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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Mit ihnen sprechen oder sie schlagen?« Mein Herz klopfte schneller bei dem Gedanken, aber es gab keinerlei Anzeichen, daß dies je etwas anderes als eine rein theoretische Frage sein würde. Er ergriff meine Hände und hielt sie still an seinen Bauch gedrückt.
    »Das ist ganz einfach. Du redest mit ihnen, und dann gehe ich mit ihnen hinaus und verprügele sie.«
    »Ich dachte, du magst Kinder?«
    »Das tu’ ich auch. Mein Vater mochte mich auch, wenn ich mich nicht gerade wie ein Idiot aufführte. Er liebte mich so sehr, daß er mich windelweich prügelte, wenn ich etwas Blödes anstellte.«
    Ich drehte mich auf den Bauch. »Also dann erzähl mir die Geschichte.«
    Jamie setzte sich auf und schüttelte die Kissen auf, bevor er sich wieder zurücklegte und die Arme hinter dem Kopf verschränkte.
    »Er schickte mich wie gewöhnlich zum Zaun hinaus - ich mußte immer vorausgehen, damit ich in der Zeit, in der ich auf ihn wartete, gehörig Angst und Reue empfinden würde, wie er sagte -, aber diesmal war er so wütend, daß er mir auf den Fersen folgte. Er legte mich über den Zaun und schlug zu. Ich biß die Zähne zusammen und war entschlossen, keinen Ton von mir zu geben. Er sollte verdammt noch mal nicht merken, wie weh es tat. Normalerweise wußte ich, wann er aufhören würde, aber diesmal fand er kein Ende. Ich stöhnte bei jedem Schlag und spürte, wie mir die Tränen kamen, aber es gelang mir, nicht zu schreien.« Die Decke war ihm bis zur Taille heruntergerutscht, und die Haare auf Jamies Brust glänzten silbern im Mondlicht. Sein Herz klopfte so sehr, daß ich den Pulsschlag unter seinem Brustbein sehen konnte.
    »Ich weiß nicht, wie lange er weitermachte, vielleicht war es gar nicht so lang, aber mir schien es wie eine Ewigkeit. Schließlich hielt er inne und schrie mich an. Er war außer sich vor Zorn, und ich war selber so wütend, daß ich kaum hörte, was er sagte.

    ›Verdammter Kerl, Jamie‹, brüllte er, ›schrei endlich! Du bist jetzt so groß, und ich wollte dich niemals wieder schlagen, aber ich möchte dich noch ein Mal richtig aufjaulen hören, Junge, bevor ich aufhöre, nur damit ich mir einbilden kann, ich hätte zu guter Letzt doch noch Eindruck auf dich gemacht!‹
    Ich war so außer mir, daß ich mich aufrichtete, herumfuhr und ihn anbrüllte: ›Warum hast du das denn nicht gleich gesagt, du alter Idiot! AUA!‹
    Als nächstes fand ich mich auf dem Boden wieder, und der Kiefer schmerzte mir, wo er seinen Treffer gelandet hatte. Er stand keuchend über mir, Haare und Bart völlig zerzaust, und streckte die Hand aus und zog mich hoch.
    Dann klopfte er mir auf den Kiefer und sagte, noch halb außer Atem: ›Das war dafür, daß du deinen Vater einen Idioten genannt hast. Es ist vielleicht wahr, aber es ist trotzdem respektlos. Komm, wir waschen uns fürs Abendessen.‹ Danach hat er mich niemals mehr angerührt. Er hat mich immer noch angeschrien, aber ich habe zurückgeschrien, und seitdem ging es meist von Mann zu Mann.«
    Jamie lachte zufrieden, und ich schmiegte mich in seine warme Schulterbeuge.
    »Ich hätte deinen Vater gerne kennengelernt«, sagte ich. »Aber wer weiß, vielleicht wäre er nicht damit einverstanden gewesen, daß du eine Engländerin heiratest.«
    Jamie drückte mich fest an sich und zog die Decke über meine nackten Schultern. »Er hätte gedacht, ich wäre endlich zur Vernunft gekommen.« Er streichelte mir über die Haare. »Er hätte meine Wahl in jedem Fall respektiert, aber dich« - er küßte mich zart auf die Stirn -, »dich hätte er sicher gern gehabt, meine Sassenach.« Und das war nun wirklich keine geringe Auszeichnung.

30
    Kamingespräche
    Der Riß, den Jennys Offenbarungen zwischen ihr und Ian erzeugt hatten, schien geheilt zu sein. Am nächsten Tag saßen wir kurz nach dem Abendessen wieder im Wohnzimmer beisammen. Ian und Jamie besprachen bei Holunderwein Fragen der Gutsverwaltung, und Jenny, die endlich Zeit hatte, sich auszuruhen, hatte ihre geschwollenen Füße hochgelegt. Ich war damit beschäftigt, die Rezepte aufzuschreiben, die sie im Lauf des Tages beiläufig erwähnt hatte.
    ZUR BEHANDLUNG VON KARBUNKELN, überschrieb ich das nächste Blatt.
    Drei Eisennägel eine Woche lang in saures Bier legen. Dann eine Handvoll Zedernholzspäne dazugeben. Wenn die Späne auf den Boden sinken, ist die Mixtur fertig.
     
    BIENENWACHSKERZEN
    Den Honig aus den Waben schleudern. Die toten Bienen so weit wie möglich entfernen. Die Waben mit wenig Wasser

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