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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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klaffende Wunde über dem Ohr, wo mich der Besenstiel getroffen hat.«
    »Dafür hast du mir dann die Nase zum zweitenmal gebrochen, so daß wir wieder quitt waren.«
    »Sieht einem Murray ähnlich, Punkte zu zählen«, meinte Jamie kopfschüttelnd.
    »Also, wie war das?« fragte ich und zählte an den Fingern ab: »Die Frasers sind stur, die Campbells hinterhältig, die MacKenzies charmant, aber gerissen, die Grahams dumm. Und wodurch zeichnen sich die Murrays aus?«
    »Du kannst im Kampf auf sie zählen«, sagten Jamie und Ian wie aus einem Mund und brachen in Lachen aus.
    »Und hast Glück, wenn sie auf deiner Seite sind«, fügte Jamie prustend hinzu.
    Jenny schüttelte mißbilligend den Kopf über ihren Gatten und ihren Bruder.
    »Und dabei haben wir noch nicht einmal Wein getrunken.« Sie legte ihr Nähzeug weg und erhob sich mühsam. »Komm, Claire, laß uns mal nachsehen, ob Mrs. Crook etwas gebacken hat, das wir zum Portwein essen können.«
     
    Als wir nach einer Viertelstunde mit einem Tablett voller Erfrischungen wieder zum Wohnzimmer kamen, hörte ich Ian sagen: »Du hast also nichts dagegen, Jamie?«
    »Wogegen?«
    »Daß wir ohne deine Zustimmung geheiratet haben - ich und Jenny.«
    Jenny, die mir vorausging, blieb abrupt vor der halboffenen Tür stehen.
    Jamie schnaubte kurz durch die Nase. Er hatte sich auf dem Sofa ausgebreitet und die Füße auf ein Sitzkissen gelegt. »Da ich dich nicht habe wissen lassen, wo ich war, und du keine Ahnung hattest, ob ich jemals wieder zurückkommen würde, kann ich dir schwerlich einen Vorwurf daraus machen, daß du nicht gewartet hast.«
    Ich konnte Ians freundliches Gesicht im Profil sehen, wie er sich über den Korb mit Brennholz beugte. Seine Stirn war gerunzelt.

    »Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, insbesondere, weil ich doch ein Krüppel bin…«
    Jamie schnaubte diesmal lauter.
    »Jenny könnte keinen besseren Mann haben als dich, selbst wenn du beide Beine und beide Arme verloren hättest«, sagte er barsch. Ian errötete. Jamie schwang die Beine vom Kissen und setzte sich auf.
    »Wie ist es denn dann zur Heirat gekommen, wenn du solche Bedenken hattest?«
    »Guter Mann, glaubst du wirklich, ich hätte in dieser Sache etwas zu sagen gehabt? Bei einer Fraser?« Ian schaute seinen Freund kopfschüttelnd an.
    »Eines Tages kam sie zu mir aufs Feld hinaus, als ich gerade dabei war, einen Pferdewagen zu reparieren. Ich kroch hervor, völlig verdreckt, und da stand sie und sah aus wie ein Busch voller Schmetterlinge. Sie schaute mich von oben bis unten an und sagte -« Ian kratzte sich am Kopf. »Also, was sie genau gesagt hat, weiß ich nicht mehr, jedenfalls hörte es damit auf, daß sie mich küßte, dreckig wie ich war, und mich dann wissen ließ: ›Also gut, wir heiraten am Martinstag.‹« In komischer Verzweiflung ließ er die Hände sinken. »Ich war immer noch dabei, ihr zu erklären, warum wir das nicht tun könnten, als ich mich vor einem Priester sagen hörte: ›Ich nehme dich, Janet, zur Frau…‹ und meinen Schwur auf einen Haufen ziemlich unwahrscheinliche Dinge abgab.«
    Jamie lehnte sich lachend zurück.
    »Ich kenne das Gefühl. Irgendwie fühlt man sich ein bißchen hohl, was?«
    Ian lächelte. »Ja. Das geht mir heute noch so, wenn ich Jenny unerwartet auf einem Hügel gegen die Sonne stehen sehe, oder wenn sie den kleinen Jamie im Arm hat und mich nicht sieht, und ich denke: ›Ist sie wirklich deine Frau? Ich kann es nicht glauben.‹« Er schüttelte den Kopf, und seine braunen Haare fielen ihm in die Stirn. »Und dann dreht sie sich um und lächelt mich an…«
    Er schaute zu seinem Schwager auf. »Du weißt es selbst. Ich sehe ja, daß es mit dir und deiner Claire nicht anders ist. Sie ist… etwas Besonderes, oder?«
    Jamie nickte. Das Lächeln wich nicht von seinem Gesicht, veränderte sich aber irgendwie.
    »Ja«, sagte er leise, »das ist sie.«

    Bei Portwein und Keksen schwelgten Jamie und Ian weiter in Erinnerungen. Ians Vater war erst im letzten Frühjahr gestorben, so daß Ian seitdem das Gut allein verwalten mußte.
    »Weißt du noch, wie dein Vater unten an der Quelle zu uns kam und wollte, daß wir mit zur Schmiede gehen, damit wir lernten, wie eine Wagendeichsel repariert wird?«
    »Und wie er sich keinen Reim drauf machen konnte, warum wir die ganze Zeit herumzappelten -«
    »Und wie er dich gefragt hat, ob du auf den Lokus mußt -«
    Vor Lachen konnten die beiden Männer nicht weiterreden, also klärte Jenny mich

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