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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nicht, auf welcher Seite Randalls Auftraggeber steht - ob er ausspionieren will, wer dem Prinzen folgen würde, so daß vielleicht deren Güter eingezogen werden können, oder ob er selbst gemeinsame Sache mit dem Prinzen macht und die Hochlandbewohner zum Krieg aufstacheln will, wenn es soweit ist. Ich weiß es nicht, und es ist jetzt auch nicht wichtig.« Er strich seiner Schwester die Haare aus der Stirn.
    »Wichtig ist nur, daß dir nichts geschehen ist und ich wieder zu Hause bin. Bald werde ich ganz dableiben, mo cridh . Ich verspreche es dir.«
    Sie führte seine Hand an die Lippen und küßte sie, zog ein Taschentuch heraus und schneuzte sich. Dann schaute sie zu Ian, der wie erstarrt neben ihr saß und verletzt und zornig wirkte.
    Sie berührte ihn zart an der Schulter.
    »Du denkst, ich hätte es dir erzählen müssen.«
    Er rührte sich nicht, schaute ihr in die Augen und sagte ruhig: »Aye, das tue ich.«
    Sie legte ihr Taschentuch in den Schoß und nahm seine Hände.
    »Ian, ich habe es dir nicht gesagt, weil ich dich nicht auch noch verlieren wollte. Mein Bruder war weg, mein Vater gestorben. Ich wollte nicht auch noch den Menschen verlieren, der mir am liebsten ist, lieber als Heim und Familie. Und das will viel heißen«, sagte sie mit einem Lächeln zu Jamie.
    Sie schaute Ian flehend in die Augen, und ich sah, wie Liebe und verletzter Stolz in ihm kämpften. Jamie stand auf und berührte mich an der Schulter. Wir gingen leise hinaus und ließen sie vor dem glimmenden Feuer allein.
     
    Es war eine klare Nacht, und das Mondlicht flutete durch die hohen Fenster. Ich konnte selbst nicht einschlafen und dachte, es wäre vielleicht das Licht, was Jamie wach hielt; er lag still da, aber ich merkte, daß er nicht schlief. Er drehte sich auf den Rücken, und ich hörte ihn leise vor sich hin lachen.

    »Worüber lachst du?« fragte ich ihn.
    Er drehte seinen Kopf zu mir. »Oh, habe ich dich aufgeweckt, Sassenach? Das tut mir leid. Ich hab’ mich nur an etwas erinnert.«
    »Ich habe nicht geschlafen.« Ich rutschte näher zu ihm heran. Das Bett stammte offensichtlich aus der Zeit, als die gesamte Familie noch auf einer Matratze schlief, und Hunderte von Gänsen mußten ihre Federn gelassen haben, um das gigantische Plumeau zu füllen; sich hindurchzuwühlen war, als würde man die Alpen ohne Kompaß überqueren. »Und woran hast du dich erinnert?« fragte ich, als ich an seiner Seite lag.
    »Vor allem an meinen Vater, an die Dinge, die er gesagt hat.« Er faltete die Arme hinter dem Kopf und starrte die schweren Dekkenbalken an. »Es ist merkwürdig. Solange er lebte, habe ich mir nicht viel aus dem gemacht, was er gesagt hat, aber jetzt, wo er tot ist, hat sich das geändert.« Wieder kicherte er ein wenig. »Ich denke gerade daran, wie er mich das letzte Mal versohlt hat.«
    »Muß sehr komisch gewesen sein. Hat dir schon mal jemand gesagt, daß du einen sehr merkwürdigen Sinn für Humor hast, Jamie?« Ich tastete unter den Decken nach seiner Hand. Er streichelte mir über den Rücken, was mir kleine Laute des Wohlbehagens entlockte.
    »Hat dich denn dein Onkel nicht geschlagen, wenn es nötig war?«
    »Um Gottes willen, nein! Allein der Gedanke wäre ihm zuwider gewesen. Er hat nichts davon gehalten, Kinder zu schlagen - er fand, daß man mit ihnen vernünftig reden sollte wie mit Erwachsenen.« Jamie machte einen schottischen Laut, der deutlich ausdrückte, wie absurd er eine solche Idee fand.
    »Daher kommen also deine Charakterfehler«, sagte er und tätschelte mir den Po. »Zu wenig Disziplin in der Jugend.«
    »Von welchen Fehlern redest du?« Das Mondlicht war hell genug, um sein Grinsen erkennen zu können.
    »Soll ich sie wirklich alle aufzählen?«
    »Nein.« Ich knuffte ihn mit dem Ellbogen in die Rippen. »Erzähl mir von deinem Vater. Wie alt warst du damals?«
    »Vielleicht dreizehn oder vierzehn. Groß und dünn und mit Pickeln im Gesicht. Ich weiß nicht mehr, warum ich Prügel bezogen hatte; es war wohl eher wegen etwas, was ich gesagt habe, als wegen etwas, was ich getan habe. Ich kann mich nur erinnern, daß
wir beide fuchsteufelswild aufeinander waren. Das war einer der Fälle, wo er es genoß, mich zu schlagen.« Er zog mich enger an sich. Ich streichelte über seinen flachen Bauch und spielte an seinem Nabel herum.
    »Hör auf damit, es kitzelt. Möchtest du die Geschichte hören oder nicht?«
    »O doch, ich möchte sie hören. Was werden wir tun, wenn wir je Kinder haben sollten?

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