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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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in einem Tiegel schmelzen. Bienen, Flügel und andere Verunreinigungen von der Oberfläche abschöpfen. Das Wasser abgießen und frisches Wasser daraufschütten. Eine halbe Stunde lang häufig umrühren, dann stehenlassen. Das Wasser abgießen und zum Süßen aufbewahren. Noch zweimal mit Wasser reinigen.
    Meine Hand wurde vom Schreiben müde, und ich war noch nicht einmal zum Herstellen der Kerzenformen, dem Drehen der Dochte und dem Trocknen der Kerzen angelangt.
    »Jenny, sag mal, wie lange dauert es eigentlich alles in allem, Kerzen zu machen?«
    Sie legte das kleine Hemdchen, das sie gerade bestickte, in den Schoß und dachte nach.

    »Einen halben Tag, um die Waben einzusammeln, zwei, um den Honig zu schleudern - bei heißem Wetter nur einen Tag -, ein bis zwei Tage, um das Wachs zu reinigen, je nachdem, wieviel man hat und wie schmutzig es ist. Einen halben Tag zum Herstellen der Dochte, ein oder zwei Tage für die Formen, einen halben Tag zum Wachsschmelzen, Gießen und Trocken. Insgesamt also ungefähr eine Woche.«
    Das gedämpfte Licht und die klecksende Feder machten das Schreiben zu mühsam, und so setzte ich mich neben Jenny und bewunderte das Hemdchen.
    Ihr gerundeter Leib hob sich plötzlich, was darauf schließen ließ, daß sein Bewohner sich umdrehte. Ich schaute fasziniert zu. Ich war nie länger mit einer Schwangeren zusammengewesen und staunte darüber, daß sich im Inneren so viel tat.
    »Möchtest du mal fühlen?« fragte Jenny, die sah, wie ich auf ihren Bauch starrte.
    Ohne meine Antwort abzuwarten, nahm sie meine Hand und legte sie sich fest auf den Bauch.
    »Genau da, warte einen Augenblick, er wird gleich wieder strampeln. Sie mögen es nicht, wenn man sich zurücklehnt, sie werden dann unruhig.«
    Ein kräftiger Stoß hob meine Hand ein paar Zentimeter in die Höhe.
    »Du meine Güte! Wie stark er ist!« rief ich aus.
    Jenny streichelte sich mit einem Anflug von Stolz den Bauch. »Es wird ein kräftiges Kerlchen, wie sein Bruder und sein Vater.« Sie lächelte zu Ian hinüber, dessen Aufmerksamkeit von den Stammbäumen der Zuchtstuten abgeschweift war und sich auf seine Frau und ein zukünftiges Kind gerichtet hatte.
    »Oder wie sein nichtsnutziger rothaariger Onkel«, fügte sie mit leicht erhobener Stimme hinzu, so daß Jamie es hören mußte.
    »Was? Hast du etwas zu mir gesagt?« fragte Jamie, der von seinen Büchern aufschaute.
    »Ob es wohl das ›nutzlos‹ war oder das ›rothaarig‹, was ihn hat aufhorchen lassen?« sagte Jenny halblaut zu mir und knuffte mich leicht in die Seite.
    Zu Jamie sagte sie süß: »Ach nichts, mo cridh . Wir machen uns nur gerade Gedanken, ob der Neuankömmling das Pech haben könnte, seinem Onkel zu ähneln.«

    Der fragliche Onkel stand auf und kam grinsend herüber, um sich auf das Polster zu setzen, auf dem Jennys Füße lagen. Sie machte freundlich Platz und legte sie ihm auf den Schoß.
    »Massiere sie mir ein bißchen, Jamie. Du kannst das besser als Ian.«
    Er tat ihr den Gefallen, und Jenny lehnte sich genußvoll zurück. Sie ließ das Hemdchen auf ihren Bauch fallen, der sich wiederum hob, als würde jemand darin protestieren. Jamie starrte genauso fasziniert auf die Bewegungen, wie ich es getan hatte.
    »Ist es nicht unangenehm«, erkundigte er sich, »wenn jemand in deinem Bauch Purzelbäume schlägt?«
    Jenny öffnete die Augen und verzog das Gesicht, als sich ihr ganzer Bauch plötzlich aufwölbte.
    »Mmm. Manchmal kommt es mir so vor, als wäre meine Leber schon grün und blau von den Stößen. Aber meistens fühlt es sich gut an. Es ist wie…« Sie zögerte und grinste ihren Bruder an. »Schwer, das einem Mann zu beschreiben, der ja nicht die entsprechenden Körperteile hat. Ich glaube, ich kann dir genausowenig sagen, wie es sich anfühlt, schwanger zu sein, wie du mir sagen kannst, wie es sich anfühlt, in den Sack getreten zu werden.«
    »Oh, das könnte ich dir durchaus sagen.« Er krümmte sich zusammen, rollte die Augen und stieß gurgelnde Schmerzenslaute aus.
    »Ist es nicht so, Ian?« wandte er sich an seinen lachenden Schwager.
    Seine Schwester stieß ihn mit der Fußspitze zart an die Brust. »Ist gut, du Hanswurst. Wenn es so ist, dann bin ich froh, nichts dergleichen zu besitzen.«
    Jamie richtete sich auf und strich sich die Haare aus der Stirn. »Nein«, sagte er interessiert, »liegt es wirklich nur daran, daß unsere Körper anders gebaut sind? Könntest du es denn Claire beschreiben, die noch nie ein Kind geboren

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