerze anzündete und zur Decke trug. Die flackernde Flamme erhellte ihr Gesicht, und unter die stolze Nase und den gemeißelten Kiefer fielen keilförmige Schatten.
    Sie stellte die Kerze neben die Schale mit Wasser. Sehr vorsichtig füllte sie die Schale noch weiter auf, bis das Wasser sich ganz leicht über den Rand wölbte. Ich beugte mich darüber und sah, daß das Wasser eine ausgezeichnete Reflexionsfähigkeit besaß; es war weitaus besser als irgendein Spiegel auf der Burg. Als würde sie wieder meine Gedanken lesen, erklärte Geillis, daß die Wasserschale nicht nur geeignet sei, Geister anzurufen, sondern ausgesprochen gute Dienste beim Frisieren leiste.
    »Stoß nicht daran, wenn du nicht naß werden willst«, riet sie mir und konzentrierte sich mit gerunzelter Stirn auf die Kerze. Irgend etwas am Tonfall dieser Bemerkung, die im Gegensatz zu all den übernatürlichen Vorbereitungen so prosaisch klang, erinnerte mich an jemanden. Ich betrachtete die bleiche schlanke Gestalt, bis es mir schließlich einfiel - natürlich! Zwar hätte niemand der uneleganten Haushälterin in Reverend Wakefields Arbeitszimmer unähnlicher sein können, aber der Tonfall der Stimme war eindeutig der von Mrs. Graham.

    Vielleicht war es eine innere Haltung, die sie gemeinsam hatten, ein Pragmatismus, der auch im Okkulten nichts anderes als eine Sammlung von natürlichen Phänomenen sah, denen man zwar Vorsicht und Respekt entgegenbrachte - nicht anders als einem scharfen Küchenmesser -, denen man aber gewiß nicht aus dem Weg ging oder sich etwa gar davor fürchtete.
    Oder es war der Geruch von Lavendelwasser. Geillis’ fließende Gewänder rochen immer nach den Essenzen, die sie gerade destillierte: Ringelblume, Kamille, Lorbeer, Speik, Minze, Majoran. Heute war es Lavendel, der den Falten ihres weißen Kleides entströmte. Der gleiche Duft, der aus Mrs. Grahams praktischem blauen Baumwollkleid aufstieg und von ihrer knochigen Brust wehte.
    Wenn Geillis Duncan Rippen unter der Brust hatte, so sah man sie nicht. Normalerweise trug sie weite, hochgeknöpfte Gewänder aus schweren Stoffen, wie es sich für die Gattin des Prokurators ziemte. Heute sah ich sie zum ersten Mal en déshabillé . Die schwellende Fülle war eine Überraschung. Ihre Haut hatte fast den gleichen cremefarbenen Ton wie das Kleid, das sie trug, und ich konnte verstehen, warum ein Mann wie Arthur Duncan dieses einst mittellose Mädchen ohne Familie geheiratet hatte. Unwillkürlich blickte ich auf die säuberlich beschrifteten Gläser, die in einem Regal an der Wand aufgereiht waren; sicherlich war auch Salpeter darunter.
    Geillis nahm drei Glasbehälter herunter und schüttete aus jedem ein wenig in eine winzige Kohlenpfanne aus Metall. Sie zündete die Holzkohle mit der Kerzenflamme an und blies sachte ins Feuer. Duftender Rauch stieg auf.
    Es rührte sich kein Lüftchen in der Mansarde, so daß der graue Rauch senkrecht hochstieg und dabei eine Säule bildete, die der Form der hohen weißen Kerze entsprach. Geillis saß zwischen diesen beiden Säulen wie eine Priesterin in ihrem Tempel.
    »Gut, ich denke, so stimmt alles.« Während sie sich Rosmarinkrümel von den Fingern wischte, schweifte ihr Blick befriedigt über das ganze Arrangement. Die schwarzen Vorhänge mit ihren mystischen Symbolen hielten die unerwünschten Sonnenstrahlen draußen, so daß die Kerze die einzige Lichtquelle war. Die Flamme spiegelte sich in der Wasserschale, so daß es schien, als wäre auch das Wasser eine Quelle des Lichtes.
    »Und jetzt?« fragte ich.

    Geillis’ große grüne Augen glühten erwartungsvoll. Sie bewegte die Hände kreisend über der Wasseroberfläche und faltete sie dann

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