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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Schrei ertönte, und dann herrschte Totenstille.
    Arthur Duncan erschien wieder in der Tür, mit aufgerissenen Augen und so bleich, daß ich befürchtete, er könnte irgendeinen Anfall haben. Schwer atmend lehnte er am Türrahmen. Ich sprang auf und rannte zu ihm. Aber bevor ich ihn erreicht hatte, war er bereits aus dem Zimmer gewankt, als hätte er mich nicht gesehen.
    Ich klopfte selbst an die Tür.
    »Geillis! Ist alles in Ordnung?«
    Einen Augenblick war es still, dann sagte eine völlig gefaßte Stimme: »Ja, natürlich. Ich bin gleich da.«
    Als wir schließlich die Treppe hinunterkamen, trank Arthur, der sich offenbar etwas erholt hatte, mit Jamie Brandy. Er schien ein bißchen abwesend, als er seine Frau begrüßte, ihr ein mildes Kompliment für ihr Aussehen machte und Anweisung gab, die Pferde zu satteln.
    Das Bankett begann gerade, als wir ankamen. Der Prokurator und seine Gattin wurden zu Ehrenplätzen am Haupttisch geführt. Jamie und ich, deren Status etwas geringer war, saßen mit Rupert und Ned Gowan am Tisch.
    Mrs. FitzGibbons hatte sich selbst übertroffen und sonnte sich in der überschwenglichen Anerkennung für all die Köstlichkeiten.
    Das Essen war wirklich hervorragend. Ich hatte noch nie gerösteten Fasan mit Honigkastanienfüllung gegessen und nahm mir gerade die dritte Scheibe, als Ned Gowan, der meinen Appetit amüsiert beobachtet hatte, mich fragte, ob ich das Spanferkel probiert hätte.
    Meine Antwort wurde von einer Bewegung am Haupttisch unterbrochen. Colum hatte sich erhoben und kam in Begleitung von Alec MacMahon auf mich zu.

    »Wie ich sehe, sind deine Fähigkeiten grenzenlos, Mistress Fraser«, bemerkte Colum mit einer leichten Verbeugung. Ein breites Lächeln lag auf seinen markanten Gesichtszügen.
    »Wunden versorgen, Kranke heilen und jetzt sogar Fohlen auf die Welt bringen. Bald werden wir dich rufen, um die Toten zu erwecken, vermute ich.« Ein allgemeines Kichern ging durch den Saal, allerdings fiel mir auf, daß ein oder zwei Männer nervös zu Vater Bain hinüberschauten, der sich in einer Ecke mit geröstetem Lamm vollstopfte.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Colum fort und griff in seine Rocktasche, »erlaube mir bitte, dir zum Ausdruck meiner Dankbarkeit ein kleines Geschenk zu überreichen.« Er gab mir ein Holzkästchen, in dessen Deckel das MacKenzie-Wappen eingeschnitzt war. Mir war nicht bewußt gewesen, wie überaus wertvoll die Stute Losgann war, und schickte ein Dankgebet an die gütigen Geister, die mir beigestanden hatten, so daß nichts schiefgegangen war.
    »Aber nein«, sagte ich und versuchte, ihm das Kästchen zurückzugeben. »Ich habe doch nichts Besonderes getan. Es war einfach Glück, daß ich kleine Hände habe.«
    »Nichtsdestotrotz.« Colum blieb fest. »Du kannst es auch als kleines Hochzeitsgeschenk betrachten, aber ich wünsche, daß du es annimmst.«
    Jamie nickte, und ich nahm das Kästchen und öffnete es. Es enthielt einen wunderschönen Rosenkranz aus Gagat. Jede Perle war fein geschnitzt und das Kreuz mit Silber eingelegt.
    »Es ist wunderschön«, sagte ich aufrichtig. Und das war es wirklich, aber ich hatte keine Ahnung, was ich damit anfangen sollte. Obwohl ich katholisch getauft war, hatte ich nur eine höchst verschwommene Vorstellung von der Bedeutung eines Rosenkranzes, denn ich war von Onkel Lamb großgezogen worden, einem erklärten Agnostiker. Dennoch dankte ich Colum warm und reichte das Geschenk an Jamie weiter, damit er es in seiner Felltasche verwahrte.
    Ich machte einen tiefen Knicks vor Colum, erfreut, diese Kunst endlich zu beherrschen, ohne aufs Gesicht zu fallen. Er öffnte den Mund, um sich huldvoll zu verabschieden, als es einen lauten Schlag tat. Ich drehte mich um, konnte aber nichts anderes sehen als die Leute, die von den Bänken gesprungen waren, um der Ursache dieses Kraches auf den Grund zu gehen. Ungeduldig bahnte
Colum sich einen Weg durch die Menge. Als die Leute respektvoll zur Seite traten, sah ich Arthur Duncan auf dem Boden liegen. Seine Glieder zuckten krampfartig und stießen die hilfsbereit ausgestreckten Hände beiseite. Seine Frau kämpfte sich durch die Menge, fiel neben ihm auf die Knie und versuchte vergeblich, seinen Kopf in ihren Schoß zu legen. Er bohrte die Fersen in den Boden, bog den Rücken durch und machte gurgelnde, erstickte Geräusche.
    Geillis’ grüne Augen schweiften sorgenvoll über die Menge, als würde sie jemanden suchen, vermutlich mich, ich glitt unter den Tisch und kroch auf

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